Die Rhätische Bahn muss Züge wegen Personalmangels streichen

Der Lokführermangel macht der RhB zu schaffen, deshalb streicht sie einzelne Angebote und ersetzt zu Randzeiten Züge durch Busse.
©Rhätische Bahn

Bereits anlässlich der Jahresendmedienkonferenz Mitte Dezember hatten Rhätische Bahn (RhB) Direktor Renato Fasciati und Verwaltungsratspräsident Mario Cavigelli den Lokpersonalmangel thematisiert und Massnahmen in Aussicht gestellt.

Die angespannte Situation beim Lokpersonal bestehe schon länger und habe sich in den letzten Monaten weiter verschärft, so die RhB. Dies trotz verschiedener eingeleiteter Massnahmen einer bereits im Frühling letzten Jahres eingesetzten Taskforce, wie z.B. einem verstärkten Personalmarketing, einem starken Ausbau der Ausbildungsplätze, der Einmietung von externem Lokpersonal und der Übernahme von Arbeiten durch andere Berufsgruppen.

Aktuell hat die RhB auch nach Umsetzung der Massnahmen bei einem Bestand von rund 280 Lokführenden einen Unterbestand von rund 15 Lokführerinnen und Lokführern. Dieser ist unter anderem einem höheren Kapazitätsbedarf aufgrund von Angebotsausbauten und gestiegenem Bauvolumen, einem Mangel an ausgebildetem Lokpersonal, einer angestiegenen Personalfluktuation sowie erhöhten Krankheitsabsenzen und Langzeitausfällen zuzuschreiben.

Der Lokpersonalmangel soll sich dank der eingeleiteten Massnahmen wieder verbessern, teilt die RhB mit. Allerdings brauchen diese Massnahmen, insbesondere aufgrund der langen Ausbildungsdauer und der beschränkten Ausbildungskapazitäten, Zeit, bis sie ihre volle Wirkung erzielen.

Aktuell befinden sich bei der RhB 24 Lokführerinnen und Lokführer in Ausbildung. Ab 1. Februar 2024 sollen es 38 und ab 1. März 2024 47 Lokführer/innen sein. Im Juli 2024 sind 59 Anwärter/innen vorgesehen.

Ein schwieriger, aber notwendiger Entscheid

Zum Schutz der Mitarbeitenden sowie um kurzfristige, ungeplante Zugsausfälle möglichst zu vermeiden und den Fahrgästen eine erhöhte Planungssicherheit zu bieten, hat sich die RhB-Führung dazu entschieden, den Bedarf an Lokführerstunden über punktuelle Produktionsanpassungen weiter zu reduzieren.

Diese Vorkehrungen wurden in Rücksprache mit den Bestellern und in Berücksichtigung der Anzahl betroffener Fahrgäste, der betrieblichen Machbarkeit und vertretbarer alternativer Produktionsmöglichkeiten mit Bahnersatzbussen festgelegt, so die RhB.

Nun liege der RhB die Zustimmung des Bundesamtes für Verkehr (BAV) für punktuelle Produktionsanpassungen ab dem 11. März bis zum Fahrplanwechsel 2025 im kommenden Dezember vor.

Dazu RhB-Direktor Renato Fasciati: «Die Produktionsanpassungen waren ein sehr schwieriger, aber notwendiger Entscheid. Die RhB bedauert diese ausserordentliche Situation sehr und setzt mit diversen Massnahmen alles daran, diese möglichst rasch zu verbessern». Falls es die Personalsituation zulässt, können diese Massnahmen auch früher wieder aufgehoben werden.

Bus statt Bahn, geänderte Haltepolitik sowie Verzicht auf einzelne Erlebniszüge

Netzweit werden rund 3% der vorgesehenen Zugleistungen durch Bahnersatzbusse ersetzt. Ferner hat die RhB entschieden, im Jahr 2024 den Erlebniszug Ruinaulta nicht zu führen. Auch im S-Bahn-Angebot kommt es zu Änderungen in der Produktion.

Der beliebte Nostalgiezug ist nicht betroffen und wird unverändert ab Beginn der Sommersaison am 11. Mai bis zum 27. Oktober zweimal je Tag pro Richtung zwischen Davos Platz und Filisur verkehren. Sämtliche Produktionsanpassungen sind im Online-Fahrplan abgebildet.

Übersicht der Produktionsanpassungen ab 11. März 2024:

LINIE ANGEBOT MASSNAHME
RE4 Landquart – Scuol-Tarasp Die Züge RE4 von Landquart nach Scuol-Tarasp wer- den nur bis Sagliains geführt. Reisende von Landquart

nach Scuol steigen in Sagliains auf den R15 (Pontresi- na – Scuol) um (und umgekehrt).

R16 Randzeitenzüge Chur – Arosa Randzeitenzüge morgens bis 6 Uhr und abends ab 20 Uhr werden mit Bahnersatzbussen geführt.
RE6 Zusatzzüge Chur – Arosa in der Sommersaison Am Wochenende in der Sommersaison (Zusatzzüge) fährt je ein Zug Chur – Arosa (und umgekehrt) mit Bahnersatzbussen.
RE7 Randzeitenzüge Ilanz – Disentis/Mustér Ein Zugpaar am Abend wird mit Bahnersatz geführt.
R11 Davos – Filisur Die Züge R11 werden grundsätzlich durch Ersatzbusse geführt. In der Sommersaison zwischen Mai und Okto- ber verkehren täglich sechs, in der Hochsaison im Juli und August täglich zehn Zugpaare. Der historische Zug verkehrt weiterhin zwei Mal täglich zwischen Mai und Oktober.
R27 Erlebniszug Ruinaulta Der Erlebniszug Ruinaulta wird ersatzlos gestrichen.
S1/S2 (Thusis -) Rhäzüns – Schiers Die S-Bahnen zwischen Thusis, resp. Rhäzüns und Schiers werden nur von und bis Landquart geführt. Reisende von/nach Malans, Seewis-Pardisla, Grüsch und Schiers steigen in Landquart auf die RE13 / RE24 Landquart – Davos / – Sagliains / – St. Moritz um (und umgekehrt). Ein Ausstieg zwischen Landquart und Schiers ist aufgrund der kurzen Perronlängen nur in

den Zugteilen nach Sagliains resp. St. Moritz möglich.

 

Übersicht der bereits kommunizierten Massnahmen:

ANGEBOT MASSNAHME
Vollmondfahrten Die Vollmondfahrten werden ersatzlos gestrichen.
Dampffahrten Die Dampffahrten werden bis mindestens Ende März 2024 gestrichen.
Landwassershuttle Der neue Landwassershuttle wird erst im Sommer 2025 lanciert.
Schlittelzüge Vom 8. bis 26. Januar 2024 fallen die Schlittelzüge zwischen Bergün und Preda jeweils von Montag bis Freitag aus. Reduzierter Betrieb der Schlittelzüge im Februar.

 

(MICE-tip)