Keine Kurzreisen mehr mit dem Flugzeug

Die Reiseplattform Evaneos bietet keine Kurzreisen von weniger als fünf Tage mit dem Flugzeug mehr an.
Marion Phillips (l.) und Letsy Vattanirappel ©Evaneos

Städtereisen übers Wochenende erfreuen sich grosser Beliebtheit und haben das Vor-Corona-Niveau beinahe wieder erreicht.

Als erster Schritt der Dekarbonisierungs-Strategie wird Evaneos jedoch keine solchen Reisen mit dem Flugzeug mehr anbieten, sofern sie weniger als fünf Tage dauern. Evaneos argumentiert: Flugreisen stossen in Relation zur Häufigkeit und Dauer dieser Mini-Urlaube unverhältnismässig viel CO² aus. 

Verlagerung auf den Zug

Um dieser Entwicklung proaktiv entgegenzuwirken, hat die Reiseplattform Evaneos eine progressive Strategie entwickelt, mithilfe derer der CO²-Ausstoss bei den vermittelten Reisen gesenkt werden soll. Der erste wichtige Schritt besteht darin, keine fünftägigen Kurzreisen (oder kürzer) mit dem Flugzeug mehr anzubieten. Vielmehr wird der Fokus auf längere Reisen zu näher gelegenen Destinationen in Kombination mit umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln wie beispielsweise dem Zug verlagert.

Transportmittel ausschlaggebend für CO²-Ausstoss

Laut der Organisation Sustainable Travel International sind die Transportemissionen für knapp die Hälfte der weltweit durch Tourismus verursachten CO²-Emissionen verantwortlich. Dabei belasten insbesondere Städtereisen die CO²-Bilanz des Tourismussektors erheblich.

Der von Ademe (französischen Agentur für den ökologischen Wandel) erstellten CO²-Bilanz für das Jahr 2021 zufolge, stösst der Einreiseverkehr, d. h. der Tourismus aus dem Ausland, in Frankreich – der Heimat von Evaneos – pro Übernachtung viermal mehr CO² aus als der Inlandstourismus. Hauptgrund: das Transportmittel der Reisenden.

«Werbung für Reisen dreht sich nach wie vor hauptsächlich um exotische Orte mit Palmen, weissem Sandstrand und türkisen Meer – das verstärkt die Sehnsucht nach Fernreisen. Uns als Reiseplattform kommt deshalb eine grosse Verantwortung zu, die Vorstellung vom Reisen im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig zu verändern», erklärt Marion Phillips, Head of Sustainability bei Evaneos.

 

«Deswegen empfehlen wir, Flugreisen für aussergewöhnliche Anlässe zu reservieren, für die man längere Zeiträume einplanen kann. Die restlichen Urlaubstage bieten hingegen die Möglichkeit für Kurztrips in die nähere Umgebung.» 

Nachhaltige Reisealternativen im Einklang mit den Unternehmenswerten

Da aber nicht nur Städtereisen negative Auswirkungen auf die Schadstoffemissionen des Tourismussektors haben, sondern eben auch Fernreisen, legt Evaneos grundsätzlich den Fokus auf Reisen mit einer Länge von mehr als einer Woche. Darüber hinaus möchte das Unternehmen den Anteil abgelegener Reiseziele weiter verringern und dafür eine grössere Anzahl nachhaltiger Reisealternativen schaffen, die mit den kommunizierten Werten in Einklang stehen.

«Wir sind fest davon überzeugt, dass der Verzicht auf Städtereisen und die schrittweise Reduzierung des Fernreiseangebots der richtige Weg hin zu nachhaltigerem Reisen ist und gerade die Tourismusbranche ihren Teil zum Erreichen dieses Ziels beitragen muss. Sowohl indem sie das Angebot anpasst, um Emissionen einzudämmen, als auch indem sie eine wichtige aufklärende Rolle gegenüber den Reisenden einnimmt», kommentiert Letsy Vattanirappel, Country Managerin DACH von Evaneos.

«Wir müssen nachvollziehbar vermitteln, dass bewusstes und verantwortungsvolles Reisen möglich ist, ohne auf das gewohnte und erwünschte Reisevergnügen verzichten zu müssen.»

Grosse Herausforderung

Die Herausforderung ist gross – die Hälfte der aktuell von Evaneos vermittelten Reisen beinhaltet einen mehr als vierstündigen Flug und An-/Abreise machen 71% des CO²-Ausstosses des Unternehmens aus.

«Städtereisen machen nur einen relativ kleinen Teil unseres Umsatzes aus, aber diese Ankündigung ist der erste Schritt einer langfristig angelegten Dekarbonisierungs-Strategie. Wir sind bereit, auf Einnahmen zu verzichten, wenn die gewünschte Reiseaktivität nicht mit unseren Werten übereinstimmt. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass wir Alternativen für unsere Kund*innen schaffen müssen, um den Wandel zu fördern», erläutert Marion Phillips.

Fokus auf Bahn-, Velo- und Wanderreisen

So möchte Evaneos, wenn möglich, die Reisenden zur Nutzung von Zug oder Bus animieren, auch wenn die finale Wahl des Transportmittels in den Händen der Kund*innen bleibt. Hierzu plant Evaneos 2024 Partnerschaften mit verschiedenen Bahnreise-Plattformen zu schliessen, um das eigene Angebot zu erweitern und damit die Attraktivität dieses Reisemittels zu steigern.

Zudem verfolgt das Unternehmen die Eröffnung neuer Strecken, um im Laufe der weiteren Entwicklung des Schienennetzes neue Routen vorschlagen zu können. Um die Dekarbonisierung von Reisezielen zusätzlich voranzutreiben, arbeitet Evaneos unter anderem daran, das Angebot an Wander- und Fahrradrouten weiter auszubauen. (TI)