Bereits zum zehnten Mal hat der NABU im Rahmen eines Rankings die umgesetzten Massnahmen und Ziele der Kreuzfahrtanbieter auf dem Weg zu einer sauberen, klimaneutralen Kreuzfahrt bewertet.
Das Ranking beruht auf der Roadmap des NABU, die kurz-, mittel- und langfristige Massnahmen für die Cruise-Industrie definiert (s. www.nabu.de).
Abgeschlagene US-Reedereien
Befragt wurden 19 Reedereien, maximal konnten 17 Punkte erreicht werden. An erster Stelle liegt die norwegische Postschifflinie Hurtigruten Norway, welche 50 Prozent der maximal möglichen Punktzahl erreicht. Direkt dahinter liegen die deutschen Reedereien Aida Cruises und Hapag-Lloyd Cruises, die französische Ponant und TUI Cruises, gefolgt von Hurtigruten Expeditions.
Die zwei europäischen Grossreedereien MSC und Costa liegen in der zweiten Tabellenhälfte, wo sich auch die grossen US-amerikanischen Reedereien tummeln. Viking Ocean Cruises wird mit knapp 30 Prozent aufgeführt, dahinter liegen die Marken Carnival Cruise Line, Cunard, Princess Cruises, Holland America Line und P&O Cruises von Carnival Corporation, Norwegian Cruise Lines, Royal Caribbean International und Celebrity Cruises.
Strengere Gesetze gefordert
Der NABU kommentiert das Ranking in gewohnt kritischem Ton: Die Ergebnisse zeigten, dass von vielen Unternehmen vor allem schöne Worte und Ankündigungen kommen und bislang nur wenig konkret umgesetzt sei.
Kritisiert wird vor allem, dass das giftige, aber billige Schweröl weiterhin der Treibstoff der Wahl für das Gros der Flotte sei. Nur wenige wirklich zukunftstaugliche Projekte seien in Planung und Umsetzung. Auch die Nutzung von Landstrom in Häfen sei noch viel zu tief.
Der Industrie wird aber auch zugutegehalten, dass die Mehrzahl der Unternehmen eine Klimastrategie habe und sich zu den Klimazielen von Paris bekenne. Zudem nutzten erste Reedereien in Ergänzung zum Verbrennungsmotor inzwischen neue Technologien wie Batterien und Brennstoffzellen.
Dem guten Abschneiden von Hurtigruten Norway liegen gemäss NABU strenge Regulierungen und Vorgaben Norwegens zu Grund. Um in der gesamten Branche eine vergleichbare Entwicklung zu forcieren, brauche es deshalb strengere Gesetze in Bezug auf ein generelles Schwerölverbot, Landstrompflicht, E-Fuels-Quoten und die grossflächigere Ausweisung von Null- und Niedrig-Emissionsgebieten.
Zur Einordnung: Der NABU konzentriert sich in seiner Arbeit ausschliesslich auf Kreuzfahrtschiffe, die weniger als ein Prozent sämtlicher Schiffe auf allen Weltmeeren ausmachen. Andere Stimmen sprechen der Cruise-Industrie trotz aller Kritik durchaus eine gewisse Vorreiterrolle beim Umwelt- und Klimaschutz bezüglich der gesamthaften Schifffahrt zu.
Beat Eichenberger