Grand Hotel Kronenhof Pontresina feiert 175 Jahre

Rechtzeitig zum Jubiläum schliesst das legendäre Haus die seit 2016 andauernde Umbauphase ab.
Grand Hotel Kronenhof in Pontresina ©Grand Hotel Kronenhof

Im gleichen Jahr in dem die Bundesverfassung verabschiedet wurde, legte Andreas Gredig den Grundstein für das Grand Hotel Kronenhof in Pontresina. Es gilt wegen seiner ‘Belle Epoque’-Architektur vor einer atemberaubenden Bergkulisse als eines der architektonisch bedeutendsten Hotels der Alpen.

Das gilt es zu feiern

Dieses Jahr wird das Grand Hotel Kronenhof 175 Jahre alt. Dies ist ein bemerkenswertes Jubiläum für die Engadiner ‘Grande Dame’, welches es zu feiern gilt. So gibt es bis zum Ende der Wintersaison 2023/2024 überall im Hotel spannende Details aus der lebendigen Geschichte zu entdecken. Ein abwechslungsreiches Programm lädt die Gäste ausserdem dazu ein, in die wechselvolle Reise durch die vergangenen Epochen einzutauchen. Eine bewegte Geschichte und ein reiches kulturelles Erbe, das auch heute noch mit allen Sinnen im Kronenhof auf Schritt und Tritt spür- und erlebbar ist.

Das goldene Zeitalter des Reisens

Es ist modern, das sogenannte Goldene Zeitalter des Reisens – von den 1880er Jahren bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Eine bewegte Zeit, die wir als den Beginn des Tourismus, wie wir ihn heute kennen, betrachten. Aber auch als Wendepunkt, an dem politische Reiche zu Reisezielen für wohlhabende Freizeitreisende umgestaltet wurden. Eine Zeit voller Leichtigkeit und so mühelos glamourös. Genau wie die Weltreisenden der High Society, die sich aufmachten, exotische Teile des Globus zu entdecken. Es ist daher bemerkenswert – aber vielleicht nicht überraschend – dass die Schweiz dieser Entwicklung weit voraus war und bereits in den 1840er Jahren Pionierarbeit für ‘Abenteuerreisen’ leistete.

In den Anfängen war das Reisen durch die Alpen eine Notwendigkeit. Die Routen der europäischen Postkutschen schlängelten sich durch die Schweizer Alpen hinunter nach Mailand, und das Dorf Pontresina im Engadiner Hochtal war ein naheliegender Zwischenstopp, bevor man den Berninapass nach Italien überquerte. Sobald sich die Möglichkeit zur Erkundung der Alpen eröffnete, nutzten dies als erstes abenteuerlustige britische Reisende. Sie hatten die nötige Zeit, langsam zu reisen, um auf dem Landweg nach Italien zu gelangen. Eine einwöchige Reise mit Pferd und Kutsche, die sie durch Landschaften von seltener Schönheit und Reinheit der Natur führte.

Die unternehmerische Weitsicht von Andreas Gredig

In diesem Szenario erwarb 1848 Andreas Gredig für seinen Sohn Lorenz das Gasthaus Rössli. Ein bescheidenes Fünf-Zimmer-Haus mit quietschenden Dielen, alter Holztäfelung und einer klapprigen Treppe hinter dem Ofen im Wohnzimmer, die zu einem winzigen Schlafzimmer hinaufführte. Im Keller richtete Gredig eine Veltliner-Weinhandlung ein, stellte Pferde für den Transport des Weins unter und eröffnete das Haus nach der Renovierung als Gasthaus zur Krone-Post neu.

Es lag in einem zauberhaften Gebirgstal, an einem Fluss, umgeben von Ackerland, gesegnet mit einem Klima, in dem jede Jahreszeit eine Freude war: sei es der Schnee im Winter, das satte Grün des Frühlings oder die farbenfrohen Tage des Herbstes. War es Glück oder unternehmerische Weitsicht, die den Weinhändler Andreas Gredig auf halbem Weg zwischen dem Veltlin und dem Prättigau eine Weinhandlung eröffnen liess? Wir werden es wohl nie erfahren. Aber sicher ist: ohne das Weingeschäft würde es 175 Jahre später vermutlich kein Grand Hotel Kronenhof geben…

Von Glamour und Gloria

Dem natürlichen Lauf der Jahreszeiten folgend wurde der Alpinismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts populär. Die Entwicklung der Eisenbahn ab den 1850er Jahren förderte dies zusätzlich. Im Engadin stand auf der einen Seite das schillernde Wunder von St. Moritz, dem Geburtsort des Wintersports, wo sich der internationale Jetset traf, um zu sehen und gesehen zu werden. Eine Welt für sich, wenn auch nur 15 Minuten von Pontresina entfernt. Auf der anderen Seite stand Pontresina mit seiner unaufdringlichen traditionellen Schweizer Gastfreundschaft. Ein authentischer Ort, um Ruhe, Abgeschiedenheit und Raum zum Nachdenken zu finden.

So oder so kam das Übernachten in den Schweizer Bergen in Mode, und das bescheidene Gästehaus expandierte parallel mit der Eröffnung der luxuriösen Palasthotels. Dank der explosionsartigen Entwicklung des Tourismus im Oberengadin floriert das Hotel. Es wird in den folgenden Jahren mehrfach umgebaut und um einen neuen Speisesaal mit darunterliegender Küche und den ‘Bellavista’-Trakt mit luxuriösen Gesellschaftsräumen und Gästezimmern mit Privatsalons erweitert. Lorenz Gredig wertet sein Haus auch namentlich auf: Es heisst nun ‘Hotel Kronenhof & Bellavista’.

Zwischen 1896 und 1898 erlebt der Kronenhof seine bisher bedeutsamste Erweiterung: Er erhält seine repräsentative hufeisenförmige Dreiflügel-Anlage mit Ehrenhof (Cour d’honneur). Es ist dieser neobarocke Umbau, der dem Hotel eine für die Region einzigartige Leichtigkeit verleiht und dem es sein heutiges Erscheinungsbild verdankt. Um 1901 entsteht mit den Deckenmalereien der vier Jahreszeiten im Speisesaal ausserdem ein weiteres Wahrzeichen des Kronenhofs. Um die Wende zum 20. Jahrhundert und zu Beginn der Belle Époque verfügte das ‘Grand Hotel Kronenhof & Bellavista’ über 350 Gästebetten und empfing wohlhabende Gäste aus aller Welt.

Veltliner Weine und der Aufschwung in den 1950er Jahren

Die Anreise gestaltet sich mittlerweile sehr komfortabel: Seit 1903 fährt die Rhätische Bahn die noble Kundschaft bequem auch im Winter von Chur bis nach Samedan, ab 1908 gar bis nach Pontresina. Lorenz Gredig-Fanconi, der nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1905 das Hotel übernommen hat, schmiedet Baupläne für einen neuen Zimmerflügel mit separatem Festsaal. Doch dann bricht 1914 der Erste Weltkrieg aus. Die wirtschaftlichen Krisenjahre belasten den Kronenhof. Trotz allem versucht die Familie Gredig, den Hotelbetrieb so gut wie möglich den schwierigen Umständen anzupassen. Hier kommt nun Lorenz Gredigs glückliches Händchen zum Zuge: denn die Weinhandlung und der Handel mit Veltliner Weinen erweist sich als sichere Einkommensquelle während des Krieges. Das Überleben des Hotels ist gesichert.

Als 1928 in St. Moritz die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden, nimmt der internationale Jetset die Region erneut ein. Der Kronenhof erfährt weitere Ausbauten, unter anderem entsteht das legendäre ‘Kronenstübli’. Während des Zweiten Weltkriegs bleibt das Hotel – im Gegensatz zu zahlreichen anderen – offen. Die wenigen, vor allem inländischen Gäste, logieren im ältesten Teil des Hotels.

20 Jahre nach den ersten Winterspielen gastiert die Olympische Flamme 1948 erneut in St. Moritz und zieht wiederum eine internationale Gästeschar und Prominente an. In den 1950er Jahren empfängt Lorenz Gredig der Vierte, Sohn von Christian Gredig, Industrielle und Künstler, Exzellenzen und Filmstars. Mit dem Aufschwung folgen bald auch neue bauliche Elemente. 1975 übernimmt erstmals eine Frau die Leitung des Grand Hotel: Rita-Angela Gredig, die Tochter von Andreas Gredig. Sie führt die 140 Mitarbeiter fast zehn Jahre lang. 1984 wird das Haus verpachtet, und 1989 schlussendlich verkauft die Familie Gredig nach über 141 Jahren ihr Hotel an Schweizer Privatinvestoren.

Eine neue Ära beginnt

2004 wechselt das unter Denkmalschutz stehende Haus erneut den Besitzer: Die AG Grand Hotels Engadinerkulm, die auch Eigentümerin des Schwesterhotels Kulm in St. Moritz ist, kauft das Grand Hotel Kronenhof. Sie läutet umgehend zahlreiche Renovierungen und Investitionen ein, um dem Hotel wieder den Glanz vergangener Zeiten zu verleihen. Unter anderem wird im Dezember 2004 der Westflügel, die einstige Patriziervilla Ganzoni, mit 29 eleganten Zimmern und Suiten eröffnet. 2007 werden verschiedene Zimmer renoviert sowie eine Tiefgarage, 28 zusätzliche Zimmer und Suiten und eine 2’000 m2 grosse Wellnessanlage gebaut. Im Frühjahr 2009 werden weitere neun Zimmer renoviert und zwei individuelle Ecksuiten kommen hinzu.

Aktuelle Umbauphase abgeschlossen

Zur Wintersaison 2016/2017 erfolgt die nächste bauliche Grossetappe: Der renommierte französische Innenarchitekt Pierre-Yves Rochon kann für die Neugestaltung von insgesamt 13 Zimmern und Suiten gewonnen werden. Sein Markenzeichen ist die Verbindung von historischen und lokalen Elementen mit klassisch-zeitloser Eleganz. Die zahlreichen Bauetappen, die das Grand Hotel Kronenhof über die Jahrzehnte prägten, lassen sich heute kaum mehr auseinanderhalten. Seit Ende Juni 2023 erstrahlen zehn weitere Zimmer und Suiten im einzigartigen Stil von Rochon. (MICE-tip)