«Wir wollen First Choice Airline sein»

Marco Willa, Head of Regional Sales Switzerland bei Swiss, erklärt im Gespräch mit TRAVEL INSIDE auf Mallorca, warum Arbeit und Ferien durchaus kompatibel sind.
Marco Willa (Head of Regional Sales Switzerland, Swiss) bei seinem Interview mit TRAVEL INSIDE im Yachthafen von Port Adriano auf Mallorca. ©event-foto-mallorca.com

Im Rahmen des von Swiss durchgeführten Workation Trips mit 28 Reiseprofis in die temporär von der Airline aufgebaute Workation Lounge nach Port Adriano, Mallorca, nimmt sich Marco Willa Zeit, um mit TRAVEL INSIDE über das Erlebnis Workation zu sprechen.

Marco Willa, was ist die Idee, der Grundgedanke von Swiss, diese Workation Lounge zu bauen und sie hier zur Verfügung zu stellen?

Wir haben das Thema «Workation», also die Mischung aus «Work» und «Vacation», als Trend erkannt. Aus zwei Gründen: Erstens wurde mit der Pandemie die Digitalisierung vorangetrieben und das Bewusstsein gestärkt, dass man in vielen Fällen auch von zuhause aus arbeiten kann. Zweitens ist das Bedürfnis der Leute mit der Zeit gestiegen, auch mal von einem anderen Ort aus zu arbeiten. Wieso also nicht an einem Ferienort? Dieses Konzept wollten wir für unsere Partner aus der Reisebranche erlebbar machen. Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit der Lufthansa Group diese Lounge als temporäres Ferienbüro hier in Port Adriano zur Verfügung gestellt.

Hat die Swiss den konkreten Gedanken oder Plan, Workation irgendwann als Produkt auf den Markt zu bringen und zu vertreiben?

Nein, dafür gibt es aktuell keine Pläne. In erster Linie wollen wir hier das Erlebnis greifbar machen und Interessierten die Möglichkeit geben, das selbst einmal auszuprobieren. Wir möchten das Thema unseren Partnern näherbringen und aufzeigen, dass wir als Airline für solche Workation-Trips zahlreiche attraktive Destinationen anbieten.

Welches Potenzial sieht die Swiss in der Workation als Trend? Wird dieser noch stärker werden oder eher wieder abflachen?

Meine persönliche Einschätzung ist, dass dieser Trend weiterhin bestehen bleibt. Wie sich das genau entwickelt, ist schwierig abzuschätzen. Wir spüren jedenfalls klar das Bedürfnis der Leute, ihr Homeoffice auch mal an einen anderen Ort zu verlegen. Wieso sollten die Leute, die oft zuhause arbeiten, dies nicht auch mal eine Woche lang auf Mallorca, in Lissabon oder Schweden machen können? So ein Tapetenwechsel kann neue Impulse bringen und sich positiv auf die Effizienz auswirken.

Wie gross ist der Anteil an Workation-Reisenden heute bei der Swiss, resp. den Airlines der Lufthansa Group? Hat man da Indikatoren oder ist das irgendwie messbar?

Es wäre natürlich spannend, das in Zahlen sagen zu können. So etwas ist aber sehr schwer darstellbar. Bei einer Buchung sehen wir ja nicht, ob es sich um eine Workation handelt. Wir stellen aber fest, dass die Aufenthalte bei Corporate-Buchungen tendenziell länger geworden sind. Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass vermehrt auch vor oder nach den eigentlichen Geschäftsterminen im Ausland gearbeitet wird.

Bietet Swiss selbst denn ihren Mitarbeitern generell Workation an?

Unsere Bodenmitarbeitenden haben die Möglichkeit dazu, wenn sie das innerhalb ihrer Abteilung abgesprochen haben. Bei uns sind das konkret bis zu 30 Tage im Jahr, in denen im Ausland innerhalb Europas gearbeitet werden kann. Weiter weg wird unter anderem die Zeitverschiebung ein Problem. Wie im Homeoffice auch, darf die Qualität unserer Dienstleistung während einer Workation in keiner Weise beeinträchtigt werden. Die Arbeit muss auch im Team ganz normal erledigt werden können. Unser fliegendes Personal kann dies natürlich nicht machen. Dafür sind unsere Crewmitglieder noch viel öfter im Ausland und können den Laptop gleich ganz zuhause lassen.

Swiss hat ja diesen Workation Trip über TRAVEL INSIDE Online ausgeschrieben. Wird Swiss diese Lounge-Box sonst noch in anderer Form promoten?

Nein, das ist für uns vorerst eine einmalige Aktion, um das Konzept Workation erlebbar zu machen. Es handelt sich um eine Pop-up-Lounge, die aus insgesamt acht Frachtcontainern besteht. Sie wurde in diesem Jahr im Rahmen der ITB in Berlin aufgebaut, dann in Wien, und jetzt hier auf Mallorca.

Welche Voraussetzungen braucht es, um ein optimales und effizientes Workationerlebnis zu gewährleisten?

Das muss wohl jede und jeder für sich selbst entscheiden. Etwas vom Wichtigsten ist aber sicher ein schnelles, stabiles Internet. Dann braucht es die nötige Ruhe zum Arbeiten und für virtuelle Meetings, dazu kommen Stromanschlüsse und falls nötig Wechselstecker. An wärmeren Orten darf natürlich eine vernünftige Klimaanlage nicht fehlen. Und im besten Fall wählt man die Location so, dass man nach dem Arbeiten den Laptop zuklappen und ohne grosse Umwege mit dem Erholungs- oder eben «Vacation»-Teil der Workation beginnen kann. Das sind zumindest meine Learnings.

Schauen wir etwas in die Zukunft: Wenn sich das Workationkonzept etablieren sollte, über welche Vertriebskanäle würde man dieses Produkt dann verkaufen?

Die Reisebüros sind hier sicher ein wichtiger Faktor. Viele von ihnen haben den Trend ebenfalls erkannt und teils auch schon Initiativen für ihre Kunden und Mitarbeitenden ausgearbeitet. Da gibt es viele Synergien. Für uns ist es wichtig, dass wir mit unseren attraktiven Destinationen im Bewusstsein der Leute «First Choice» sind. Wir haben für diesen Workation-Trip übrigens mehrere Hundert Bewerbungen erhalten, davon kam eine überwältigende Mehrheit aus dem KMU-Bereich. Das zeigt, dass auch kleine und mittlere Unternehmen zunehmend ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft noch alles bringt.

(Christoph Fontanive, Port Adriano, Mallorca)