SRV-Wittwer: «Andrea vertritt nun eine neue Generation»

SRV-Präsident Martin Wittwer äussert sich im TRAVEL INSIDE Interview zu aktuellen Verbandsthemen.
SRV-Präsident Martin Wittwer. ©TRAVEL INSIDE

Martin Wittwer, Sie wurden 2021 in Ras Al Khaimah zum Präsidenten des SRV gewählt und haben nunmehr zwei Jahre als Präsident hinter sich. Welche Bilanz ziehen Sie aus diesen zwei Jahren?

Die Empfehlung der Arbeitsgruppe SRV 2022 bezüglich der strategischen Neuausrichtung haben wir erfolgreich umgesetzt. So wurde der gemeinsam eingeschlagene Weg eines ‘Dachverbands’ mit einer Stimme für die Reisebranche vorangetrieben und die Struktur implementiert.

Der TPA ist im SRV aktiv vertreten und mit dem STAR, neu als Passivmitglied, pflegen wir einen guten Austausch und einen abgestimmten und konstruktiven Kurs – insbesondere in politischen Themen.

Welche waren die grössten Herausforderungen, die es zu bewältigen galt?

Die Definition und Abstimmung des strategischen Zielbildes gemeinsam mit dem Vorstand sowie die Einführung der neu strukturierten Organisationsstruktur mit neuen Aufgabenzuteilungen. Daraus folgend: Die Veränderungen in der Geschäftsstelle sozial verträglich umzusetzen sowie einen geordneten und reibungslosen Übergang in der Geschäftsführung zu vollziehen.

Welche konkreten Veränderungen für die Mitglieder gab es, seit Sie Präsident des FSV sind?

Für uns ist es zentral, einen Mehrwert für die Mitglieder zu genieren. Deshalb versuchen wir durch Einbezug und Interaktion mit der Basis neue Impulse zu setzen und die Bedürfnisse der Mitglieder aufzunehmen und zu vertreten.

Erwähnt seien hierbei das Projekt Klimalink, die Einführung des Quereinsteigerprogramms Travel Advisor, die SRV-Academy als neue Wissensplattform, der Rechtsdienst mit Sophie Winkler, Swisstainable, oder Content Plattformen für die Mitglieder.

Es ist mir und der Geschäftsstelle ein Anliegen, unseren Mitgliedern so gut wie möglich Hilfeleistung und Unterstützung zu bieten.

Hat sich die Arbeitsweise des Sekretariats seit der Ernennung von Andrea Beffa und dem Weggang des ehemaligen Geschäftsführers Walter Kunz verändert?

Jeder Geschäftsführer hat einen individuellen Stil, seine eigene Art und Weise. Walter Kunz hat seine Aufgabe in der Vergangenheit hervorragend gelöst und Andrea vertritt nun eine neue Generation.

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit in den vier Ressorts und sechs Säulen, die auf der Hauptversammlung in Sevilla geschaffen wurden, was sollte verbessert werden?

Wichtig war, dass alle strategischen Ressorts sowie die ganze Branchenstruktur im Vorstand vertreten sind und somit der Vorstand die strategische Ausrichtung des Verbandes bestimmt und überwacht.

Innerhalb des SRV gibt es eine völlig unterschiedliche Struktur zwischen der Deutschschweiz und der Romandie: Die Romands haben 5 kantonale Gruppierungen beibehalten, die eine grosse politische Macht haben, wie man während der Coronavirus-Krise gesehen hat. Ist es schwierig, diesen Unterschied in einem nationalen Verband zu verwalten?

Grundsätzlich ist es wichtig zu verstehen, dass die Marktbedürfnisse und die die Mentalität in der Deutsch- und Westschweiz teilweise unterschiedlich sind.

Für mich ist deshalb essenziell, mit Stéphane Jayet einen Vizepräsidenten neben mir zu wissen, der die Westschweiz gegen innen, wie aussen in der Presse und den sozialen Medien vertritt. Die regionale, föderalistische Struktur in der Westschweiz hat sich bestens bewährt und aktuell gibt es keinen Grund dies zu ändern.

War es ein Fehler, die alten Deutschschweizer Gruppierungen aufzulösen?

Ich bin der Ansicht, dass dies für die Deutschschweiz der richtige Entscheid war. Auch während der Coronakrise hat sich die ‘Kantonale Taskforce’ als Notfallorganisation bewährt.

Ist die Vertretung der Romandie im Vorstand ausreichend?

Mit vier aktiven Vertreterinnen und Vertreter, was einem Anteil von 33 % entspricht, ist die Westschweiz aus meiner Perspektive ausreichend im Vorstand vertreten.

Ist die Anzahl der Vorstandsmitglieder (12) nicht zu hoch für die Effizienz?

Da wir im Vorstand ausgewogene strategische Entscheide fällen, sind wir durchaus effizient und beschlussfähig. Gleichzeitig wurde die Komplexität der Organisation durch die Aufgabe der Fachgruppenleiter entschlackt.

Auf politischer Ebene hat der SRV im Frühjahr das JA zum Klimagesetz unterstützt. Bei den eidgenössischen Wahlen im Herbst haben Sie den Mitgliedern eine ‘Abstimmungshilfe’ des Schweizer Tourismus-Verbandes (STV) zur Verfügung gestellt. War dies im Nachhinein ein strategischer Fehler?

Wir wollten diese News unseren Mitgliedern nicht vorenthalten und haben im Newsletter auf die Wahlhilfe hingewiesen. Da die Politik vielfach auch emotional ist, sollten wir in Zukunft die Kommunikation noch spezifischer auf die Sprachregionen ausrichten und verbessern.

Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen dem SRV (Outgoing) und dem STV (Incoming) auf globaler Ebene?

Beide Verbände setzen sich für bessere politische Rahmenbedingungen für die Schweizer Tourismuswirtschaft ein – dies betrifft sowohl den Incoming-, wie auch den Outgoing-Tourismus.

Themen wie Overtourismus und damit einhergehende Grundsätze wie eine massvolle Tourismusentwicklung sowie ein möglichst nachhaltiger Tourismus – sowohl auf ökologischer und ökonomischer wie auch auf sozialer Ebene – beschäftigen uns gleichermassen.

Generell ist das Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit wohl die Herausforderung der Zukunft – egal, ob auf die Schweiz bezogen oder global betrachtet. Doch auch im Bereich Ausbildung stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen, deshalb ist ein Schulterschluss manchmal erstrebenswert.

Bei welchen konkreten Themen arbeiten Sie mit dem STV über das Programm ‘Swisstainable’ hinaus zusammen?

Wir sind bereits seit Jahren in regelmässigem Austausch und nutzen die Synergien dort, wo diese sinnvoll sind. Dies kann beispielsweise bei politischen Abstimmungen sein, wo wir die gleichen Interessen vertreten.

Apropos Politik: Wäre es nicht sinnvoll, eine grössere Arbeitsgruppe mit je einem Vertreter aus jeder Sprachregion der Schweiz zu schaffen?

Damit würde der Entscheidungsprozess grundsätzlich wieder schwerfälliger. Im Vorstand werden die strategischen Beschlüsse getroffen, und die Fachgruppe unterstützt den jeweiligen Ressortleiter/die Ressortleiterin bei der Arbeit. Es ist aber mein Ziel, die politische Fachgruppe durch Vorstandsmitglieder punktuell zu verstärken.

Hat die Funktion des SRV-Delegierten, die David Léchot nach seiner Wahl in den Vorstand innehatte, noch einen Sinn?

Da David wieder im SRV-Vorstand ist und Stéphane als Vizepräsident insbesondere die Westschweiz generell vertritt, benötigen wir diese Funktion in der Tat nicht mehr. Dies ist ein weiterer wichtiger Punkt zum Thema Effizienz der Organisation.

Welche Änderungen planen Sie nach der GV mit Kolloquium 2023 für die GV 2024: Einige Mitglieder waren der Meinung, dass zu viele Themen während des Kolloquiums am Nachmittag in Parma behandelt wurden?

Mein Bestreben ist es, die Fachtagung auszubauen und zu professionalisieren. Da haben wir sicher noch Potenzial und können auf den Erfahrungen im letzten Jahr aufbauen.

Die Versammlung 2024 findet auf Madeira/Portugal statt. Ist es schwierig, Fremdenverkehrsämter, Airlines und Hotels zu finden, die eine GV mitfinanzieren?

Wir finden glücklicherweise genügend Partner, die diesen wichtigen Branchenanlass organisieren möchten. Bis auch die Transportlösungen (Flug/Bahn) schlussendlich fixiert werden, benötigt es aber seine Zeit.

Interview: Dominique Sudan