Klühr: «Flugticketabgabe hat null positiven Effekt fürs Klima»

Der Swiss-Chef befürchtet neue Regulierungen. Verbieten, Verhindern, Verzichten sei das Motto.
Thomas Klühr auf der Terrasse des Swiss-Hauptsitzes in Kloten. © TRAVEL INSIDE/Stephanie Günzler

Swiss-CEO Thomas Klühr sei nicht sonderlich vom Wahlsieg der Grünen überrascht. Nun habe er aber Respekt davor, dass neue Regulierungen auf die Luftfahrtindustrie zukommen könnten. «Vor allem, weil sie in der V-Form daherkommen: Verbieten, Verhindern, Verzichten», so Klühr in einem Interview mit dem «Sonntagsblick». Zudem sei er überzeugt, dass mit einer Flugticketabgabe das eigentliche Ziel, eine CO2-Reduktion, nicht erreicht wird.

«Keine Ticketpreise unter hundert Franken»

Denn: Entweder werde sich der Flugverkehr z.B. nach Basel-Mulhouse oder München verlagern, «mit null positivem Effekt fürs Klima», oder aber es blieben tatsächlich einige Sitze frei, weil wenige Kunden aufs Fliegen verzichten würden. «Der Flug wird trotzdem stattfinden. Die Airlines senken die Preise und locken mit günstigeren Ticketpreisen neue Passagiere an.»

Solchen Billigangeboten steht der Swiss-Chef durchaus skeptisch gegenüber. «Man sollte in der Airlineindustrie darüber nachdenken, einen Schwellenwert festzulegen, wenn die Preise zu tief sind.» Beispiel: In der Schweiz solle es keine Flüge unter 100 Franken geben. Kurzfristig sieht Klühr die wichtigste Massnahme zur CO2-Reduktion in modernen Flugzeugen. «Mit jeder neuen Flugzeuggeneration fliegen wir 25% effizienter, also auch mit 25% weniger CO2-Emmissionen.»

Unfähigkeit der EU

Riesiges Potenzial hätte auch die Vereinheitlichung der Luftwege in Europa, so Klühr. «Wenn das Umweg-Fliegen wegfallen würde, könnten 10% der CO2-Emmissionen eingespart werden.» Doch die EU schaffe es einfach nicht, das Projekt «Single European Sky» zur Vereinheitlichung des europäischen Luftraums voranzubringen.

Synthetischer Treibstoff als Lösung?

Zudem bringt Klühr im Interview mit dem «Sonntagsblick» auch den synthetischen Treibstoff ins Spiel. Dieser sei CO2-neutral. Wenn  die Flugticketabgabe komme, dann solle das Geld vollständig in die Entwicklung von synthetischem Treibstoff verwendet werden. «Denn anstatt ständig darüber nachzudenken, wie wir das Fliegen verhindern, muss es doch das Ziel sein, dass wir einen Treibstoff entwickeln, der CO2-neutral ist», sagt Klühr. (TI)