«Wir haben teilweise bessere Preise als die Reederei selbst»

TRAVEL INSIDE besuchte den Schweizer Sitz vom Kreuzfahrtportal E-hoi in Herisau und unterhielt sich mit den beiden Geschäftsführern Peter Hunke und Marcel Meek.
Die beiden Geschäftsführer von E-hoi Schweiz: Peter Hunke (l.) und Marcel Meek. ©Christoph Fontanive

Wie präsentiert sich die aktuelle Buchungslage bei E-hoi für dieses Jahr und ist diese konstant oder sind Wellenbewegungen spürbar?

Peter Hunke: Wir sind aufs gesamte Jahr bis hierhin im Vergleich zum Vorjahr zufrieden und liegen klar darüber. Sehr zufrieden waren wir aber vor allem in den Monaten Januar und Februar, welche aussergewöhnlich gut gelaufen sind. Seither ist es etwas abgeflacht. Das geht aber der ganzen Branche so: Wir hatten sogar Telefonate von Redeereien, die gefragt haben: «Ist es bei euch auch so ruhig?» Ja, im Moment ist tatsächlich eine leichte Flaute spürbar. Wir erwarten aber, dass es bald wieder richtig anzieht. An Pfingsten erschien unsere neue Ferienpost. Das wird bei uns erfahrungsgemäss den erhofften Boost auslösen.

Marcel Meek: Das Buchungsverhalten hat sich wohl ein bisschen geändert. Man hatte viele  Frühbucher und hofft jetzt auf einen kräftigen Schub an Last-Minute-Buchungen. Das wäre die positive Auslegung. Die negative wäre, dass aufgrund von den diversen weltpolitischen Einflüssen, doch vielleicht generell ein bisschen weniger gebucht wird.

So wie wir aber aufgestellt sind, sind wir immer in der Lage, auch bei kurzfristigen Buchungsschüben durch unser gutes technisches Setup tagesaktuelle Preise zu bieten, weil wir alle grossen Reedereien angebunden haben. Mitte Mai bis Juni kommt meist der Last-Minute-Schub für die Sommerferien. Da müssen wir wohl noch etwas Geduld haben. Wir sind jedenfalls bereit dafür.

Stellen Sie ein Buchungssegment fest, welches besonders stark ist – z.B. Familien, Premium oder Expeditionskreuzfahrten?

Peter Hunke: Premium wächst recht gut. Dies natürlich auch aufgrund der gesteigerten Kapazität, die in diesem Segment auf dem Markt ist. Diese erhöhte Kapazität kann sich durchaus auch in Preisen und Aktionen widerspiegeln, dass es für viele plötzlich interessant, weil erschwinglicher wird, sich mal eine Luxuskreuzfahrt zu gönnen.

Was bei uns ebenfalls gut wächst, sind unsere Pakete. Wir bieten ja auch den Flug und die Kreuzfahrt auf unserer Webseite als Paket an und treten als Veranstalter auf. Dabei sind wir flexibler als die Reederei-Anreisearrangements, die terminlich doch recht statisch ausgelegt sind. Und wir sind bei den dynamischen Flugpreisen tagesaktuell zum Teil auch günstiger. Wir buchen auf Wunsch auch die Transfers dazu.

Gibt es bei Ihnen einzelne Reedereien, die aktuell buchungsmässig im Trend oder sogar Topseller sind?

Peter Hunke: Das ändert sich immer wieder, dieses Jahr gibt es aktuell zwei Reedereien, die momentan gegenüber anderen Jahren im Plus sind. Das sind Oceania Cruises und Holland America Line. Dies sind aber relativ marginale Ausschläge. Der unangefochtene Platzhirsch generell auf dem Schweizer Markt und auch bei uns ist ganz klar MSC Cruises.

Marcel Meek: Spannend ist dabei auch die Entwicklung der Flotten. Wenn man jetzt MSC und Costa, die beiden Leader am Schweizer Markt vergleicht, dann hält sich Costa sehr gut. MSC hat natürlich einiges mehr an Kapazitäten, und ist und bleibt auch die klare Nummer eins. Costa macht aber tendenziell schon ein Umsatzplus, auch wenn durch deren geringere Kapazitäten die Schiffe einfach irgendwann einfach voll sind und es keine Plätze mehr gibt. Dieser Umstand kommt dann wieder den kapazitätsstarken Reedereien wie MSC zu Gute, wo es eben meist noch Kabinen gibt.

Welche Destinationen sind aktuell die Topseller für den Sommer?

Peter Hunke: Also Topseller ist generell seit jeher das Mittelmeer, gefolgt vom Norden. Im Moment ist auch die Karibik sehr stark im kommen – zwar nicht für Sommerabfahrten, aber bereits in den Buchungszahlen für das Winterhalbjahr.

Es fallen natürlich aus weltpolitischen Gründen aktuell auch Zielgebiete weg oder sind nur schwer zu verkaufen. Die Ostsee beispielsweise hat sich zwar wieder ein bisschen erholt, ist aber noch nicht wieder dort, wo sie mal war. Und Israel oder auch das Rote Meer sind aus Sicherheitsgründen leider ‘No Gos’ momentan.

Marcel Meek: Die Problematik dabei ist: Rotes Meer ist eben nicht nur einfach Rotes Meer, sondern gefühlt der ganze Orient generell. Für viele Leute ist dann halt auch Dubai nahe an Israel. Da sehen wir schon weniger Nachfrage. Das muss jetzt von anderen Zielgebieten aufgefangen werden. Das Mittelmeer ist ein Klassiker, welches vieles auffängt. Auch die Kanaren, die norwegische Küste mit Island und die Britischen Inseln bieten sich dafür als spannende Alternativen an.

Was sind Ihre Argumente, eine Kreuzfahrt bei E-hoi zu buchen und nicht direkt über die Reederei oder ein  ‚gewöhnliches‘ Reisebüro?

Peter Hunke: Man kann uns bequem von zu Hause aus buchen. Man muss nicht raus, hat aber trotzdem die persönliche Beratung, wenn man sie braucht. Ganz entscheidend: Für Leute, die noch nicht genau wissen, was sie wollen – bei uns kriegen sie die ganze Bandbreite. Wenn sie auf einer Reedereiseite sind, dann kriegen sie ‚nur‘ die Produkte dieser einen Rederei.

Und – was viele nicht wissen: Wir haben teilweise bessere Preise als die Reederei selbst, wenn wir beispielsweise Gruppen- oder andere Spezialreisen machen. Natürlich nicht über das gesamte Portfolio, aber punktuell ist das ein gutes Argument.

Marcel Meek: Die Beratungskompetenz ist sicher unsere grosse Stärke. Bei uns reisen alle Mitarbeiter*Innen regelmässig auf den Kreuzfahrtschiffen und kennen die Produkte persönlich. Und wir haben die ganze Bandbreite tagesaktuell, Kreuzfahrten und Flüge. Bei uns ist jeder Click wirklich live und auf das dynamische Pricing abgestimmt und greift nicht auf manuell eingefügte Caches zurück. Technisch dürfen wir uns, dank des Investments der Gruppe, sicher zumindest in der Schweiz, wenn nicht sogar in ganz Europa, als die Nummer eins bezeichnen.

Wird die klassische persönliche Beratung hier vor Ort im Büro noch genutzt?

Marcel Meek: In der Romandie ist dieser Anteil deutlich höher als in der Deutschschweiz. Hier in Herisau haben wir vielleicht ein bis zwei Beratungsgespräche im Büro pro Woche. Das ist verschwindend gering und liegt sicher daran, das unser Onlineportal die meisten Fragen beantwortet, und auch Bilder und Videos bietet. Das ist zum Teil mehr, als man in einem persönlichen Gespräch bieten kann.

Generell sind es eher Kunden, die eine teurere, komplexere oder exotischere Reisen buchen, die sich persönlich beraten lassen, weil sie halt viel Geld investieren.

Peter Hunke: Aber auch da findet die Beratung meist via Telefon statt, und nicht hier im Büro. Wir haben aber durch unsere intuitive und ausführliche Buchungsmaske auch beispielsweise immer mehr Weltreisen, die Online gebucht werden, gänzlich ohne direkten Kundenkotakt, das hat sich absolut etabliert.

Interview: Christoph Fontanive, Herisau


Das Ausführliche doppelseitige Interview mit E-hoi finden Sie am 30. Mai in der Printausgabe von TRAVEL INSIDE.