Incoming-Branche beklagt sich über Auslandreisen

Schweiz Tourismus vermeldet ein gutes erstes Tourismus-Halbjahr, sieht aber grosse Herausforderungen, vor allem im Sommer.
Bad im Brunnen an der Winterthurer Steinberggasse ©Schweiz Tourismus

Am 24. August 2023 zog Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus (ST) Bilanz zum ersten Tourismushalbjahr. Mit 19,5 Mio. Logiernächten (LN), was einem leichten Plus von 3,5% gegenüber 2019 entspricht, lassen sich ordentliche Zahlen verbuchen. Seit Beginn der Sommerferien jedoch kommen aus der Branche zahlreiche Warnsignale. Die Rekorde aus dem Binnenmarkt die während der Pandemie verzeichnet wurden, scheinen definitiv vorbei zu sein und die ausländischen Märkte haben sich noch immer nicht vollständig erholt.

Starke Wintersaison mit vielen Schweizer Gästen

Mitverantwortlich an den positiven Zahlen im ersten Halbjahr war die starke Wintersaison mit vielen Schweizer Gästen mit 10 Mio. LN (+16,8%) besonders in den Bergen. Reisende aus dem Ausland kamen zwar wieder zahlreicher (9,4 Mio. LN), aber im Vergleich zu 2019 fehlen jedoch nach wie vor schmerzliche 8%. Auch die eine oder andere Erfolgsmeldung, etwa aus den USA (1,4 Mio. LN / +22 %), macht die zum Teil eindrücklichen Minuszahlen wie aus Indien (312’000 LN / -31%) und auch einzelnen Europa-Märkte wie Deutschland (1,8 Mio. LN /-5%) nicht wett. Vor allem aus Übersee fehlen im Vergleich zu 2019 nach wie vor 10% der Hotellogiernächte.

Gelungene Neupositionierung der Städte

Den von der Pandemie besonders gebeutelten grossen Städten gelang es zusammen mit der ST-Tourismuspromotion immerhin, neue und diversifizierte Gästesegmente anzusprechen. Als eine der Folgen der Pandemie hatten ST und ihre Partner vom Parlament den Auftrag zur intensivierten Bewerbung von Städtereisen erhalten. Dies geschah sowohl im letzten Sommer mit der Kampagne Run the Swiss Cities’ wie auch diesen Sommer mit Summer in the City‘ – mit Erfolg, die Zahlen des ersten Semesters sind bereits erfreulich: 5,9 Mio. LN / +4.7 % in den grossen Städten.

Für diesen Wachstumsschub verantwortlich sind vor allem einheimische Städtereisende und eine Verschiebung weg vom Geschäftstourismus hin zu Freizeitaufenthalten, wie beispielsweise in Zürich, wo sich der Anteil des Freizeittourismus seit 2013 (25 : 75) klar zu Lasten des Geschäftstourismus erhöht hat (50 : 50).

Die Schweizer zieht es wieder ans Meer

Nach einem durchaus ordentlichen ersten Semester hat mit Juli und August nun aber die Hauptferienzeit besonders der Schweizerinnen und Schweizer, aber auch der Reisenden aus Europa begonnen. In einer Pulsmessung bei der Branche im ganzen Land geben die Touristikerinnen und Touristiker vor Ort klare Warnsignale. Sie beklagen, dass insbesondere die Schweizer Gäste, aber auch jene aus dem nahen Ausland, auf die Schlechtwetterphase im Juli reagiert hätten und generell wieder vermehrt ins Ausland reisten.

«Die Aletsch Arena hat einen sehr hohen Schweizer Gästeanteil, sehr viele Schweizer und auch Gäste aus Europa reisen aber vermehrt ins Ausland und ans Meer. Auch wenn die Zahl der Gäste aus den Fernmärkten bei uns stetig zunimmt, schaffen wir mit diesem Gästesegment eine Kompensation noch nicht», so Monika König, Leiterin Marketing & Kommunikation, Aletsch Arena, stellvertretend für viele Bergferienorte.

ST-Direktor Martin Nydegger fasst die Lage zusammen: «Die Zeit der Schweizer Gäste-Rekorde in der Pandemie ist definitiv vorbei. Der Anteil von Schweizer Gästen nimmt wieder ab, die Konkurrenz im Süden und am Meer ist wieder da und wird nachgefragt. Und die Erholung aus dem Ausland, aus Europa und Übersee, braucht weiterhin viel Zeit und grosse Anstrengungen durch das ST-Tourismusmarketing weltweit». (MICE-tip)