TUI Group bittet erneut die Aktionäre zur Kasse

Eine weitere Kapitalerhöhung bringt 1,1 Milliarden frisches Geld.
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Die TUI Group macht eine weitere Kapitalerhöhung um Schulden zurückzuzahlen. Sie soll EUR 1,1 Mrd. frisches Geld in die Kassen spülen. Damit will TUI die Kreditlinie über EUR 375 Mio. vom staatlichen Förderinstitut KfW auf null herunterfahren, schreibt der Konzern in einer Mitteilung.

Die derzeitige Inanspruchnahme der Cash-Fazilität (RCF) verringere sich um den verbleibenden Nettoerlös von rund EUR 724,5 Mio. auf rund EUR 762,0 Mio. Zum 4. Oktober 2021 seien TUI finanzielle Mittel in Höhe von EUR 3,4 Mrd. zur Verfügung gestanden, etwas mehr als im August 2021. Unter Einbeziehung der Erlöse aus der Kapitalerhöhung beliefen sich die Mittel auf EUR 4,5 Mrd.

Bereits im Januar holte sich TUI frisches Geld mit einer Kapitalerhöhung, die EUR 568 Mio. einbrachte. Der Aktienkurs des Konzerns dümpelte nach der Ankündigung weiter wie die letzten Tage klar unter EUR 4. Das ist deutlich weniger als der Jahreshöchststand von EUR 5,25 im letzten März.

Grossaktionär Mordashov ist dabei

Die Kapitalerhöhung sei vollständig gezeichnet. Die 523’520’778 neuen Aktien würden in einem Bezugsverhältnis von 10:21 (10 neue Aktien für je 21 bestehende Aktien) angeboten.

Die Unifirm Limited der Familie Mordashov unterstütze die Strategie, schreibt TUI. Sie habe sich als grösster Aktionär verpflichtet, alle auf ihre Beteiligung von 32% entfallenden Bezugsrechte auszuüben und die neuen Aktien entsprechend zu zeichnen.

Der Rest der Kapitalerhöhung wird laut TUI vollständig von Barclays Bank Ireland PLC, BofA Securities, Citigroup, Deutsche Bank und HSBC als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners sowie Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg und Natixis als Joint Bookrunners übernommen.

«Zurück zu wirtschaftlicher Stärke»
Fritz Joussen
Fritz Joussen.

«Mit der Kapitalerhöhung kommen wir unserem Ziel, die staatlichen Kredite zügig zurückzuführen, einen grossen Schritt näher. Die verbesserte Kapitalstruktur schafft ein solides Fundament und ermöglicht uns die Chancen aus der Erholung der Branche noch besser zu nutzen. Wir sind ausgezeichnet aufgestellt, um von der vollständigen Rückkehr des Tourismus zu profitieren», erklärt Fritz Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group.

«Nach Transformation und Umbau von Geschäftsfeldern und dem Neustart des Tourismus in den letzten Monaten liegt unser Fokus jetzt auf Refinanzierung und Reduzierung der Inanspruchnahme der Staatskredite. Wir wollen, wir können und werden zu wirtschaftlicher Stärke zurückfinden. Daran arbeiten wir mit ganzer Kraft. Die neue TUI wird schlanker, digitaler und effizienter. Aber sie wird weiter Standards im Tourismus setzen, bei Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit», so Joussen weiter.

Mehr Sommer-Buchungen als im Sommer 2019

Für das gesamte Sommerprogramm 2021 meldet der Konzern insgesamt 5,2 Mio.  Buchungen, ein Anstieg von rund 1,1 Mio. seit der letzten Aktualisierung im August. Insbesondere in den letzten Wochen sei ein starker Aufwärtstrend festgestellt worden, wobei die Buchungen insbesondere in Deutschland und den Niederlanden deutlich über dem Niveau des Sommers 2019 lägen.

Dies spiegle das zurückkehrende Vertrauen der Kunden in Reisen in den kontinentaleuropäischen Märkten wider. Die hohe Nachfrage nach Reisen und der weiterhin bestehende kurzfristige Buchungstrend zeige sich im Anstieg der Auslastung der Flugzeugflotte in den letzten zwei bis drei Wochen vor der Abreise. Mehr als 2,6 Mio. Kunden hätten im Juli und August Ferien mit der TUI gemacht, doppelt so viele wie im Juli und August 2020 (1,3 Mio.).

Winterkapazität zwischen 60 und 80%

Für das Winterprogramm 2021/22 lägen die Buchungen zum jetzigen Zeitpunkt bei 54 % des Niveaus vom Winter 2018/19. Der Durchschnittspreis sei um 14% höher als die  Vergleichswerte für den Winter 2018/19.

Die Reisebeschränkungen für die Kurz- und Mittelstrecken-Winterdestinationen in den Schlüsselmärkten sind weitgehend aufgehoben und die Impfquote innerhalb der erwachsenen Bevölkerung in der EU und im Vereinigten Königreich hat ein sehr hohes Niveau erreicht. Daher sei in diesem Winter mit einem weiteren Anstieg der internationalen Reisen zu rechnen. Die Winterkapazitäten plant die TUI aktuell zwischen 60 und 80% eines normalisierten Programms.

Bei den Langstreckenzielen geht TUI weiterhin von einer langsameren Erholung aus. Zu den beliebtesten Winterreisezielen gehören die Kanarischen Inseln, das spanische Festland, Ägypten und die Kapverden.

Sommer 2022 annähernd wie 2019

Die Buchungszahl von 1,6 Mio. für den Sommer 2022 sind für TUI «sehr ermutigend». Insgesamt lägen die Buchungen für den Sommer 2022 um 54% und der Durchschnittspreis um 15% über den Buchungen für den Sommer 2019 zum vergleichbaren Zeitpunkt.

Beliebteste Reiseziele sind aktuell die Türkei, Florida, Griechenland und Zypern. Angesichts des starken Nachholeffektes geht die TUI davon aus, dass sich das Volumen im Sommer 22 wieder annähernd auf das normalisierte Niveau des Sommers 19 einpendeln wird.

«Die Nachfrage ist da», schreibt TUI. Wo immer staatliche Reisebeschränkungen aufgehoben sind, sehen wir sofort die schnelle Rückkehr des Geschäfts, Nachholeffekte und höhere Umsätze der Kunden für ihre Reisen. In Deutschland und den kontinentaleuropäischen Märkten war diese Entwicklung bereits über den ganzen Sommer 2021 zu sehen. In England trat dies zeitversetzt nach der Lockerung der vorher umfassenden Beschränkungen in den letzten Wochen verstärkt ein. (TI)