Starke Einbrüche, leichter Optimismus

Auch die Deutschen blieben im eigenen Land.
Leuchtturm im Wattenmeer. © DZT/LKN-SH

Die deutsche Reisebranche hat im Corona-jahr 2020 unvorstellbare Einbrüche hinnehmen müssen. Die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) weist diese historisch starken Rückgänge nach. Martin Lohmann, dessen Institut NIT die Studie wissenschaftlich betreut, meldet für alle Urlaubsarten und für praktisch alle Reiseziele negative Entwicklungen.

Die Zahl der Urlaubsreisenden sei um 20% abgerutscht, die Zahl der Urlaubsreisen um 30%, die Ausgaben seien dann schliesslich um fast 40% auf eine Gesamtsumme von EUR 45,1 Mia. eingebrochen. Besonders stark habe es das Segment der Kurzreisen getroffen, denn diese gingen sogar um 60 Prozent zurück.

«Hier haben wir einen dramatischen Einbruch von 92 auf 37 Millionen. Besonders stark hat es die Städtereiseziele erwischt, denn hier fehlen auch noch die Geschäftsreisen, die nahezu vollständig eingebrochen sind», erklärt Lohmann. Das Problem sei natürlich auch, dass die Städte während eines Lockdowns weniger zu bieten hätten.

Spanien ist auch in der Krise am beliebtesten
©zvg/màd

Bei den Destinationen haben sich die deutschen Urlauber weniger ins Ausland aufgemacht, 27,7 Mio. Urlaubsreisen bedeuteten einen Rückgang um rund 50%, ein Plus gab es im innerdeutschen Tourismus. «Der Marktanteil wuchs von 26 auf 45 Prozent, die Zahl der Urlaubsreisen stieg um 4,1 Millionen.»

Beliebtestes ausländisches Reiseziel sei auch im Krisenjahr Spanien gewesen, doch der Rückgang liege bei rund 60 Prozent auf 3,9 Millionen, ähnlich schlechte Zahlen gebe es auch für Italien. Ein leichtes Plus könne für die Niederlande verzeichnet werden. Diese könnten ebenso wie Österreich von der leichten Anreise mit dem eigenen PKW profitieren. Auch die hohe Zahl an Ferienwohnungen und -häusern habe sich bemerkbar gemacht, die Zahl der Hotelübernachtungen sei stark rückläufig.

«Urlaubsreisen sind ein wichtiges Konsumgut»

Für das laufende Jahr sehen die Analysten der FUR aber Grund für Optimismus. «Urlaubsreisen sind in Deutschland immer noch ein wichtiges Konsumgut. Viele Menschen wollen dieses Jahr in Urlaub fahren. 68 Prozent sehen keine Veränderung ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation, nur 20 Prozent befürchten eine Verschlechterung.»

Die Flexibilität in Bezug auf Reiserat und Ziel sei durch Corona noch grösser geworden, was aber die Situation für die Veranstalter nicht erleichtere. Immerhin 49% der im Rahmen der Reiseanalyse Befragten wollten 2021 in Urlaub fahren, 21% hätten sich auch schon für ein Ziel entschieden. 38% seien noch unsicher, ob sie in Urlaub fahren werden, damit sei der Wert doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Die früheren Appelle einiger Politiker hätten nicht dazu geführt, dass Reisen nun anders eingeschätzt werde.

(Wolfram Marx)