Von Bern in die EU-Hauptstadt (Ausgabe 2007-18)

Seit dem 16. April gibt es Direktflüge von Bern-Belp nach Brüssel. Die Erwartungen sind hoch.

Bedient wird die Linie Bern-Belp–Brüssel von der British Airways Partnerairline Sun-Air of Scandinavia mit einer 32-plätzigen Dornier 328. An den Wochentagen werden zwei Kurse geflogen, am Sonntag gibt es eine Abendverbindung. Das Potenzial der neuen Fluglinie wird vor allem im Bereich der Verwaltung und von Firmen und Organisationen mit Sitz in Bern und Belgien gesehen. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der in Bern kürzlich eröffneten EU-Botschaft wird eine steigende Nachfrage erwartet.

Sam Heine, Commercial Manager Switzerland & Austria bei British Airways glaubt, der Markt sei gross genug für zwei Flüge pro Tag: «Die Möglichkeit, direkt und damit viel schneller zu Besprechungen nach Brüssel zu gelangen, entspricht einem Bedürfnis», gibt er sich überzeugt. Heine hofft auch, dass die Verbindung Touristen aus beiden Richtungen «die Augen für die Schönheiten der anderen Stadt öffnen». Heine weist zudem darauf hin, dass Bern mit der neuen Fluglinie auch eine Anbindung an das internationale BA-Netz erhalten hat; Brüssel sei insbesondere interessant als Gateway für Flüge nach Afrika.

«Natürlich», sagt der Commercial Manager «liegt vorerst eine Durststreckevor uns, für die wir jedoch grosszügig Zeit einrechnen». Die bisherigen Buchungszahlen bezeichnet er als «zufriedenstellend». Laut Heine sieht BA durchaus Entwicklungspotenzial für weitere Verbindungen ab Bern; als mögliche Destinationen nennt er Frankfurt, London und Amsterdam. «Vorerst wollen wir aber schauen, wie sich Brüssel anlässt», hält er fest.

Positive Töne sind auch vom Flughafendirektor Charles Riesen zu hören, der die Anbindung an Brüssel durch BA und damit an die Oneworld-Allianz sehr begrüsst. Laut Riesen ist damit «ein grosser Wunsch der Wirtschaftsregion Bern in Erfüllung gegangen». Er verweist auf das grosse Potenzial: «Zwei Millionen Menschen leben in unserem Einzugsgebiet». Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät, der die Linie auf dem Erstflug gleich selber testete, bezeichnet sowohl die Destination wie die Fluggesellschaft und deren Qualität als «sehr sympathisch». Allerdings: «Eine echte Tagesrandverbindung würde die Attraktivität erheblich steigern, jetzt ist die Verweildauer in Brüssel für eintägige Sitzungen etwas gar kurz.»
Auch eine Samstagverbindung würde Tschäppät begrüssen – nicht zuletzt für den Tourismus.

Brüssel ist in der Tat eine attraktive Wochenend-Destination, denn wenn die Verwaltungs- und Geschäftsleute jeweils nach Hause fahren sind günstige Hotelzimmer erhältlich. Die reizende Innenstadt kann problemlos zu Fuss erkundet werden. Besuchenswert sind unter anderem die Grande-Place, der Maneken-Pis, die Galerien St. Hubert, das Comic-Strip-Zentrum (Stichworte Tintin, Milou) sowie die Altstadtgassen, vorab die Rue de Boucher –  der sogenannte «Magen von Brüssel». Besonders auf die Rechnung kommen Architekturliebhaber: Brüssel bietet aufgrund der wechselhaften Geschichte einen reichhaltigen Mix von Baustilen.

Sylvia Baumann-Lerch