Die Lufthansa Group beendet die Zusammenarbeit mit dem US-Datenhändler Prism Group. Ob die Trennung ganz freiwillig geschah, oder ob die Fluggesellschaft einem möglichen Verbot durch das Kartellamt zuvorkommen wollte, ist laut einer Meldung von «fvw.de» nicht klar. Der Geschäftsreiseverband VDR hatte mehrfach gegen die Datenweitergabe an die Prism Group protestiert und auch die Behörden dagegen alarmiert.
Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) begrüsst denn auch in einer Mitteilung die Ankündigung der Lufthansa Group. Gleichzeitig fordert der Geschäftsreiseverband weitere Airlines auf, dem Beispiel zu folgen. Die Datenweitergabepflicht an die Prism Group schaffte es schon 2013 auf den ersten Platz auf der Liste der Geschäftsreise-Ärgernisse der VDR-Mitglieder.
Wie viele Fluggesellschaften verpflichteten die Airlines der Lufthansa-Gruppe die Unternehmen in ihren Rahmenverträgen dazu, ihre Flugbuchungsdaten über das Reisebüro an den Datenhändler Prism direkt weiter zu leiten. Bei diesen Daten handle es sich um sensible Unternehmensinformationen, argumentierte der VDR seit Jahren und schaltete auch das deutsche Bundeskartellamt ein.
Weiter sehen Kritiker einen klaren Verstoss gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Sensible europäische Daten dürfen demnach nicht auf Servern ausserhalb der EU landen, also auch nicht in den Vereinigten Staaten.
Rückschlüsse auf Mitbewerber zum Nachteil der Kunden
In der Tat: Airlines verfügen über sehr detaillierte Informationen zum Reiseverhalten der Mitarbeiter und des Unternehmens. Damit können Fluggesellschaften Rückschlüsse auf Mitbewerber und deren Marktanteile sowie auf die Durchschnittspreise pro Strecke ziehen und Firmenkunden gezielte Angebote unterbreiten. Das kann langfristig zu Wettbewerbsverzerrungen und höheren Preisen für Unternehmen führen. Denn verweigerte ein Unternehmen die Datenlieferung, hatte es keinen Zugang zu den attraktivsten Raten oder bekam gar keinen Unternehmensvertrag.
Je nach Flugstrecke können die Airlines aus den Prism-Reports wichtige Informationen über die Buchungen der Firmen bei anderen Fluggesellschaften herauslesen. Solche Market-Share-Vereinbarungen sind in den USA möglich, in Europa jedoch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verboten.
VDR verspricht Hilfe
«Die aufgekündigte Zusammenarbeit der Lufthansa mit Prism ist ein wichtiger Schritt gegen Marktabsprachen und für einen besseren grenzüberschreitenden Datenschutz», sagt VDR-Präsident Christoph Carnier. Aus Sicht des VDR entspreche der Umgang mit Informationen durch Prism nicht dem Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit von Daten. Zudem verfälsche die Weitergabe von Verkaufsdaten den Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften und schwäche die Verhandlungsposition der Unternehmen gegenüber den Airlines.
«Wir ermutigen unsere Mitglieder daher, ihren Vertragspartnern nahezulegen, im Sinne eines fairen Wettbewerbs und der Einhaltung deutscher und europäischer Datenschutzbestimmungen ebenfalls aus Prism auszusteigen. Gleichzeitig bieten wir den Airlines an, an einem neuen standardisierten und datenschutzkonformen Reporting mitzuarbeiten», so Carnier.
Die Prism Group wird von zahlreichen Airlines unter anderem dafür eingesetzt, das Monitoring der Firmenverträge durchzuführen. Durch Ankauf von Marktdaten können sich die Airlines einen Wettbewerbsvorteil in Verhandlungen mit Unternehmen verschaffen. So ist es den Airlines möglich, mit dem Wissen über das Reiseverhalten von Geschäftsreisenden und Kenntnis der Wettbewerbssituation auf einer bestimmten Flugstrecke, nachfragebezogene Preisanpassungen zum Nachteil der Kunden vorzunehmen. (Business Traveltip)
