«Am liebsten würde ich jeden Tag Sprachen lernen»

Sara Hildebrand ist vom TV zum Zirkus gewechselt, gibt den Moderatoren-Beruf aber nicht auf.
Fotos: Knie/Katja Stuppia

Grünes Velo, Sonnenbrille, dezentes Make-up, schick, aber unauffällig gekleidet: Als Sara Hildebrand zum MICE-tip-Interview am Zürcher Sechseläutenplatz erscheint, ist sie kaum als die top-durchgestylte ehemalige «Glanz&Gloria»-Moderatorin zu erkennen. Sie wirkt natürlich. Das Gespräch ist sofort sehr offen, fast freundschaftlich. Allüren hat diese Frau schon mal keine. Sehr angenehm.

Sara, wenn Sie zu einem Termin wie diesem hier mit dem Velo durch Zürich fahren, wie oft werden Sie unterwegs erkannt?

Manchmal habe ich das Gefühl, es kennt mich keiner. Dann kommt es wieder vor, dass im Laden die Verkäuferin plötzlich zu mir sagt: «So schade, dass Sie aufgehört haben.» Es ist sehr unterschiedlich. Was ich generell beobachte: meine männlichen Kollegen werden öfter angesprochen, ich glaube, bei Frauen sind die Leute etwas zurückhaltender und stürmen nicht einfach auf sie zu.

Sie haben unlängst für Schlagzeilen gesorgt, weil Sie das Fernsehen verlassen und stattdessen beim Zirkus angeheuert haben. Wie stellen Sie sich Ihren Berufsalltag als Medienverantwortliche des Zirkus Knie vor?

Es wird sicher ziemlich aussergewöhnlich und unkonventionell. Ich habe meinen eigenen Wohnwagen und werde von März bis November in der ganzen Schweiz mit auf Tour sein, als Teil der Zirkusfamilie, mit Artisten aus aller Welt. Am Wochenende bin ich zu Hause in meiner Wohnung in Zürich. Im Winter beziehen wir unser Quartier in Rapperswil-Jona. Natürlich kann ich auch zwischendurch immer nach Hause, so gross ist die Schweiz ja nicht.

Haben Sie dem TV-Studio ganz bewusst den Rücken gekehrt?

Es war keine Entscheidung gegen die Kamera. Nach knapp fünf Jahren hatte sich «Glanz & Gloria» erschöpft für mich. Ich brauchte etwas Neues. Deshalb bin ich 2015 hinter die Kulissen als Redaktorin zur Sendung «Puls» gewechselt. Das war Wissenschaftsjournalismus pur und ein Glückstreffer, auch was das TV-Handwerk angeht. Selber Beiträge zu produzieren, machte mir Spass. Als dann die Stelle beim Zirkus Knie ausgeschrieben war – just nachdem ich ganz fasziniert von einem Zirkusbesuch nach Hause kam –, musste ich mich einfach bewerben.

Sie sind immer noch am Studieren, moderieren weiterhin Anlässe und haben einen neuen Job. Wie geht das alles zusammen?

Jetzt arbeite ich 50% beim Zirkus Knie, erst ab Januar 100%. Im November habe ich noch ein wunderbares Projekt mit der Tonhalle Zürich. Beim Familienkonzert «Dornröschen» stehe ich als Moderatorin mit einem Orchester und Balletttänzern auf der Bühne. Das wird eine Erfahrung fürs Leben. Klassische Musik ist meine grosse Leidenschaft. Ich habe selbst lange Geige gespielt. Nur wegen meines Rückens habe ich nicht den Weg zum Konservatorium eingeschlagen.

Bekommen Sie eigentlich auch weiterhin Moderationsanfragen?

Ja, die Anfragen sind nach «Glanz & Gloria» nicht abgeflaut. Im Gegenteil. Die Familie Knie erlaubt mir auch ausdrücklich, weiterhin Anlässe zu moderieren. Wie bis anhin organisiere ich die Anfragen selber, ohne Agentur.

Sie sind bereits studierte Pädagogin, setzen aber mit dem Master of Advanced Studies noch einen drauf. Gibt es Parallelen zwischen dem Lehrer- und dem Moderatorenberuf?

Dieses Semester besuche ich noch letzte Kurse für meinen zweiten Master, das Lehrdiplom für Maturitätsschulen. Für die Praktika werde ich unbezahlt Ferien nehmen. Parallelen zum Lehrberuf gibt es sehr viele. Man muss immer gut auf Fragen vorbereitet sein und Präsenz zeigen. Du stehst vorne und alle warten, was kommt jetzt. Das gilt für beide Berufe.

An der ETH beraten Sie Studenten im «Study Management». Haben Sie Tipps für ein besseres Lernen?

Eine gute Lerntechnik – auch für Nicht- Studenten – sind Sprachmemos. Wenn ich etwas in meinen Kopf kriegen will, nehme ich es auf und höre es mir immer wieder an. Das geht z.B. auch auf dem Weg zur Arbeit oder zu einer Moderation. Für meinen neuen Job muss ich mein Französisch vertiefen. Dafür gibt es tolle Apps wie Frantasique, die zwar etwas kosten, aber sehr intelligent und interaktiv aufgebaut sind. Jeden Tag zehn Minuten, das hilft.

Wenn man Ihnen zuhört, hat man das Gefühl, Ihr Tag hat 48 Stunden. Was würden Sie noch gerne alles machen?

Ich würde am liebsten noch etwas studieren oder jeden Tag Sprachen lernen. Aber jetzt freue ich mich erst einmal über meinen neuen Job beim Zirkus. ◆ www.sarahildebrand.ch


Sara Hildebrand

Die 29-Jährige hat von August 2010 bis Dezember 2014 die Sendung «Glanz&Gloria» beim SRF moderiert. Zuvor arbeitete die Ostschweizerin bei Radio FM1. 2015 wechselte sie zum Gesundheitsmagazin «Puls» und ist seit Oktober 2016 Medienverantwortliche beim Zirkus Knie. Seit drei Jahren ist Sara mit dem Schweizer Schauspieler Anatole Taubman (45) liiert. Sie hat ein bereits abgeschlossenes Master-Studium (Germanistik/ Geschichte/Pädagogik) und will noch den MAS in Secondary and Higher Education abschliessen. Ihre Eltern und ihr Bruder sind alle Lehrer.