So steht es um den Garantiefonds

Die Erholung des Tourismus hat ein erfolgreiches 2023 beschert und der Garantiefonds blickt auf ein erfolgreiches und relativ ereignisarmes Jahr zurück.
André Dosé, Präsident des Garantiefonds der Schweizer Reisebranche.

Der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche veröffentlicht im Anschluss an die Sitzung des Stiftungsrats Anfang Mai 2024 seinen Geschäftsbericht 2023.

Organisation

Im Berichtsjahr wurde André Dosé einstimmig für eine weitere Amtsperiode von 3 Jahren
gewählt und als Präsident des Stiftungsrates bestätigt. Dieter Zümpel stellte sich nach dem Austritt als CEO der DER Touristik Suisse und dem Ende seiner Amtszeit im Oktober 2023 nicht mehr für die Wiederwahl als Stiftungsrat zur Verfügung.

Sein Engagement beim Garantiefonds wurde ausdrücklich verdankt und er wurde unter grossem Applaus verabschiedet. Bei den erforderlichen Neuwahlen wurden Björn T. Eckard und Stephanie Schulze zur Wiesch für eine Amtsperiode von 3 Jahren gewählt.

Gleichzeitig hat der Stiftungsrat die Erhöhung und Flexibilisierung der Anzahl Stiftungsräte beschlossen. Dadurch soll die Wirksamkeit der Stiftung als Selbsthilfeorganisation der Branche, durch diese noch breitere Abstützung im Stiftungsrat verbessert werden.

Neu besteht der Stiftungsrat aus mindestens 10 und höchstens 13 Mitgliedern, wobei für Konsumentenschutzorganisationen, gemäss den Statuten, ein Sitz freizuhalten ist. Die Branche hat sich seit der Gründung der Stiftung stark verändert und es sei sinnvoll, dass dies auch im Stiftungsrat abgebildet wird, so der Garantiefonds.

Der Stiftungsrat des Garantiefonds hat im Berichtsjahr auch die Nachfolge des Ombudsman der Schweizer Reisebranche geregelt. Der bisherige Stelleninhaber, Franco A. Muff, erreichte im Sommer 2023 das ordentliche Pensionsalter. In Absprache mit dem Stiftungsrat wird er bis Ende Mai 2024 mit einem reduzierten Pensum seine Aufgaben als Ombudsman weiterführen.

Seit dem 1. August 2023 unterstützt ihn Walter Kunz, ehemaliger Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands, als designierter Nachfolger. Er wird die Aufgabe als Ombudsman offiziell per 1. Juni 2024, nach erfolgter Pensionierung von Franco Muff, übernehmen.

Geschäftsverlauf

Im Berichtsjahr war der Austritt von 15 Teilnehmer zu vermerken (Vorjahr 21). Austrittsgründe waren mehrheitlich Geschäftsaufgaben und Fusionen. Die Marktkonsolidierung schreitet somit weiter voran, so der Garantiefonds.

Gleichzeitig konnten insgesamt 8 neue Teilnehmende aufgenommen werden (Vorjahr 12). Per Ende April 2024 sind somit 405 Firmen mit insgesamt 881 Filialen und Brands aktive Teilnehmende am Garantiefonds.

Die Ergebnisse der Bonitätsprüfungen im Jahr 2023 (Jahresabschlüsse 2022) zeigten eine
deutliche Erholung beim Umsatz der Teilnehmenden, der in vielen Fällen bereits sehr nahe
am, oder sogar über dem Niveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019 lag.

Der im Geschäftsjahr 2022 deklarierte Umsatz ist gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 signifikant gewachsen (+240%). Die Bonitätseinstufungen haben sich nicht wesentlich verändert, der Anteil der als ‘geringes Risiko’ eingeschätzten Firmen und Umsätze hat sich jedoch deutlich erhöht, so die Organisation.

Schadensfälle

Im Einklang mit der guten Entwicklung der Branche musste der Garantiefonds im Jahr 2023
nur einen einzigen neuen Konkursfall vermelden.

Über die Gesellschaft SRD Reisen AG (Brand «Scheiwiller Reisen») wurde mit Entscheid des Bezirksgerichts Frauenfeld mit Wirkung ab dem 05.05.2023 der Konkurs eröffnet und am 25.08.2023 mangels Aktiva wieder eingestellt. Der Garantiefonds musste nur minimale Zahlungen leisten, die vollständig durch die hinterlegte Sicherheitssumme gedeckt werden konnten.

Jahresrechnung

Der Garantiefonds blickt auf ein erfolgreiches und relativ ereignisarmes Jahr zurück. Da mit
einer Ausnahme, neue Konkursfälle ausgeblieben sind und sich gleichzeitig die Umsätze der
Teilnehmer gut erholt haben fällt der Jahresabschluss des Garantiefonds positiver aus als
budgetiert.

in CHF 2023 2022
Teilnehmereinkünfte 5’207’087 2’424’396
Einkünfte Ombudsmann 14’611 2’300
Finanzertrag 312’492 -572’399
Übrige Einkünfte 414 251’105
Total Ertrag 5’534’604 2’105’402
Personalaufwand -704’972 -624’631
Geschäftsstelle -135’639 -130’643
Stiftungsratshonorare -90’204 -88’504
Rückversicherungsaufwand -1’218’000 -211’200
Weitere Aufwendungen -99’866 -108’112
Total Aufwand -2’248’681 -1’163’089
Ergebnis vor Schadenszahlungen 3’285’924 942’313
Auflösung von Verbindlichkeiten aus Schadenfälle 81’094 1’451’196
Rückvergütung an Teilnehmer -1’027’000 n.a.
+/- Schadensrückstellungen 2’340’018 2’393’509

 

Die Teilnehmereinkünfte des Garantiefonds haben sich aufgrund der guten Umsatzentwicklung der Teilnehmer von CHF 2.4 Mio. im Jahr 2022 auf CHF 5.2 Mio. im Jahr 2023 mehr als verdoppelt und liegen deutlich über Budget, so die Organisation.

Erfreulich sei auch die wieder positivere Entwicklung der Finanzerträge. Der Personalaufwand liegt unter Budget aber aufgrund der ausbleibenden Kurzarbeit deutlich über dem Vorjahr.

Der restliche Aufwand wird deutlich über dem Vorjahr liegen, so der Garantiefonds. Dies sei vor allem der Anpassung der Rückversicherung und der Erhöhung der damit verbundenen Prämien geschuldet.

Durch das gute Jahresergebnis konnten die Reserven für künftige Schadensfälle um weitere
CHF 2.34 Mio. aufgestockt werden. Die bilanzierte Rückstellung für zukünftige Schadenfälle
beträgt nun fast CHF 9.0 Mio.

Die Reserven haben damit noch nicht das angestrebte Niveau erreicht, sind aber sehr viel höher als noch vor einigen Jahren. Dazu beigetragen habe auch die kosteneffiziente Abwicklung der Konkursfälle der letzten Jahre. Auch dank der neu abgeschlossenen Rückversicherung könne der Garantiefonds heute deutlich höhere Konkursfälle verkraften als vor oder während der Pandemie, teilt die Organisation mit.

Zusätzlich zu diesen Rückstellungen stehen dem Garantiefonds zur Bewältigung allfälliger
Konkurse noch unternehmensspezifische, individuelle Garantie Leistungen im Wert von über CHF 88 Mio. (Bankgarantien, Versicherungsgarantien und Sperrkonti der Teilnehmer) sowie eine Rückversicherungslösung für Grossfälle von maximal CHF 9.0 Mio., kumuliert über eine Zeitspanne von 5 Jahren, zur Verfügung.

Da die Gewinnbeteiligung der Rückversicherungspolice erst nach Vertragsablauf am 31.12.2027 und bei Schadensfreiheit in vollem Umfang ausbezahlt wird und somit nicht vollständig garantiert ist, wurde die jährliche Versicherungsprämie vollständig als Kostenfaktor gebucht und der Ausweis der «Gewinnbeteiligung Rückversicherung» erfolgt unter den Finanzanlagen.

Marco Amos, Geschäftsführer Garantiefonds. ©TI

Da die Auszahlung dieser Gewinnbeteiligung vom zukünftigen Schadenverlauf abhängig ist, wird die rechnerisch ermittelte Gewinnbeteiligung auf CHF 1 im Wert berichtigt. Die tatsächliche Gewinnbeteiligung wird dann im Jahresabschluss 2027 als ausserordentlicher Ertrag aufgeführt und den allgemeinen Reserven für zukünftige Schadensfälle zugeführt.

Die positive Entwicklung erlaubt es dem Fonds, eine Rückvergütung von 20% der 2023 bezahlten Gebühren pro Teilnehmer auszuschütten, ohne das Ziel der weiterhin notwendigen Stärkung des Fonds aus den Augen zu verlieren.

Die Rückvergütung wird als Guthaben mit der zweiten Akontozahlung im August 2024 verrechnet. In Genuss der Rückvergütung kommen alle Teilnehmenden, die vor dem 1. Januar 2024 dem Garantiefonds beigetreten sind und im ungekündigtem Vertragsverhältnis stehen. Diese Rückvergütung an die Teilnehmenden ist in der Bilanz als «Rückstellung für Rückvergütung Teilnehmergebühren» abgebildet.

in CHF 31.12.2023 31.12.2022
Total Bankguthaben 4’792’180 3’050’369
Forderungen gegenüber Teilnehmern 22’752 3’138
Guthaben Verrechnungssteuer 17’296 13’187
Aktive Rechnungsabgrenzung 13’430 572’338
Wertschriftendepot 5’215’155 3’350’174
Umlaufvermögen 10’060’812 6’989’209
Anlagevermögen 4 3
Total Aktiven 10’060’816 6’989’209
Verbindlichkeiten aus Schadenfällen 0 -100’000
Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten -16’868 -6’693
Vorausbezahlte Teilnehmerbeiträge -39’719 -245’305
Rückstellung für Rückvergütung Teilnehmergebühren 1’027’000
Passive Rechnungsabgrenzung -8’000 -8’000
Rückstellung für zukünftige Schadenfälle -8’959’229 -6’619’209
Fremdkapital -10’050’816 -6’979’209
Stiftungskapital -10’000 -10’000
Total Passiven -10’060’816 6’989’209

 

Die Revisionsstelle OPES bestätigt in ihrem Bericht vom 12. April 2024, dass sie bei der
Revision nicht auf Sachverhalte gestossen ist, aus denen sie schliessen müsste, dass die Jahresrechnung nicht dem schweizerischen Gesetz und der Stiftungsurkunde entspricht.

Folgerung und Ausblick

Die Erholung des weltweiten Tourismus hat der Branche ein insgesamt erfolgreiches 2023
beschert. Diese Entwicklung stimmt zuversichtlich, dass sich die Einnahmen aus den Teilnehmergebühren weiter erholen werden, wenn auch nicht im gleichen Ausmass wie im letzten Jahr.

Die Kosten 2024 wurden teuerungsbereinigt auf einer vergleichbaren Basis wie 2023 veranschlagt, teilt der Garantiefonds mit. Somit wird ein ähnlicher Überschuss vor Nettoschadenszahlungen wie 2023 budgetiert, womit die Rückstellungen für zukünftige Schadensfälle nochmals deutlich gestärkt werden könnten. (TI)