«Ihre Business Class ist ein sehr gut gehütetes Geheimnis» (Ausgabe 2006-39)

Im Gespräch mit TRAVEL INSIDE: Susanne Richter, Austrian Airlines.

Frau Richter, seit einem Jahr sind Sie Direktorin von AUA Schweiz. Wie haben Sie diese zwölf Monate erlebt?
Es gab so viele Erlebnisse – schwierige, lustige, spannende und beeindruckende. In diesem Jahr habe ich viel über die Schweiz und die Schweizer Reisebranche gelernt. Dazu fällt mir spontan ein: «Hart, aber herzlich.» Damit meine ich, dass die Branche hier sehr offen ist. Man kann miteinander sprechen und die Menschen sind zugänglich. Man muss und kann nicht immer einer Meinung sein, aber ich kann mit Geschäftspartnern jederzeit ein persönliches Gespräch führen. Ich schätze hier auch die Höflichkeit sehr.
Ich freue mich übrigens auf TTW 2006 – denn dieses Mal werde ich die Namen bereits einordnen können, die beim Travel Star Award genannt werden.

Wie positioniert sich Austrian in der Schweiz beim Publikum, in der Reisebranche und im Commercial-Bereich?
Wir positionieren uns gemäss drei Hauptnischen: Erstens als der Spezialist für Zentral- und Osteuropa – wir fliegen in dieser Region in 23 Länder zu 44 Zielen, da sind wir nach wie vor die Nummer eins in Europa in puncto Destinationsdichte. Zweitens als Carrier nach Asien – hier haben wir uns als Nummer 4 in Europa etabliert. Und drittens natürlich als Airline für Österreich, insbesondere für Wien. Über diese drei Nischen positionieren wir uns sehr zielgruppenorientiert. Daher ist uns der persönliche Kontakt zu Reisebüros und Firmen sehr wichtig,

Was zeichnet Austrian vom Produkt her aus?
Wir positionieren uns einerseits klar als Netzwerkcarrier mit hohen Service- und Qualitätsstandards, bieten andererseits aber mit «Red Ticket» Tarife an, die für jedermann bezahl- und fliegbar sind. Um den hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, führen wir übrigens ab Winterflugplan einen neuen, qualitativ hochwertigen Speiseservice in Economy Class ein. Und das gratis und für jeden Flugtarif.

Wo kommen die Reisebüro-Profis nicht an AUA vorbei?
Ich hoffe, dass sie so wenig wie möglich an uns vorbeikommen… Doch Spass beiseite: Bei etlichen Destinationen sind wir Pioniere und auch oft einziger europäischer Carrier. Ich denke hier beispielsweise an Dnjepropetrovsk, eine unserer sechs Destinationen in der Ukraine. Gerade in den Ländern Osteuropas ist das Wirtschaftswachstum gross und generiert entsprechenden Verkehr. Speziell Business-Kunden schätzen die Zuverlässigkeit und die täglichen Verbindungen mit Austrian.

Was wird von den Schweizer Reisebüros am häufigsten gebucht?
Neben Wien sind das im Leisure-Bereich sicherlich die Umsteigeverbindungen nach Bangkok, Peking, Shanghai, Delhi, Mumbai, Kuala Lumpur, Male und Singapur. Im Geschäftsreisesegment sind es viele Osteuropaverbindungen wie Sofia, Kiew, Moskau, St. Petersburg oder Bukarest.

Österreich ist das Land des Schmähs – gibt es hier für AUA auch mal Komplimente von Seiten der Reisebüros?
Manchmal bekomme ich schon Komplimente zu hören, und das freut dann sehr. Zum Beispiel, dass wir eine Airline sind, die erreichbar ist, zuhört und versucht, Lösungen zu finden. Ich meine, man spürt in der Branche auch, dass unser Team in der Schweiz hundertprozentig hinter Austrian und ihren hohen Qualitätsstandards steht und wir an einem Strang ziehen. Und dass wir gerne für Austrian arbeiten. Das ist mir wichtig, und die Kunden geben uns das entsprechende Feedback.

Wo hat Austrian allenfalls noch Verbesserungspotenzial?
Persönlich denke ich und bin überzeugt, dass wir es schaffen müssen, noch unkomplizierter zu werden, was Preise, Kombinationsmöglichkeiten und Distribution betrifft. Ausserdem ist konzernweit das ständige Arbeiten an der Pünktlichkeit eines der Hauptziele. Wir sind unter den fünf pünktlichsten Airlines Europas, aber jede Verspätung tut weh.

Gibt es Angebote, Produkte oder Dienstleistungen, welche nach Ihrer Meinung von der Reisebranche zu wenig genutzt werden oder dort zu wenig bekannt sind?
Ein Kunde hat einmal – nachdem er zum ersten Mal mit uns nach Bangkok geflogen ist – zu mir gesagt: «Die Business Class der AUA ist ein sehr gut gehütetes Geheimnis, aber ein absoluter Insider-Tipp.» Was ich damit sagen will: Wir haben seit Sommer auf der Langstrecke in den B-777 und B-767 die neuen Flat beds, wir haben von Haubenköchen kreierte Menüs, einen Koch sowie einen Sommelier an Bord, Wiener Kaffeehaus-Service und ein völlig neues Raum- und Lichtkonzept. Kunden, die unsere Business-Class geflogen sind, sind meistens sehr begeistert. Trotzdem werden von Reisebüros oft  routinemässig Carrier gebucht, die eben in den Köpfen «Standard» sind.


Hans-Rudolf Baumann


Weltumspannende Star Alliance
Susanne Richter: «Beeindruckend war der Beitritt von Swiss zur Star Alliance im April diesen Jahres. Als alle CEOs der mittlerweile 18 Airlines mit den dazugehörigen Flugbegleitern im Hangar in Kloten einzogen und Swiss begrüssten, wurde einem die weltumspannende Grösse von Star Alliance schon sehr bewusst.»    

HRB