Neue Marktmacht auf dem Mississippi

American Cruise Lines (ACL) hat die vier Schaufelraddampfer der insolventen American Queen Voyages übernommen.
Klassischer Schaufelraddampfer American Queen Duchess. ©Duchess/AQV

Ende Februar meldeten American Queen Voyages (AQV) und die Muttergesellschaft Hornblower-Group Insolvenz an und stellten den Betrieb ihrer Schiffsflotte ein (TI berichtete). Im Rahmen einer Auktion hat nun kürzlich American Cruise Lines die vier Raddampfer von AQV übernommen.

Dabei geht es um die in einem traditionellen Stil gehaltenen und bekannten Mississippi-Dampfer American Queen, American Duchess und American Countess sowie die auf dem Columbus und Snake River verkehrende American Empress.

Gemäss «Seatrade» konnte ACL die Schiffe zu einem Schnäppchenpreis übernehmen: Der traditionsreiche und grösste Raddampfer Mississippi Queen änderte für 2,15 Mio. US-Dollar die Hand, die American Empress und Countess für je 1,6 Mio. USD und die American Duchess für 200’000 USD.

Wie verschiedenen Medien berichten, hat John Waggoner, Gründer von American Queen Voyages, die zwei AQV-Küstenschiffe Ocean Voyager und Ocean Navigator ersteigert. Diese beiden Einheiten stiessen vor wenigen Jahren mit der Übernahme von Victory Cruises zur AQV-Flotte.

Das von AQV gecharterte SunStone-Expeditionsschiffe Ocean Victory (Baujahr 2021) wird im Sommer 2024 stillgelegt und soll ab Sommer 2025 im Mittelmeer zum Einsatz kommen. Im Winter wird das Schiff von Albatros Expeditions gechartert.

Welche Auswirkungen hat der Deal?

Mit der Übernahme der vier AQV-Dampfer ist American Cruise Lines nun fast konkurrenzlos auf den grossen amerikanischen Flüssen unterwegs. Einziger Mitbewerber auf dem Mississippi ist derzeit Viking, seit 2022 mit der im europäischen Stil gehaltenen Viking Mississippi aktiv.

American Cruise Line ist über die letzten Jahre rasant gewachsen und betreibt aktuell zehn Flussschiffe und neun Küstenschiffe unterschiedlicher Bauklassen. Im Küstensegment will ACL die Zahl der neuen «Costal Cats» in den nächsten Jahren um rund zehn weitere Einheiten massiv erhöhen.

Auf dem Mississippi hat ACL mit der American Heritage und American Splendor zwei klassische Schaufelraddampfer im Einsatz, ebenso auf dem Columbus und Snake River mit der American West und American Pride. In beiden Fahrtgebieten hat ACL vor allem aber seit 2018 die Flussflotte durch neue, moderne Schiffe ergänzt: American Song, Harmony, Jazz, Melody, Symphony und Serenade.

Man darf gespannt sein, wie American Cruise Lines nun die übernommenen Fluss-Einheiten von American Queen Voyages in ihr Unternehmen integrieren wird und welche Auswirkung die Konsolidierung allenfalls auf die Preisgestaltung haben wird.

Beat Eichenberger