Oman: «Von der Fussball-WM hat hier niemand gross profitiert»

Reportage von TRAVEL INSIDE Reise-Journalist Reto E. Wild aus Oman über Auslastungszahlen, neue Hotels und Projekte.
Das Shangri-La Resort besteht aus den drei Hotels Al Husn, Al Bandar und Al Waha mit insgesamt 640 Zimmern sowie 19 Restaurants, Bars und Lounges an einem 500 Meter langen Privatstrand.

An Bord des Airbus 330 von Oman Air zwischen Zürich und Maskat erhalten die Passagiere als Willkommensgruss arabischen Kaffee und Datteln – ganz der omanischen Tradition von Gastfreundschaft verpflichtet.

Für die Gäste in Business Class stehen arabische Spezialitäten wie Mezze, rote Linsensuppe oder grillierter Fisch an einer Ingwerrahmsauce zur Auswahl – aber auch westliche Speisen wie Lamm an einer Pilzsauce oder ein Käseteller. Zur Begleitung wird unter anderem Lallier-Champagner kredenzt, ein Penfolds-Blend, rote und weisse Bordeaux, Sauternes oder Portwein.

Allerdings fliegt Oman Air derzeit nur dreimal wöchentlich zwischen Zürich und dem Sultanat. «Wir werden die Frequenz ab dem 17. Dezember 2022 auf viermal pro Woche erhöhen, jeweils mittwochs, freitags, samstags und sonntags», verspricht Abeer AlBalushi von der Unternehmenskommunikation der Oman Air. Diesen Entscheid haben die Hoteliers sehnlichst erwartet, denn nonstop ab Zürich fliegt nur noch Edelweiss (freitags) nach Maskat.

Der Schwarzwälder René Egle arbeitet seit 20 Jahren für die Hotelkette Shangri-La, seit Oktober 2019 für das Shangri-La Resort vor den Toren von Maskat.

René D. Egle (58), Hoteldirektor des Shangri-La Barr Al Jissah Resort & Spa mit 460 Zimmern und Suiten, erklärt: «Frankreich, die Schweiz und Deutschland sind unsere traditionellen Märkte. Rund 20 Prozent tragen die Golfstaaten zu unserem Gästeaufkommen bei. Wie sich das Geschäft weiterentwickelt, hängt nun ganz davon ab, woher und wie oft es Direktflüge gibt.»

Im Shangri-La Resort, das aus den drei Häusern Al Husn (nur für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren mit zusätzlich 180 Zimmern), Al Bandar (eher für Paare und Geschäftsreisende) und Al Waha (Familien) besteht, beträgt die Auslastung laut Egle «in allen drei Hotels 45 Prozent, wobei es auch Wochen gibt mit 80 Prozent Belegung».

Einige Kunden würden das 40 Minuten vom Flughafen Maskat und sehr ruhig gelegene Shangri-La mit seinem 500 Meter langen Privatstrand und 19 Restaurants, Bars und Lounges auch für zwei oder drei Wochen buchen.

Enttäuscht ist Egle hingegen von der am 20. November eröffneten Fussball-WM in Katar: «Vom World-Cup hat hier niemand gross profitiert», gibt der Schwarzwälder zu Protokoll.

Der Lieblingsort von Prinzessin Diana: Das Anantara Jabal Al Akhdar befindet sich in den Grünen Bergen Omans, gut fünf Fahrstunden von Dubai und zwei Stunden vom Flughafen Maskat.

Seine Landsfrau Maren Kühl aus Braunschweig (50), Hoteldirektorin des thailändischen Luxusresorts Anantara Al Jabal Al Akhdar in den grünen Bergen Omans, pflichtet ihm bei. «Wir sind hier zu weit weg vom Schuss.» Das Angebot ‘Fifa 2022 Stay’ mit Übernachtungen ab 150 Omanische Rial – umgerechnet gut 370 Franken – habe ein paar Buchungen generiert, aber nicht von Gästen, die an Fussball interessiert seien.

Laut Kühl, die zuvor 22 Jahre in Dubai und hauptsächlich für Jumeirah arbeitete, kommt das Anantara mit seinen 115 Villen auf 2000 Meter über Meer auf eine durchschnittliche Auslastung von 40 bis 50 Prozent, wobei Expats und Einheimische aus den VAE 60 bis 70 Prozent zu diesem Wert beisteuern.

Dubai ist mit dem Auto nur gut 5 Stunden von Jabal Al Akhdar entfernt, einem Lieblingsort von Prinzessin Diana, die ihn 1987 besuchte. Die internationalen Gäste machen bei diesem Anantara-Resort nur 30 Prozent aus.

Oman Air Holidays legt bis zum 25. Dezember 2022 ‘Football Holidays Deal in Oman’ auf, Oman Air Match Day Shuttles zwischen Maskat und Doha ab 49 OMR (121 Franken) für Retourflugbillette ohne Gepäck. Das sind 13’000 zusätzliche Sitze während der WM bis zum 19. Dezember 2022.

Abeer AlBalushi von Oman Air sagt: «Wir haben auf diesen Flügen eine gute Nachfrage.» Und ergänzt: «Wir werden den Freizeit- und Geschäftsreiseverkehr zwischen der Schweiz und dem Oman weiter ausbauen. Touristen können heute schon eine breite Palette von Aktivitäten im Oman erleben wie Golfen, Tauchen, Schnorcheln, Wandern, Trekking und Velofahren. Und je nach Saison werden Delfin-, Wal- und Schildkrötenbeobachtungen angeboten.»

Oman Air, die seit dem 2. Dezember 2011 ab Zürich fliegt und per 2024 der Oneworld beitreten soll, kurbelt das Geschäft zusätzlich mit «Muscat Mini-breaks» an: Für umgerechnet weniger als 100 Franken gibt es eine Übernachtung mit Frühstück und Transport in der omanischen Hauptstadt.

Noch sind im Sultanat internationale Luxushotels selten. Laut Maren Kühl vom Anantara Al Jabal Al Akhdar helfe sich die «übersichtliche Gemeinschaft der Fünfsternehotels im Oman gegenseitig, wenn beispielsweise ein Getränk nicht zur Verfügung steht oder die Bügelmaschine ausgefallen ist».

Doch das sehr ursprünglich gebliebene Nachbarland der Vereinigten Arabischen Emirate – gut siebenmal grösser als die Schweiz bei nur 4,7 Millionen Einwohnern – rüstet mit dem im Januar 2021 lancierten Projekt Oman Vision 2040 auch touristisch auf. Mehr und mehr Player mischen im Markt mit, erkennen sein Potenzial.

Minor, die Muttergesellschaft von Anantara, habe, so Kühl, den Oman für weitere Projekte analysiert. Bereits im Dezember 2022 eröffnet die Konkurrenz mit dem Jumeirah Muscat Bay und 195 Zimmern, nur neun Fahrminuten vom Shangri-La Barr Al Jissah Resort & Spa entfernt. Zusammen mit dem Shangri-La und dem legendären Al Bustan Palace ist es die beste Adresse für Badeferien in Maskat.

Das Chedi Muscat, um ein weiteres Luxushotel zu erwähnen, verfügt mit 103 Metern zwar über den längsten Swimmingpool im Mittleren Osten und über ein fantastisches Frühstücksbuffet, aber nicht über den schönsten Strand. Das im Juni 2019 eröffnete W Muscat in der Nähe des Opernhauses ist ein Haus im Stil eines resortähnlichen Stadthotels, das mit seinem jungen Publikum und der Musik in der Anlage an Dubai erinnert. Und das drei Kilometer vom W-Hotel entfernte und bereits gegen zehn Jahre alte Crowne Plaza mit seinen vier Sternen befindet sich beim öffentlichen Strand von Qurum, der durch die Unwetter vergangener Jahre nicht mehr so breit wie früher ist.

Wer mit Oman Air in Business Class reist, profitiert am Flughafen von Maskat von diesem separaten Check-in-Raum.

Zum Schluss ein weiterer Tipp für die Reiseberatenden am Reisebüro-Schalter: Wer sich Business Class mit Oman Air leistet, hat neben den Annehmlichkeiten an Bord viele weitere Vorteile: angefangen beim Freigepäck von 50 Kilogramm (gilt auch für Inlandflüge zum Badeort Salalah) über den Fast Track bei der Einreise bis zu einem separaten Raum fürs Check-in beim Rückflug und dem Zugang zur riesigen Lounge am Flughafen von Maskat, wo man mit Laurent-Perrier prickelnd auf den Ferienabschluss anstossen kann. Selbstverständlich stehen auch Datteln und arabischer Kaffee zur Verfügung, wie man sich das von der omanischen Gastfreundschaft gewohnt ist.

Reto E. Wild, Oman