Der neuen italienischen Airline Ita fehlen Flugzeuge und Personal

Bürokratische Schwierigkeiten könnten der neuen Fluggesellschaft einen Strich durch die Rechnung machen.
© Alitalia

Am 15. Oktober soll gemäss Ankündigung des Finanzministeriums in Rom die neue italienische Fluggesellschaft Ita (Italia Trasporto Aereo) den Betrieb aufnehmen, mit mehreren Monaten Verspätung auf die ursprünglichen Vorgaben. Am 14. Oktober soll Alitalia ihren Betrieb einstellen.

Seit letzter Woche sollte ITA Tickets verkaufen, solche sind im Internet aber laut «NZZ» nicht zu finden. Dafür bietet Alitalia weiterhin Tickets für Flugreisen nach diesem Datum an, zu überhöhten Preisen und im klaren Wissen, dass sie diese Flüge aller Voraussicht nach nicht durchführen wird.

Offenbar fehlt bis anhin eine verbindliche Anweisung des Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung, den Flugbetrieb von Alitalia zu einem bestimmten Datum zu beenden. Die drei Alitalia-Kommissare fühlten sich laut Medienberichten nicht kompetent für einen entsprechenden Beschluss, heisst es, und «vom Ministerium» sei ein solcher in Ferienzeiten schwer zu erhalten.

Verkauf von Flieger noch nicht vollzogen

Derweil besitzt Ita erst 2 Flugzeuge. 50 weitere soll die neue Gesellschaft von Alitalia übernehmen, samt den nötigen Slots, den Flugberechtigungen für bestimmte Strecken zu bestimmten Zeiten. Aber der Verkauf ist noch nicht vollzogen. Es heisst sogar, die Verhandlungen stünden erst am Anfang, sie könnten noch lange dauern und sogar scheitern. Ita wolle nicht aufs Geratewohl Flüge anbieten, für die dann womöglich die Flugzeuge fehlten.

Es handelt sich allem Anschein nach um eine «typisch italienische» Blockade, sie illustriert das Funktionieren oder Nichtfunktionieren italienischer Staatsstellen. Ein Minister ist unabkömmlich, ein Chefbeamter ist im Home-Office, der Chefjurist ist in den Ferien, drei Kommissare warten auf Anweisungen, eine Unterschrift fehlt, niemand übernimmt die Verantwortung, alles steht still.

Und man fragt sich, was die zuständigen Leute im letzten halben Jahr getan haben. Ita wurde im Oktober 2020 gegründet, im Dezember wurde die Flottengrösse auf 52 Flugzeuge festgelegt, im Juli sollte die neue Gesellschaft den Flugbetrieb aufnehmen. Und heute steht sie noch immer ohne Flugzeuge da und auch ohne Personal.

Optimistische Pläne

Für die nähere Zukunft legt Ita einen überaus optimistischen Geschäftsplan vor. 2022 soll die Flotte auf 78 Flugzeuge anwachsen und bis 2025 auf 105 Maschinen, wovon 23 für die Langstrecke und 82 für die Kurzstrecke. Man will also in vier Jahren gleich gross oder etwas grösser sein als gegenwärtig Alitalia. Diese flog mit Überkapazitäten in den Konkurs, aber daran wird zurzeit nicht erinnert.

Geplant ist zudem eine umfassende Flottenerneuerung, man will neue Flugzeuge kaufen, statt nur die alten von Alitalia weiterzubetreiben. Laut Presseberichten laufen Verhandlungen mit Airbus und Boeing über die Bestellung von 81 Flugzeugen. Das Volumen dieses Geschäfts wird gemäss «NZZ» mit USD 5,3 Mia. angegeben. Airbus habe die besseren Aussichten, den Auftrag zu erhalten.

Ita kann trotz neuem Namen und neuem Logo nur mit Mühe kaschieren, dass sie die Fortsetzung der alten Alitalia ist, wenn auch nur halb so gross. Die 52 Flugzeuge der Grundausstattung stammen aus den Beständen von Alitalia, die derzeit 104 Flugzeuge besitzt. Im Flugbetrieb wird die neue Gesellschaft zunächst 2750 bis 2950 Beschäftigte haben, fast alle werden von Alitalia übernommen, allerdings mit neuen Arbeitsverträgen. Später soll das Flugpersonal gegen 5700 Angestellte umfassen. (TI)