Overtourism ist Thema im Schweizer Parlament

Ein Vorstoss schlägt eine Gebühr für die Einreise in die Schweiz vor.
Nationalratssaal
© Parlamentsdienste 3003 Bern/Béatrice Devènes

Mit einer Einreisesteuer will die SVP ausländische Touristen von der Schweiz fernhalten. SVP-Nationalrat und Fraktionschef Thomas Aeschi verlangt eine solche Abgabe in einer parlamentarischen Initiative.

Unter dem Titel «Einreiseabgabe für Ausländerinnen und Ausländer» schlägt er eine Pauschale von CHF 25 pro «volljährigen Ausländerinnen und Ausländern» vor. Dies sei «für Touristen finanziell verkraftbar, da dies pro Person weniger als drei Prozent der durchschnittlichen Übernachtungskosten für einen fünftägigen Aufenthalt in der Schweiz ausmachen würde». Das Geld soll zweckgebunden der AHV zufliessen.

«Viele Tourismus-Hotspots kämpfen mit den Auswirkungen von Overtourism. Dieser entsteht, wenn der stark zunehmende Tourismus angesichts des begrenzten Raumes zu zunehmenden Konflikten führt. Als Massnahmen gegen den Overtourismus werden gemeinhin die Kontingentierung, Verbote, Preise, Gebühren und Steuern genannt», begründet er seinen Vorstoss. Er verweist auf Bhutan das im Juli 2022 seine Tourismusabgabe (Sustainable Development Fee, SDF) auf USD 200 pro Tag erhöht habe, Neuseeland, das seit Oktober 2019 bei der Einreise NZD 35 verlange und Kroatien, das ab kommendem Jahr eine Öko-Gebühr sogar von Tagesbesuchern einführe.

Am Anfang war André Lüthi

Aeschi bezieht sich mit seiner Forderung auf den Overtourism-Kritiker in der Reisebranche, den Globetrotter-CEO André Lüthi. Er hatte in einem in der Branche vielbeachteten Zeitungsartikel unter dem Titel «Ohne Kontingentierung scheitert der Tourismus» für Beschränkungen an touristischen Hotspots plädiert. Er führte Beispiele an wie Venedig, Dubrovnik, Barcelona und Angkor Wat, wo Touristenmassen mehr Fluch als Segen seien und merkte an, dass es auch in der Schweiz an gewissen Orten prekär werde.

Und was hält André Lüthi von Thomas Aeschis Idee? Nicht besonders viel, wie er TRAVEL INSIDE mitteilt. «Wegen CHF 25 Landeseinreisegebühr würde  kein einziger Tourist weniger einen Hotspot besuchen», so der Globetrotter-CEO und Politikverantwortliche im Vorstand des Schweizer Reise-Verbands (SRV). Er hält an seinem Vorschlag fest, den er bereits im genannten Zeitungsartikel gemacht hatte: «Es braucht Kontingentierungen an den identifizierten Hotspots in unserem Land und auf dem ganzen Planeten.»

Christian Maurer