Was passiert wenn in Thailand die Hotelpreise ansteigen?

TRAVEL INSIDE hat drei etablierte Thailand-Spezialisten befragt.
v.l.: Stephan Roemer, Christoph Infanger und Jürg Hartmann

Thailand gehört zu den beliebtesten Fernreiseziele bei Schweizer Reisenden. Nach schwierigen Jahren mit harten Corona-Einschränkungen bei der Einreise machte das Land kürzlich grosse Schritte in Richtung Normalität und hat die bisher für die Einreise notwendige Registrierung für den sogenannten Thailand Pass per 1. Juli vollständig aufgehoben.

Seit November 2021 können geimpfte Reisende aus der Schweiz ohne Quarantäne wieder durch ganz Thailand reisen. Seit dieser Lockerung hat das Thailand-Geschäft angezogen.

Um eine noch schnellere wirtschaftliche Erholung der Tourismusbranche zu unterstützen, möchte Thailand nun die Hotelpreise auf Vor-Corona-Niveau anheben. Für Schweizerinnen und Schweizer könnte die Reise nach Thailand also bald wieder teurer werden.

TRAVEL INSIDE hat drei etablierte Thailand-Spezialisten dazu befragt:

  • Stephan Roemer, CEO Tourasia
  • Chris Infanger, Lead Product Manager Asia (Travelhouse/Hotelplan Suisse)
  • Jürg Hartmann, Product Manager Asia 365 (DER Touristik Suisse)

Wie läuft das Thailand-Geschäft – haben die Buchungen angezogen?

Roemer: Bei uns ist der Buchungseingang bei rund 60% gegenüber 2019.

Infanger: Unsere Kundinnen und Kunden befassen sich vermehrt mit Reisen nach Thailand, die Nachfrage steigt an. Für den Sommer wird weiterhin eher kurzfristig gebucht, viele Kunden möchten jetzt mit den aufgehobenen Restriktionen nach Thailand Reisen. Wir erwarten ein hohes Volumen im Winter.

Hartmann: Buchungen für Thailand haben angezogen, es bleibt aber die Tendenz zur Kurzfristigkeit und die einschränkenden Kapazitätsengpässe auf den Flügen

Sind die Preise massiv tiefer als vor der Pandemie?

Roemer: Preise für Hotels sind eher günstiger. Es bestehen immer noch sehr grosszügige Rabatte (bis 60%) bis Ende Oktober.

Infanger: Die Preise sind tiefer als vor der Pandemie. Grund dafür ist vor allem auch das Fehlen der chinesischen Gäste in Thailand.

Hartmann: Trifft nicht generell zu – punktuell gewähren einige Hotels sehr attraktive Specials, die aber zeitlich begrenzt sind

Was denken Sie über die Pläne der thailändischen Regierung?

Roemer: Das war mal eine Aussage eines Ministers, hat aber noch absolut keine Grundlage und müsste durch die Politik verabschiedet werden. Solchen willkürlichen Aussagen ist wenig Beachtung zu schenken, vor allem wenn sie nicht eine breite politische Unterstützung haben und den schlussendlich verantwortlichen Stellen eine Anhörung gemacht wurde.

Infanger: Unserer Meinung nach macht es Sinn, die Preise wieder auf ein Niveau vor Corona zu bringen, um einen nachhaltigen Tourismus zu fördern. Wir denken aber, dass es weiterhin noch Specialpreise geben wird, bis die Lage wieder mehr in Balance ist. Die Nachfrage wird weiterhin die Preisgestaltung beeinflussen.

Hartmann: Wir sind keine Fans von Preiskriegen und verfechten die Meinung, dass ein gutes Preis-Leistungsverhältnis angestrebt werden muss. Gleichzeitig sind war aber skeptisch gegenüber staatlichen Eingriffen der geplanten Art.

Was hätte die geplante Preiserhöhung für Auswirkungen auf das Thailand-Geschäft?

Roemer: Es ist obsolet über solche Mutmassungen, wenn nicht mal Details bekannt sind, zu spekulieren. Wir können die Sache gerne beurteilen, wenn konkrete Details bekannt würden, aber eben, zum jetzigen Zeitpunkt sprechen wir von einer willkürlichen Aussage.

Infanger: Wir sehen für den europäischen Markt keine grossen Auswirkungen. Schweizerinnen und Schweizer reisen gerne nach Thailand und werden voraussichtlich auch wieder bereit sein, dieselben Preise wie vor der Pandemie zu bezahlen.

Hartmann: Prognosen diesbezüglich sind schwierig, aber wir glauben nicht, dass die Auswirkungen markant sein würden. Stamm-Kunden sind sich das Preisniveau von vor der Pandemie gewöhnt und wissen ja auch, dass dieses zur grossen Mehrheit einem guten Preis-Leistungsverhältnis entspricht.

Interview: Yannick Suter