The Circle und die Folgen

Das Grossprojekt am Flughafen Zürich soll den ganzen Raum in und um die Stadt voranbringen – vor allem international.
Das Projekt The Circle soll weit über die Flughafenregion hinaus wirken.

Neue Dimensionen soll das Megaprojekt «The Circle Zurich Airport» für den Konferenzstandort Zürich und für die ganze Schweiz eröffnen. Mit einem Convention Center für bis zu 2600 Personen, zwei Hyatt-Hotels mit 250 und 300 Zimmern, Gastronomie, Büros und vielem mehr wird ein ganzer Stadtteil entstehen, der die internationale Ausstrahlung Zürichs in Sachen Messen, Konferenzen und Tourismus befeuert, so der Plan. Doch braucht Zürich angesichts bestehender Überkapazitäten eigentlich mehr Hotelzimmer? Haben Neueröffnungen wie Kameha Grand, Atlantis by Giardino, Sheraton, 25hours Hotel und Dorint nicht für genug zusätzliche Zimmerkapazitäten gesorgt? Wie wird sich das neue Angebot auf die Flughafenregion und den gesamten Standort Zürich auswirken?

Dazu möchte Malte Budde – als Area Director of Sales & Marketing bei Hyatt für die Vermarktung von The Circle verantwortlich – Folgendes klarstellen: «The Circle und die dazugehörigen Hotels sind kein Mitbewerber für Zürcher Häuser wie Hilton, Radisson oder Mövenpick.» The Circle decke ein ganz neues Segment ab, das in Zürich so noch gar nicht existiere. «Bei Veranstaltungen bis 300 Personen ist unser Convention Center halb leer, auch bei 800 Personen überlegen wir noch, ob wir das überhaupt machen sollen», erklärt er. Man arbeite ausschliesslich an Grossevents von 900 bis 1500 Personen – so viel fasst der grosse Konferenzraum des Convention Centers.

Buddes Ziele sind dabei hochgesteckt: «Wir müssen Konferenzen finden, die in Zürich noch nie stattgefunden haben, sondern in London oder Paris», so seine Vision. Man überlege sogar, eine eigene Messe auf die Beine zu stellen. «In unserem Segment gibt es in Zürich und der Schweiz eine Riesenmarktlücke», so Budde. Der Beweis: «Wir bekommen bereits Anfragen bis ins Jahr 2026 und das drei Jahre vor der Eröffnung.» Die Vermarktung laufe auf vollen Touren. Auch auf die Innenstadt strahlt das Ganze bereits aus. Man sei u.a. auf der Suche nach Dinner-Kapazitäten in Zürich City für 1500 Personen.

Andere Hotels ziehen mit

Für die anderen Hotels in der nahen und weiteren Umgebung soll The Circle einiges an neuem Schwung und Nachfrage bringen. Das sieht z.B. auch Daniel Twerenbold, GM des Radisson Blu Zürich Airport und District Director Switzerland, so. «The Circle ist eine Chance für den Flughafen Zürich und seine Partner», sagt er. «Dieses Projekt bringt neues Geschäft an den Flughafen, Kongresse, Gesundheitstourismus und lokale Anwohner, die das gastronomische Angebot nutzen.» Das Radis-son selbst wird kommenden Sommer Restaurants und Bar renovieren, «um mit einem neuen trendigen Angebot an der Entwicklung des Circle teilzuhaben». Das Radisson Airport ist derzeit
das grösste Konferenzhotel in der Schweiz mit 51 Meetingräumen sowie einem Konferenzraum für 600 Gäste.

Fallende Preise befürchtet

Druck auf die Zimmerpreise gebe es am Flughafen allerdings, gibt Twerenbold zu. Obwohl die Nachfrage steige. Grund hierfür sei der leicht abfallende Nachfragetrend in der Stadt Zürich, wo Twerenbold beim Städtebusiness «noch viel Potenzial nach oben» sieht.

In den nächsten drei Jahren werden laut Zürich Tourismus in und um die Stadt über 1700 neue Zimmer entstehen – inklusive The Circle. Bis 2021 sollen nochmals 600 dazukommen. Um diese Zimmer zu füllen, braucht es dringend zusätzliche Kongresskapazitäten, betont Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers. Durch die vorübergehende Schliessung des Kongresshauses, das danach zudem nicht mehr Volumen biete als vorher, verschwinde man noch mehr von der Karte der Kongressstädte.

Laut Zürich Tourismus befindet sich die Stadt derzeit auf einem schmalen Grat zwischen der Entwicklung der Logiernächte und der Zimmerkapazitäten. Bislang habe die Nachfrage aber Schritt gehalten. Das Angebot werde für die Gäste immer vielfältiger und qualitativ besser, so Zürich-Tourismus- Sprecher Ueli Heer. Ein Ungleichgewicht gebe es auch von der geografischen Verteilung her nicht, obwohl v. a. die Flughafenregion von 2012 bis
heute mit +27% Kapazitätswachstum verhältnismässig viel zugelegt hat.

Dass Hotels in und um die Stadt entstehen (mit und ohne Seminar- Infrastruktur), begrüsst Hyatt-Mann Budde. Heute gebe es Probleme, wenn man mehr als 200 Zimmer benötige und die Gäste nicht auf drei Hotels verteilen wolle. Zudem hoffen Budde und von Moos auf eine internationalere Ausstrahlung Zürichs, u.a. durch Event-Highlights. «Aber auch internationale Hotelbrands helfen, neue Märkte zu erschliessen », sind sie sich einig.

Fotos: Zürich Tourismus
Fotos: Zürich Tourismus