Knecht mit grösstem Wachstum der Firmengeschichte

Die Reisegruppe knackt die 200-Millionen-Franken-Grenze. Nächste Akquisitionen sind bereits in Sicht.
Knecht Reisegruppe, Windisch AG
Roger Geissberger (CEO Knecht Reisegruppe), Marcel Gehring (CEO Knecht Reisen AG).

Die Umsatzkurve der Knecht Reisegruppe zeigt weiterhin steil nach oben. Nach dem Plus von 16% im vorletzten Jahr resultierte 2017 nun ein Zuwachs von knapp 11%. Innert zwei Jahren wuchs die Gruppe umsatzmässig also um rund CHF 45 Mio.

Vieles davon – jedoch nicht alles – lässt sich auf Akquisitionen zurückführen. Stiessen im Jahr 2016 Swissexpress und Latitudes Voyages zur Gruppe, waren es letztes Jahr Arcatour und City Reisen Zug. Die beiden Neuakquisitionen trugen vergangenes Jahr mit gut CHF 13 Mio. zum Umsatzwachstum bei, die restlichen CHF 7 Mio. geschahen auf organische Weise.

Die Kernmarke Knecht Reisen AG etwa konnte um 16% zulegen und dabei das zweitbeste operative Ergebnis ihrer Firmengeschichte verzeichnen. Über Gewinn und Profitabilität gibt das Unternehmen wie gewohnt keine Auskunft. Knecht-Reisegruppe-CEO Roger Geissberger lässt aber verlauten, dass man «im Quervergleich mit anderen Reiseveranstaltern sehr profitabel» unterwegs sei. Im Jahr 2016 hatte die Nettorendite nach Steuern bei über 3% gelegen, diesmal dürfte sie noch höher ausgefallen sein.

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Die einzelnen Geschäftseinheiten im Detail:

Im Knecht-Touroperating konnten die Destinationen USA/Kanada, Südafrika und Australien/Neuseeland zulegen, während Latino Travel etwas unter dem Vorjahresresultat blieb. Am schnellsten wuchs aber die Kreuzfahrtabteilung.

Heliskiing Kanada konnte in der Deutschschweiz trotz der schwerwiegenden personellen Abgänge deutlich wachsen, in der Romandie war es leicht rückgängig. «Einen Rückgang aufgrund der Abgänge werden wir wohl erst im Winter 2018/19 spüren», glaubt Knecht-Reisen-CEO Marcel Gehring. Insgesamt trägt das Sport-Segment, das neu im «House of Sport» in Kloten gebündelt ist, zu 7% zum Umsatz der Gruppe bei.

Die 23 Knecht-Filialen unter der Leitung von Rolf Gerber haben «durchwegs gut gearbeitet». Sie steuern rund 44% zum Umsatz der Firmengruppe bei. «Zur Hälfte verkaufen sie Produkte der Knecht Reisegruppe, die andere Hälfte besteht aus Badeferien, Flügen und Städtereisen anderer Veranstalter», so Gehring. Erstmals seit geraumer Zeit legten die Badeferien und Städtereisen dabei wieder zu. Geissberger erklärt sich dies aufgrund der geopolitischen Lage, welche die Leute auch für «einfache» Produkte wieder vermehrt in die Reisebüros bringe.

Baumeler Reisen konnte den Gewinn steigern, dies bei gleichbleibendem Umsatz. Dass es in dieser Geschäftseinheit trotzdem einen Umsatzsprung von fast 20% gegeben hat, erklärt sich aus der Integration von European Walking Tours und Arcatour.

Glur und Kira, die beiden Europa-Spezialisten, waren unterschiedlich unterwegs. «Glur entwickelte sich ausgezeichnet, Skandinavien boomt ja», so Geissberger. Bei Kira sei die Ukraine-Krise noch nicht ganz verdaut; nach einem massiven Umsatzeinbruch 2016 konnte man die Erträge nun aber wieder um rund 2% steigern. Und: Auch Kira schrieb schwarze Zahlen.

RHZ Reisen hat mit seinen Kultur- und Studienreisen etwas an Umsatz verloren, dabei aber – wie seit Jahren – ein gutes Resultat erreicht.

Digital aufgerüstet und bereit für neue Akquisitionen

Nebst den nackten Zahlen betont Geissberger vor allem die technologischen Entwicklungen. Hier hat Knecht Reisen im vergangenen Jahr einen komplett neuen Internetauftritt erhalten
und fokussiert dabei auf die Vermittlung der Reiseexperten und somit auf die  Verschmelzung von On- und Offline-Geschäft. «Alle Kennziffern wie Traffic, Verweildauer, Transformationsrate, Online Bookings etc. liegen seither klar im Plus», freut sich der Gruppen-CEO.

An der Strategie halten Geissberger und Gehring fest: «Wir vermitteln zwar weiterhin Badeferien in den Reisebüros, wollen aber im Bereich Fern- und Spezialreisen, wo unsere Gruppe führend ist, weiter wachsen.» Will heissen: Für sinnvolle Zukäufe sei man weiterhin
offen. Bereits in diesem Jahr soll es im Retail-Bereich wieder zu einer Akquisition kommen. Parallel will man aber auch die bestehenden Destinationsspezialisten ausbauen.

Die Strategie geht offensichtlich auf: Per April 2018 liegt die Knecht Reisegruppe bereits wieder 1,6% über dem Vorjahr. (SJ)