Wann ist ein Hub erfolgreich? (Ausgabe 2006-50)

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Im Rahmen der hängigen Volksentscheide über eventuelle Begrenzungen der Flugbewegungen in Zürich-Kloten lohnt es sich, der Frage nach Erfolgsmöglichkeiten eines Hubs nachzugehen. Daniel Weder befasste sich kürzlich vor Pressevertretern damit.
Nach seiner Darstellung hängt der Erfolg eines Hubs von fünf wesentlichen Kriterien ab (siehe Box).
«In Zürich sind gegenwärtig sechs verschiedene Wellen erkennbar, die von den morgendlichen Ankünften der ersten Longhaul-Maschinen bis zu den letzten Abflügen nach Übersee am Abend reichen.» Vereinfacht gesagt mischen sich während diesen Zeiten Lokalpassagiere mit Longhaul-Kunden. Gegenwärtig bereitet die dritte Welle, jene der Longhaul-Abflüge über Mittag, am meisten Probleme, weil sie unter den Abgangsverspätungen der
ersten Kurzstrecken-Flüge am morgen leidet. Die anvisierte Teillösung für
dieses Problem: «Die dritte Welle wird künftig 15 Minuten später beginnen.»

In Sachen Umsteigezeiten sind in Zürich nicht etwa die Passagiere das Hauptproblem, sondern das Gepäck. Weder: «Optimal sind eigentlich nur Umsteigeverbindungen innerhalb des Midfield-Terminals E, da dort eine eigene, unabhängige Sortieranlage installiert ist.» Trotzdem hat sich Swiss entschieden, an der Aufteilung «Europaabflüge ab Terminal A/alle andern Flüge ab Terminal E» festzuhalten. Die minimale Umsteigezeit spielt für die Darstellung der Reihenfolge in den Systemen im Hinblick auf die kürzeste Reisezeit laut Weder eine nicht zu unterschätzende Rolle. Obwohl Zürich im Vergleich mit ähnlichen Flughäfen und Hubs in Europa bereits ein sehr hohes Rating in Sachen Gepäckauslieferung hat, wird ständig an Verbesserungsmöglichkeiten im Search-Prozess gearbeitet.

Swiss hat angesichts der sehr kurzen Umschlagszeiten verschiedener Low Cost Carrier (LCC) auch eine Verkürzung der Bodenzeiten angestrebt. Das Ziel von 25 Minuten wurde dank einiger Kompromisse auch erreicht. Eine zielführende Methode ist dabei das Erbringen von Dienstleistungen «just in time», was wiederum eine minutiöse Planung bedingt. Dank der gesenkten «Minimum Ground Time» (MGT) konnte Swiss die Produktivität im Europa-Verkehr um 10 Flüge, respektive 1,5 Maschinen erhöhen. Eine weitere Konsequenz, auf die Weder stolz ist: «Seit dem Winterflugplan 2006/07 hat keine vergleichbare europäische Airline kürzere Turnaround-Zeiten als Swiss.»

Im Rahmen des Hub- und Supplier-Managements werden zunehmend Dienste ausgelagert und sogenannte Service Agreements abgeschlossen. Diese wiederum sehen die Standardisierung und Kontrolle der Dienstleistungen vor. So arbeitet Swiss im Bereich Technik mit SR Technics zusammen, bei den Bodendiensten mit Swissport, für die Reinigung mit ISS. Das Catering ist bei Gate Gourmet in besten Händen, und um die Infrastruktur kümmert sich Unique. Dazu kommt ein konsequentes Downsizing von Prozesskosten, das sich zum Beispiel in der Crew-Bestückung der Kabinen manifestiert: Auf Kurzstrecken gelangt nur noch die vorgeschriebene Minimum Crew zum Einsatz.

Ein Knackpunkt ist in den Augen Weders die Pünktlichkeit. Hier hat Swiss sehr ambitiöse Ziele:  «Langfristig wollen wir mit Zürich in Europa an die fünfte Stelle vordringen, mittelfristig an die zehnte Stelle aller Flughäfen», gibt Weder die Marschrichtung bekannt. Gegenwärtig belegt Swiss je nach Kriterium einen Platz zwischen Rang acht und 24.

Weder ist sich bewusst, dass dies ein äusserst sensitives Thema ist, nicht zuletzt weil wegen der Erhöhung der Produktivität sämtliche Reserven aus dem Flugplan eliminiert wurden. Dabei erhält ein Umstand erhöhtes Gewicht, der in Zürich noch immer recht oft eintritt: Da bei Remote-Startups die Triebwerke früher als beim Pushback vom Gate angelassen werden müssen, verschlechtert sich die entsprechende Startzeit. Dazu kommt eine bisher übergrosse Nachsicht von Swiss gegenüber spät eintreffenden Passagieren. Dies wurde per 1. Dezember 2006 verändert: Alle LX-Flüge werden nun zehn Minuten vor der flugplanmässigen Abflugzeit geschlossen werden.
Weiter sollen folgende Massnahmen dazu beitragen, die Pünktlichkeit zu verbessern:
• Flüge aus Barcelona, die äusserst verspätungsanfällig sind, erhalten eine längere Umlaufzeit
• die Flüge nach Douala/Yaoundé erhalten eine spätere Abflugzeit
• das Management der ersten Abflugwelle am frühen Vormittag soll konsequenter erfolgen
• die Minimum Ground Time wird bei Crew Change auf 35 Minuten heraufgesetzt.

Peter Kuhn