Die Planungssicherheit fehlt immer noch

Wenn sich die epidemiologische Lage verschlechtert, können die Kantone eine Bewilligung für Veranstaltungen jederzeit widerrufen.
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Ab dem 1. Oktober sind Events mit mehr als 1000 Personen wieder erlaubt. Bewilligen müssen diese aber die Kantone. Für jede Veranstaltung muss beim jeweiligen Kanton ein Schutzkonzept und eine Risikoanalyse vorgewiesen werden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer müssen sitzen, in den Stadien gilt eine Kapazitätsbegrenzung, Personenströme müssen klar geregelt werden und bei Eishockey und Fussballspielen gilt eine Maskenpflicht. Zudem sei der Alkoholausschank so zu beschränken, dass die «Einhaltung des Schutzkonzepts nicht gefährdet wird», sagte Bundesrat Alain Berset an der Pressekonferenz. Absolute Planungssicherheit kann der Bund den Veranstaltern aber nicht versprechen. Wenn sich die epidemiologische Lage verschlechtert, können die Kantone eine Bewilligung jederzeit widerrufen. Eine Entschädigung gebe es dabei für die Veranstalterinnen nicht.

«Wir sehen Licht am Ende des Tunnels», sagt der Zürcher Hallenstadion-Chef Philipp Musshafen gegenüber von «Watson». Am 2. Oktober ist das erste Heimspiel des ZSC Lions geplant. «Natürlich liegt bis dann noch einiges an Arbeit vor uns.» Zusammen mit den Veranstaltern werde man Schutzkonzept und Risikoanalyse erarbeiten. Das Zusammenspiel mit den Behörden sei noch unklar, man wisse beispielsweise noch nicht, wer Ansprechperson für die Bewilligungen ist. Alles in allem sieht es Musshafen positiv. «Ich bin der Meinung, dass es Kultur und Sportevents in unserer Gesellschaft braucht, vor allem jetzt, wo die Tage wieder dunkler werden und der Herbst naht.»

Für die kulturellen Veranstaltungen sieht es weiterhin düster aus

Weniger rosig sieht es Christoph Bill, Präsident vom Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter (SMPA). «Der Schaden ist bereits angerichtet», sagt er. «Wir erfuhren am 2. September, wie es ab dem 1. Oktober weitergeht. Das ist eine absolute Minimalvorlaufzeit für Grossveranstaltungen.» Bill fordert, dass ein kurzfristiger Bewilligungsentzug durch die Kantone nicht möglich sein soll oder die öffentliche Hand ein abgesagter Event mitversichern muss. «Der Aufwand steigt in allen Phasen massiv an, namentlich auch vor Ort. Hinzu kommt das wirtschaftliche Risiko aufgrund der Ungewissheit, ob in dieser Situation überhaupt genügend Gäste kommen», so Bill.

Auch der Präsident des Schweizer Verbands technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe, Jörg Gantenbein, zeichnet für die Branche ein düsteres Bild. Die Situation bleibe schwierig, solange die Planungssicherheit fehle, sagt er. «Die Kantone haben das Recht eine Veranstaltung kurzfristig abzusagen. Das ist ein grosser Unsicherheitsfaktor. Unter diesen Voraussetzungen sind kulturelle Grossveranstaltungen weiterhin nicht durchführbar.» Für ihn und seine Berufskolleginnen bedeute dies, dass es mindestens bis Ende Jahr viel weniger Arbeit gibt. Ob sich die Lage ab 2021 entspannen wird, ist ungewiss. Gantenbein sagt, bereits seien mehrere Grossevents, die nächsten Sommer hätten stattfinden sollen, abgesagt worden. «Unserer Branche drohen weitere Entlassungswelle, nicht wenige stehen bereits jetzt auf der Strasse.» (MICE-tip)