Der Lufthansa/Niki-Deal droht zu scheitern

Die EU-Kommission will die Übernahme offenbar nicht einfach durchwinken. Dies hätte gravierende Folgen für Niki.
Lufthansa

Die Niki-Übernahme der Lufthansa steht auf der Kippe. Die zuständige EU-Kommission hat offenbar wettbewerbsrechtliche Vorbehalte gegenüber dem Deal. Begründet wird dies mit der marktberherrschenden Stellung des Lufthansakonzerns und der Tatsache, dass weitere Interessenten für Niki geboten hätten. Gemäss mehreren Medienberichten neigt die EU-Kommission zu einem Nein zum Deal.

Die Stolpersteine
Grundlage sei ein EU-Gesetz über «Failing Firm Defence». Darin werde geregelt, unter welchen Umständen ein marktführendes Unternehmen ein gescheitertes kaufen dürfe, schreibt die «FVW». Der Stolperstein sei Punkt Nummer 3: «Es gibt keinen anderen Käufer für die gescheiterte Firma.» Dies war bei Niki jedoch anders: Sowohl Thomas Cook mit Niki Lauda wie auch die IAG-Gruppe hatten für Niki geboten. Ein weiterer Knackpunkt könnten die 30 Air-Berlin-Flugzeuge sein, die Lufthansa Anfang Jahr im Wetlease gemietet hatte. Lufthansa hoffte, dieser Deal werde aus der Beurteilung der Wettbewerbsfolgen herausgehalten. Beim ursprünglichen Deal waren jedoch die Slots nicht Teil des Arrangements – nun sind sie es. Durch diese neue Ausgangslage werde auch dieser Deal in der Gesamtprüfung miteinbezogen, schreibt das deutsche Portal weiter.

Lufthansa zeigt sich verschnupft
Eigentlich ging man davon aus, dass die EU-Kommission der Übernahme von Teilen von Air Berlin – wozu auch Niki gehört – grünes Licht geben wird. Umso überraschender nun die kritische Haltung aus Brüssel. Dies überrumpelte offenbar auch Lufthansa-Vorstand und Ex-Swiss-Chef Harry Hohmeister: «Irgendwann lohnt sich der Deal für uns nicht mehr», sagte er am Dienstagabend gegenüber der «FVW». Eine erstaunliche Aussage, denn schliesslich wurde von mehreren Seiten stets kritisiert, dass Lufthansa im Bieterprozess um Air Berlin gegenüber anderen Interessenten bevorzugt wurde.

Carsten Spohr muss in Brüssel vorsprechen
Derweil muss heute Lufthansa-CEO Carsten Spohr bei der EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager antraben. Er muss glaubhaft darlegen, weshalb sie einer Integration von Niki in Eurowings zustimmen soll – und inwiefern dies nicht ein Monopol des Kranichs auf vielen Strecken erschaffen würde. Vestager dürft nicht leicht zu überzeugen sein, denn bereits vor einigen Wochen zeigte sich die Kommissarin in einem Interview skeptisch: «Auf einigen Strecken gibt es jetzt einen sehr hohen Marktanteil oder sogar ein Monopol.» Das führe oft zu schlechteren Bedingungen für Passagiere und höheren Preisen.

Gravierende Folgen für Niki
Die Konsequenzen bei einem Nein aus Brüssel wären für die bisher von Insolvenz verschonten Niki allerdings gravierend. Denn zu Zeit finanziert in erster Linie Lufthansa, die Tickets von Niki übernimmt und so dort für die nötige Liquidität sorgt, den Flugbetrieb. Wie die Nachrichtenagentur «Reuters» meldet, könnte Lufthansa die Zwischenfinanzierung der österreichischen Fluglinie einstellen, falls die EU-Kommission eine vertiefte Prüfung des Air-Berlin-Deals plant. Denn so eine Untersuchung dauere 90 Werktage. Würde die Übernahme vorerst verweigert und auf eine vertiefte Prüfung eingegangen werden, könnte Lufthansa die Zahlungen einstellen und die Tickets würden ihre Gültigkeit verlieren. Dies dürfte dann vermutlich das Ende des Ferienfliegers bedeuten. Doch auch der deutsche Staat müsste sein Darlehen von EUR 150 Mio. wohl in den Wind schreiben; denn dieses Geld sollte mit den Einnahmen aus dem Lufthansa-Deal getilgt werden.

Niki Lauda will immer noch
Umgehend meldete sich deshalb der Gründer der Airline zu Wort: Niki Lauda signalisierte Gesprächsbereitschaft zur Übernahme von Niki, falls Brüssel dem Lufthansa-Deal nicht zustimmen würde. Die sich abzeichnende Entscheidung in Brüssel komme ihm gelegen, sagte er zum «Handelsblatt». Zudem sah er sich in seiner zuvor geäusserten Kritik bestätigt: «Die Übernahme der Air Berlin schafft quasi ein Monopol in Deutschland und Österreich. Das ist fürchterlich», bekräftigte er erneut. Auch Christoph Debus, Chef der Flugsparte von Thomas Cook, äusserte sich gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» deutlich: Er hoffe, dass die EU-Kommission ein Interesse an fairem Wettbewerb habe. «Die dominante Stellung, die die Lufthansa bekommen möchte, kann nur nach intensiver Prüfung und unter Auflagen genehmigt werden», so Debus. (ES)