Rauch bis nach New York City

Waldbrand-Saison in Kanada bereits jetzt die schlimmste in der Geschichte des Landes.
©Google Maps/A3M

Beissender Rauch in den Strassen Manhattans: Die aktuellen Bilder aus New York gehen um die Welt. Brände im Osten Kanadas ziehen bis in die US-Megametropole und lenken die Aufmerksamkeit auf eine ungewöhnlich starke Waldbrandsaison in dem nordamerikanischen Flächenland. Eine Einordnung hat nun das auf Krisenfrühwarnung spezialisierte Unternehmen A3M vorgenommen. 

Die diesjährige Saison sei in puncto Waldbrand bereits jetzt die schlimmste in der Geschichte des Landes, so Thorsten Muth vom Travel Analyst Team des Tübinger Unternehmens, das unter anderem für führende Reiseveranstalter wie TUI, FTI und die DER-Gruppe arbeitet. Rund 9% aller Wälder auf der Erde befänden sich in Kanada – umso bedrohlicher sei die aktuelle Lage. Die Saison sei nicht nur die schlimmste, die man dort bisher gesehen habe. Sie habe in diesem Jahr auch ungewöhnlich früh begonnen. 

«Wir beobachten in den vergangenen Jahren immer mehr Brände in dem Land – und zwar sowohl im Westen als auch im Osten Kanadas», so Muth. «Normalerweise startet die Saison erst im Mai. 2023 verzeichneten wir jedoch bereits im März eine Reihe von grösseren Waldbränden. Ausser Nunavut waren alle Provinzen Kanadas in diesem Jahr schon betroffen.»

In Folge des Klimawandels sei prinzipiell damit zu rechnen, dass sich der Trend fortsetze, so der Krisenexperte weiter. Brände dieser Art dürften sich damit sowohl in Häufigkeit als auch in ihrem Ausmass verstärken. Gewitter mit Blitzen träten häufiger auf und träfen auf zunehmend trockenere Wälder. Brandstiftung und Fahrlässigkeit würden das Problem zusätzlich verstärken. Die Auswirkungen in New York City würden zudem recht anschaulich zeigen, dass sich Brände auch massgeblich auf benachbarte Regionen auswirken. Wind könne Rauchpartikel sogar bis in europäische Länder wie etwa Norwegen tragen. 

Gleichzeitig zu seiner Analyse der Waldbrände in Kanada hat das Unternehmen untersucht, wo sich aktuell weitere Brandherde auf der Erde finden lassen. Neben der US-Ostküste sowie Kanada war auch Jüterbog im nordostdeutschen Brandenburg in den vergangenen Tagen in den Schlagzeilen.

Darüber hinaus zeigt eine Karte zur Momentaufnahme von Bränden auffällig viele rote Punkte in Teilen des indischen Subkontinents sowie in Afrika und Mittel- und Südamerika. Hierbei handele sich aber meist nicht um Waldbrände wie in Kanada, gibt Thorsten Muth zu bedenken. Vielmehr sei in den genannten Regionen Brandrodung ein häufiges Instrument der Landwirtschaft, um Böden fruchtbar zu machen oder Weideland zu schaffen. Problematisch sei dies aber für Mensch und Umwelt natürlich ebenfalls.


TRAVEL INSIDE hat zum Thema bei Spezialisten nachgefragt. Knecht Reisen Product Managerin Nordamerika, Anja Meier, gab folgendermassen Auskunft:

Haben Sie Feedback von betroffenen Kunden vor Ort und wenn ja, was empfehlen sie diesen?

Die Reisesaison für Kanada startet gerade erst richtig. Bei Dossiers, die durch die aktuelle Situation betroffen sein könnten, haben wir, wo erforderlich, die Reiseroute in Abstimmung den buchenden Reisebüros oder betroffenen Kunden angepasst. Zudem sind wir in kontinuierlichem Austausch mit unseren lokalen Partnern und Agenturen vor Ort.

Haben Sie diesbezüglich Nachfragen von Kunden oder Annullationen?

Bislang haben wir aufgrund der Waldbrände keine Anfragen zu Annullationen von Kunden erhalten.

Wie handhaben Sie Annullationen in diesem Fall bezüglich Spesen etc.?

Sollte es zu Annullationen wegen der Waldbrände kommen, werden wir betroffene Dossiers in enger Zusammenarbeit und Absprache mit unseren lokalen Agenturen und Partnern einschätzen. Wir hoffen, dass sich die Situation bald entspannen und die nordamerikanische Sommerhochsaison nicht weiter davon beeinträchtigt sein wird.


TRAVEL INSIDE hat zum Thema bei Spezialisten nachgefragt. Bianca Gähweiler, Head of Media Relations, Hotelplan Group, gab folgendermassen Auskunft:

Wir hatten weder Anfragen noch Annullationen zu verzeichnen. Wir haben unsere Kundinnen und Kunden, welche derzeit in der Region unterwegs sind, jedoch proaktiv über die schlechte Luftqualität informiert.

(TI)