US Airways hat in der Schweiz Continental Airlines im Visier (Ausgabe 2007-19)

Ein Codeshare mit Swiss soll entscheidende Wettbewerbsvorteile bringen.

Noch dauert es fast einen Monat bis zum Erstflug Zürich–Philadelphia von US Airways. Vom Erfolg im an sich gesättigten Nordamerika-Markt ex Schweiz sind Eric Mathieu (Managing Director International Sales) und Joachim Tietz (Sales Manager Schweiz, Deutschland, Niederlande) überzeugt.
«Wir gehen von einem Passagieraufkommen aus, das zu 50% aus der Schweiz und zu 50% aus den USA generiert wird», erklärt Mathieu. Der Anteil einheimischer Passagiere ist damit höher als etwa in Athen oder Brüssel, wohin US Airways ab diesem Sommer ebenfalls neu hinfliegt. Das zeugt von Vertrauen in den Schweizer Markt.

Laut Tietz sollen von den 50% Schweizer Passagieren rund 30% Business-Kunden sein: «Wir setzen gezielt auf Commercial-Kunden und setzen nicht auf Business-Kunden aus dem Leisure-Geschäft.» Ein Vorteil könnte sein, dass der Grossraum Philadelphia Standort zahlreicher Firmen aus dem Pharma-, Chemie- und Maschinenbereich ist. Allerdings ist besagter Grossraum eigentlich ein Korridor zwischen Philadelphia und New Jersey im Süden von New York – dieses Gebiet ist auch via Flughafen Newark gut erreichbar. «Im Business-Bereich sehen wir Continental als unseren Hauptkonkurrenten in der Schweiz an», gibt Mathieu denn auch zu. Allgemein macht er sich aber keine grossen Sorgen, das Soll an Business-Kunden zu erreichen: «Einerseits hat unser bisheriger GSA Airlinecenter gute Vorarbeit geleistet, andererseits brauchen wir nur jeweils 18 Business-Sitze pro Maschine zu füllen.» In den auf der Zürich-Route eingesetzten Boeing B-767 werden total 204 Sitze angeboten, davon eben 18 in der «Envoy Class» und 186 in Economy.

Dass zum guten Gelingen des Markteinstiegs auch ein Codeshare mit Swiss notwendig ist, wissen die Manager von US Airways. «Wir sind seit über einem Jahr im Gespräch mit Swiss und hoffen, noch vor Ende Juni ein Codeshare-Agreement unter Dach und Fach zu bringen», erklärt Mathieu. Besonders wichtig wäre der Zugang auf innereuropäische Swiss-Routen für US-Kunden. Im Gegenzug erhalten Schweizer bzw. Swiss-Kunden Zugang zum Netzwerk von US Airways. Ab Philadelphia sind nach der geplanten Ankunft des Zürich-Flugs um 13.35 Uhr Lokalzeit insgesamt 79 Verbindungen in zwei Wellen (um 15 und um 18 Uhr) möglich. Das Netzwerk von US Airways ist vor allem im Osten und im Südwesten der USA dicht; international in die Karibik und nach Lateinamerika. Nun will man in Europa expandieren, nicht zuletzt dank des neuen Open-Skies-Agreements mit der EU – wovon sich auch US Airways Zugang zu London-Heathrow (bislang wird London-Gatwick bedient) verspricht.

«Insgesamt sind wir gut für den Einstieg positioniert», bilanziert Mathieu. Das Team Schweiz steht fest; zusätzlich zu Account Manager Michael Hawle und Station Managerin Edel Bean-Moran konnte mit Marianne Clauder (ex Continental Airlines, davon die letzten drei Jahre in Zürich) nun eine Finanzchefin eingestellt werden. Doch das ist nicht alles: Die Envoy Class wird zurzeit generell überholt; ab Herbst sollten die ersten Maschinen damit ausgerüstet sein. Bereits erneuert wurde die Economy-Klasse in den B-767, was auch den Schweizer Kunden zugutekommt.

Jean-Claude Raemy

US Airways vor wichtigem Flottenentscheid

Die seit der Fusionierung mit America West Airlines fünftgrösste Fluggesellschaft der USA steht finanziell auf soliden Beinen: Im Jahr 2006 resultierte ein Nettogewinn von 507 Mio. Dollar, und auch im 1. Quartal 2007 wurden 66 Mio. Dollar Nettogewinn eingefahren. Die Profitmarge beträgt 3,5%, was das weltweit fünftbeste Resultat (hinter Southwest, British Airways, Lufthansa und Air France/KLM) ist. 2007 wird trotz weiterer Rückstellungen von 300 Mio. Dollar für steigende Fuel-Kosten wieder mit einem Profit gerechnet.

Insgesamt arbeiten 37000 Angestellte für US Airways. Die wichtigsten Hubs sind Charlotte, Philadelphia, Phoenix, Pittsburgh und Las Vegas. Total werden täglich 3575 Flüge nach 240 Destinationen angeboten. Ab Sommer 2007 bedient US Airways ab Philadelphia und Charlotte total 19 europäische Destinationen in 12 Ländern. Bisher wird Asien nicht angeflogen; eine Anfrage für Streckenrechte nach Shanghai wurde aber kürzlich eingegeben. Zur Flotte zählen 665 Flugzeuge. Für die Expansion werden weitere 20–30 Flugzeuge gekauft – ob Airbus A350 oder Boeing 787, wird in den nächsten Wochen entschieden.   

JCR