GVA: «Gemäss Prognosen dürften wir die gleiche Passagierzahl wie 2020 erreichen»

Ignace Jeannerat, Leiter der Kommunikationsabteilung ad interim Genf Airport, spricht in der Interview-Serie von TRAVEL INSIDE über die Kontrollen am Flughafen Genf.
Flughafen Genf

Langsam erholt sich die Lage im Outgoing-Tourismus und viele Schweizerinnen und Schweizer möchten wieder mit dem Flugzeug ins Ausland reisen. Covid-19 stellt Reisende, wie auch Fluganbieter, Airlines und die Flughäfen vor Herausforderungen, die wohl auch nach der Pandemie das Fliegen verändern werden. Ausserdem sorgen die vielen neuen Regeln und Bestimmungen bei Reisenden noch für Unsicherheit. 

Ignace Jeannerat, Leiter der Kommunikationsabteilung ad interim Genf Airport ©LinkedIn

Aus diesen Gründen hat TRAVEL INSIDE bei den Schweizer Flughäfen nachgefragt und die wichtigsten Fragen zur aktuellen Lage gestellt. Nach den Interviews mit den Zuständigen der Flughäfen in Basel und Zürich hat TRAVEL INSIDE innerhalb ihrer Flughafen-Interview-Serie mit Ignace Jeannerat, Leiter der Kommunikationsabteilung ad interim Genf Airport, gesprochen.


Ignace Jeannerat, wer führt die Kontrollen am Flughafen Genf durch?

Wie an den anderen Schweizer Flughäfen führen beim Abflug die Beamten am Check-in-Schalter (Swissport und Dnata) die Kontrollen der von den Fluggesellschaften geforderten Dokumente gemäss Anforderungen des Ziellandes und/oder der Fluggesellschaft durch. Bei der Ankunft in Genf wird die Kontrolle der von der Schweiz verlangten Dokumente vom Schweizer Zoll durchgeführt.

Detailliertere Informationen über die Art und Häufigkeit der Kontrollen im Zusammenhang mit COVID müssen bei den genannten Stellen, insbesondere beim Schweizer Zoll, eingeholt werden.

Die Aufgabe des Genève Aéroport besteht darin, zu informieren. Über unsere Kommunikationsvektoren (Website, soziale Netzwerke, Aushänge im Terminal usw.) , fordern wir die Passagiere auf, sich vor der Abreise über die gesundheitlichen Anforderungen des Ziellandes und die erforderlichen Dokumente zu informieren und darüber hinaus sehr aufmerksam auf Änderungen zu achten, die einige Tage vor ihrer Abreise eintreten können. Wir kommunizieren auch über die Anforderungen, die Reisende bei ihrer Rückkehr in die Schweiz erwartet. Bei der Rückkehr hängen wir zudem an mehreren strategischen Punkten im Terminal die Liste der Risikoländer aus, die eine Quarantäne erfordern. Seit einigen Wochen sind auch die Plakate der BAG-Informationskampagne ausgehängt, mit der Passagiere aufgefordert werden, sich nach der Rückkehr aus den Ferien testen zu lassen.

Wie sieht das Sicherheitskonzept am Flughafen aus?

Seit Beginn der Krise hat der Genève Aéroport einen Schutzplan eingeführt, der vom BAG validiert und zweimal von The ACI Airport Health Accreditation (AHA) Programm zertifiziert wurde. Dieser Plan wurde im Laufe der Monate regelmässig an die Entwicklung der Pandemie angepasst.

Hier die heute gültigen Kernpunkte:

  • Die Hygiene- und Verhaltensregeln des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) müssen auch von vollständig geimpften oder genesenen Personen eingehalten werden.
  • Home-Office bleibt während der Sommermonate für GA-Mitarbeiter, deren Arbeit vor Ort nicht erforderlich ist, obligatorisch.
  • Innerhalb der Gebäude des Flughafengeländes ist das Tragen eines Mundschutzes weiterhin Pflicht: in öffentlichen Räumen jederzeit für das Personal und für die Nutzer; in privaten Räumen, auf Reisen und auf dem Weg zu Besprechungen.

Wie ist die aktuelle Auslastung?

In diesem Oktober 2021 beträgt das Passagieraufkommen etwa 60% des Passagieraufkommens von 2019.

Ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen?

Nein. Mit Ausnahme von Spitzenzeiten sind die Wartezeiten normal.

Was ist am Flughafen geöffnet bzw. geschlossen?

Fast alle Geschäfte, Restaurants und Dienstleistungen für Fluggäste sind geöffnet. Manchmal mit leicht eingeschränkten Öffnungszeiten.

Mehrere Flughafeneinrichtungen werden nicht in Betrieb genommen, um Betriebskosten zu sparen. Entscheidungen, Einrichtungen in Betrieb zu nehmen, werden regelmässig und je nach den Prognosen für das künftige Verkehrsaufkommen neu analysiert.

Was ist neu am diesjährigen Winterflugplan?

Die wichtigste Neuigkeit zu Beginn der Wintersaison ist die Rückkehr der Transatlantikflüge in die USA. Swiss und United Airlines nehmen noch vor Jahresende ihre Direktverbindungen zwischen Genf und New York wieder auf. United Airlines fliegt bereits seit dem 1. November nach Newark und in einer zweiten Phase nach Washington. Und Swiss wird ab dem 14. Dezember wieder zum Flughafen JFK fliegen.

Genève Aéroport ist zuversichtlich, was die Rückkehr der Charterflüge für die Skiferien betrifft. Aber durch die Pandemie haben wir gelernt, mit Prognosen vorsichtig zu sein.

Wie haben sich die Zahlen (Abflüge u. Passagiere) im Vergleich zu 2019 verändert?

Gemäss unseren Prognosen dürfte der Genève Aéroport 2021 die gleiche Passagierzahl wie 2020 erreichen, d.h. 5,6 Millionen Passagiere (gegenüber 17,9 Millionen im Jahr 2019).

Die Realisierung ist jedoch von einem Jahr zum anderen stark unterschiedlich. Im Jahr 2020 waren Januar und Februar hervorragende Monate gewesen, bevor die Pandemie ausbrach und der Flugverkehr praktisch zum Erliegen kam. Im Jahr 2021 blieb der Verkehr bis Juni schwach. Mit der Erholung im Sommer und Herbst mit einem Passagieraufkommen zwischen 55 und 60% sollte das Passagieraufkommen von 2020 wieder erreicht werden.

Was erwarten Sie von 2022?

Mit der Pandemie ist jede Prognose hinfällig geworden. Aber für 2022 arbeiten wir mit zwei Szenarien: ein Rückgang des Passagieraufkommens um 22% gegenüber 2019 und ein Rückgang des Passagieraufkommens um 32% gegenüber 2019.

Gibt es neue Direktflug-Destinationen?

Ende September kündigte die Fluggesellschaft Swiss an, von Genf aus Städte anfliegen zu wollen, die bisher nur im Sommer angeflogen wurden (Madeira, Sharm El-Sheikh und Teneriffa). Swiss wird im Winter auch eine neue Direktverbindung zwischen Genf und der dänischen Hauptstadt Kopenhagen anbieten.

(Interview: Yannick Suter)