Mallorca-Tourismus mehr Fluch als Segen?

Erneut demonstrierten zehntausende Einheimische in Palma de Mallorca gegen die Folgen des Massentourismus.
Die Overtourism-Deomnatartion in Palma sorgte auch auf Social Media für Aufsehen. ©X/Luis_M.Senior

Mallorca, die Hauptinsel der Balearen, beheimatet insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen. Letztes Jahr kamen insgesamt 18 Millionen Besucher*innen auf die Baleareninseln, die Hochrechnungen prognostizieren ein weiteres Wachstum.

Den Einheimischen sind diese Zahlen und die damit verbundenen Begleitumstände des Massentourismus längst ein Dorn im Auge und sie empfinden dies viel eher als «Fluch» , denn als Segen.

Es macht sich je länger je mehr offener Widerstand aus der Bevölkerung dagegen breit – nicht nur auf Mallorca, sondern in ganz Spanien.

Beisst sich dabei die Katze in den sprichwörtlichen, eigenen Schwanz?

Die Tourismusindustrie warnt vor solchen Protesten, denn der Tourismus spült auf Mallorca alljährlich rund 20 Milliarden Euro in die Inselkassen. Die Gegner kritisieren derweil, dass aber nur eine Minderheit davon wirklich profitiere, während die grosse Mehrheit nur Jobs mit Niedriglöhnen im Tourismus bekomme.

Die immer teurer werdenden Wohnungen seine davon nicht mehr zu bezhalen. Staus, Lärm und Schmutz belasten die Insulaner obendrein – viele kämen sich in der eigenen Heimat wie Fremde vor.

So sind am Sonntagabend erneut zig Tausend Menschen auf Mallorca auf die Strasse gegangen, um gegen Massentourismus zu demonstrieren. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 20’000. Die Organisatoren sprachen von 50’000, was aber offenbar deutlich zu hoch gegriffen war.

Der Groll richte sich primär gegen Kreuzfahrtschiffe und Billigflieger, und so ging der Demonstrationszug mitten durch die Altstadt Parmas, die von Touristen immer gut frequentiert ist – um das Anliegen möglichst nah bei den «Verursachern» zu platzieren.

Feriengäste, an denen die Demonstranten vorbeizogen, seien laut «Mallorca Zeitung» beeindruckt gewesen,  und hätten die Demonstranten zum teil sogar ermutigt und Beifall geklatscht. Anderen sei die Kundgebung eher unangenehm gewesen.

Friedliche Kundgebung

Auch wenn die mallorquinische Volksseele brodelt, sind keine Meldungen über gewalttätige Übergriffe oder Ausschreitungen bekannt. Im Gegensatz zu Barcelona, wo Anfangs Juli bei einer ähnlichen Demonstration Touristen sogar angefeindet, und mit Wasserpistolen nassgespritzt worden sind, blieb die Kundgebung in Palma offenbar friedlich.

Man sei auch nicht gänzlich gegen den Tourismus, man verlange aber im Sinne von «das Mass ist voll» nach einem nachhaltigeren und für alle Seiten verträglicheren Tourismus, so der Grundtenor.

Inselchefin Marga Prohens ist nun gefordert, eine Lösung zu finden. «Wir wollen einen gesellschaftlichen und politischen Pakt schliessen, um die Inseln nachhaltiger aufzustellen», sagt sie. Die Tourismusbranche habe Hunderttausende Jobs und Wohlstand geschaffen, sie müsse aber auch sozialverträglich sein, die Menschen müssten sich damit wohlfühlen können. «Die Urlauber sind auf den Balearen willkommen, und das wird auch so bleiben», versichert Prohens. (TI)