«Wäre Aerolíneas ein Privatunternehmen, wäre es schon lange bankrott»

Während der Aerolíneas-Chef zugibt, die Airline sei «praktisch pleite», schiesst Konkurrentin Flybondi scharf gegen die staatliche Fluggesellschaft.
© Aerolineas Argentinas

Der staatlichen argentinischen Airline Aerolíneas Argentinas geht es so richtig schlecht. Die Gründe sind mannigfaltig: Einerseits musste die Fluggesellschaft Ende November hunderte Flüge aufgrund von Streiks canceln, andererseits macht der Anstieg der Treibstoffkosten und der schlechten Stand des argentinischen Pesos gegenüber dem US-Dollar der Airline das Leben schwer. Die Wirtschaftskrise in Argentinien trifft die Mitarbeiter der Airline hart – aufgrund der hohen Inflation pochen sie auf höhere Löhne und drohen mit weiteren Streiks.

Aerolíneas sei «praktisch pleite», so ihr Chef
Eigentlich wird die Airline nur noch künstlich am Leben erhalten. Dies ist zumindest die Aussage von Luis Malvido, Chef von Aerolíneas Argentinas. Seine Airline sei «praktisch pleite», sagte er gegenüber dem Radiosender Mitre. «Um jeden Monat Gehälter zu zahlen, müssen wir den Staat um Geld bitten», zitiert der «Aerotelegraph» den Airline-Manager.  Darauf musste Argentiniens Transportminister Guillermo Dietrich die Wogen glätten und bekräftigen, die Airline würde nicht privatisiert oder gar gegroundet. Aber: «Wenn Aerolíneas Argentinas ein Privatunternehmen wäre, wäre es schon seit langer Zeit bankrott.» Der Griff in die Staatskasse ermöglicht der Airline dieses Jahr rund USD 200 Mio. an Subventionen.

Flybondi schiesst scharf gegen die Konkurrentin – und auch der Präsident
Die Lohn-Subventionen stossen denn auch dem argentinischen Präsidenten Maurici Macri sauer auf; erst kürzlich twitterte er gegen diese Vorgehensweise. Der Billigkonkurrent Flybondi nimmt diesen Steilpass nun dankend auf und nutzt Twitter zur Stimmungsmache gegen Aerolíneas Argentinas. Flybondi wendet sich direkt an die Politiker: «Gesetzgeber: wir bieten euch unsere Hilfe an, die öffentlichen Ausgaben zu senken», heisst es gemäss «Aero.de» in einem Flybondi-Tweet. «Beim Reisebudget der Abgeordneten könnten bis zu 50% gespart werden.»  Flybondi schlägt den Politikern somit indirekt vor, bei ihr statt der staatlichen Airline zu buchen – und damit die Staatskasse doppelt zu entlasten. In ihren Augen ist Aerolíneas ein teures und defizitäres Prestigeprodukt, das sich Argentinien lange Zeit geleistet hat. Denn seit Jahren fliegt die staatliche Airline Verluste ein.

Innerhalb weniger Monate hat sich Flybondi als erste Billigairline im Heimmarkt zu einer veritablen Konkurrentin von Aerolíneas Argentinas etabliert. Und sie hat quasi eine Schweizer Vergangenheit: Sie ist ein Projekt von Julian Cook, der als Gründer der Schweizer Airline Baboo bekannt wurde (die später in der Darwin Airline aufging) und scheiterte später mit dem Vorhaben, einen Langstrecken-Lowcoster namens Fly A in Genf aufzubauen. (ES)