Airlines bitten beim Gepäck zur Kasse (Ausgabe 2007-08)

Ob andere Carrier den unterschiedlichen Konzepten von Low Cost Airlines oder von British Airways folgen, ist offen.

Bis vor kurzem war klar: Wer beim Einchecken das für die gebuchte Klasse zugelassene Gewicht nicht überschritt, konnte grundsätzlich so viele Gepäckstücke aufgeben, wie er wollte. Auch bei zwei Personen, die zusammen in der Economy Class 40 Kilogramm zugut hatten, spielte es keine Rolle, ob beispielsweise der Koffer der weiblichen Kundin 25 Kilogramm wog, jener ihres Begleiters nur 15 Kilogramm, zusammen gaben sie ja nicht mehr als die für zwei Personen erlaubten 40 Kilogramm auf.

Diese Regelungen kommen nun ins Wanken. Einige Low Cost Carrier wie etwa Ryanair oder Aer Lingus verlangen bereits seit geraumer Zeit eine Gebühr für jedes eingecheckte Gepäckstück. Bei Easyjet ist das erste Gepäckstück frei, jedes weitere kostet, auch wenn die Gewichtslimite damit nicht überschritten wird. All diesen Airlines ist gemein, dass entweder bei frühzeitiger Anmeldung von Übergepäck oder bei Vorauszahlung ein Rabatt gewährt wird.

Nun hat auch British Airways als Netzwerk Carrier ein neues Gepäckkonzept eingeführt. Seit 13. Februar   2007 wird auf BA-Flügen in Europa in Euro Traveller und auf Inlandflügen nur noch ein Gepäckstück von 23 kg sowie ein Stück Handgepäck gratis transportiert. In Club Europe sind es zwei Gepäckstücke von 23 kg. Zusatzgepäck wird pro Stück mit folgenden Gebühren belastet: Europa £ 60 (ca. CHF 150), UK £30 (ca. CHF 75). Bei Voravis reduzieren sich die Beträge um je 20%.

Auf Langstreckenflügen sind in World Traveller ein Gepäckstück von 23 kg, in World Traveller Plus zwei Stück und in Club World drei Stücke à 23 kg zugelassen. Ausgenommen sind Flüge nach folgenden Ländern, in denen in World Traveller nach wie vor das Piece-Konzept von zwei Gepäckstücken à 23 kg gilt: Nordamerika, Karibik, Nigeria, Mexiko und Brasilien. Zusätzliche Gepäckstücke werden auf Langstrecken gegen eine Gebühr von $ 120 (ca. CHF 300) befördert, mit Voraivs für £96 (ca. CHF 235).
Für Sportgeräte bestehen Sonderbestimmungen, wobei aus einer langen Liste von Geräten (von der Angelausrüstung bis zum Velo) eines gratis transportiert wird. Sportgeräte von 23 kg und mehr müssen jedoch voravisiert werden.

Auf Anfrage von TI erklärt Gregor Koncilja von Swiss: «Bei Swiss gibt es keine kurzfristige Änderung der geltenden Gepäckregelung. Wir beobachten natürlich, was in der Industrie so alles geht.» Stefan Gutknecht von Air Berlin meint: «Ich habe nichts gehört, dass dies bei uns aktuell ein Thema ist. Eine Änderung würde auf Konzern-Ebene gefällt und von entsprechenden Veränderungen bei den Mitbewerbern in Deutschland abhängen.» Laut Karl Kistler wird das Thema bei Edelweiss Air derzeit nicht diskutiert: «Wir wollen anders und besser sein, da sparen wir nicht auf Kosten der Kunden, die bereit sind, für eine entsprechende Leistung auch etwas zu bezahlen. Letztlich ist für eine Airline nicht die Anzahl der Gepäckstücke, sondern das Gewicht ausschlaggebend.» Auch bei Belair besteht keine Absicht, das bestehende Konzept zu verändern, wie von Thomas Frischknecht zu erfahren ist.

Urs Hirt