«Wir halten an den vier täglichen Flügen ab Zürich und Genf fest» (Ausgabe 2011-05)

Die neue weltgrösste Fluggesellschaft ist in Entstehung. Das wirft einige Fragen auf.

Die US-Behörden haben im September 2010 grünes Licht gegeben: United Air-lines (UA) und Continental Airlines (CO) verschmelzen  derzeit zur weltweit gröss-ten Airline, unter dem Dach einer Holding mit Sitz in Chicago. Es bleibt künftig nur der Name «United Air-lines» bestehen, aber die Leitwerke der Flugzeuge werden mit dem Weltkugel-Logo von Continental versehen.  

Charles M. Duncan, früher Leiter Continental Micro-nesia und nun im Rahmen der Fusion zum Vice President United Transatlantic, Middle East and India ernannt, streicht die Vorteile der Fusion im Gespräch mit TRAVEL INSIDE deutlich hervor: «Es war für beide Airlines schlicht nicht mehr möglich, weiterhin Geld zu verlieren, wie dies seit zehn Jahren der Fall war. Die Reservationssysteme oder die Catering-Unternehmen verdienen Geld, wir als primäre Leistungsträger aber nicht.» Es geht also vor allem um Synergieeffekte und damit verbundene Einsparungen. Das Beste der beiden Airlines kombiniert soll zu schwarzen Zahlen führen.

Was die Netzwerke angeht, so ergänzen sich UA und CO laut Duncan ideal: United ist im Nordosten der USA, in London und in Asien stark, während Continental im Süden der USA, im kontinentalen Europa und in Lateinamerika stark ist. «Wir standen selten in direkter Konkurrenz», bemerkt Duncan, «und sobald die Netzwerke noch besser abgestimmt sind, werden wir eine unvergleichliche globale Abdeckung bieten.» 

Als Beispiel nennt Duncan etwa, dass künftig von Goldsboro (North Carolina), einer Stadt so gross wie Uster ZH, mit einem Umsteigen in New York nach Zürich geflogen werden kann.

Ansonsten wird bei der Zusammenführung der Airlines langsam vorgegangen. Es müssen 693 Flugzeuge neu bemalt werden, was an sieben verschiedenen Standorten passiert; der Abschluss dieser Arbeiten ist für Ende 2012 vorgesehen. Die vereinheitlichte globale Reservationszentrale soll ab Frühjahr 2012 operativ sein.

Und wie sieht es in der Schweiz aus? «Kurzfristig ändert sich nichts», hält Duncan fest, «trotz einiger Doppelbesetzungen wollen wir unsere Repräsentanzen in Genf und Zürich sowie die vier täglichen Flüge ab diesen beiden Städten nach Newark bzw. Washington beibehalten.» Es wird aber an einer neuen Organisationsstruktur gearbeitet; diese soll in wenigen Wochen präsentiert werden.

Was Genf und Zürich angeht, so sieht Duncan bei beiden Städten noch Potenzial: «Amerikaner nehmen Genf als Zieldestination wahr. Zunächst waren wir etwas skeptisch, aber die Auslastungen auf unseren Flügen stimmen uns zuversichtlich. Zürich wird eher als Hub genutzt, beispielsweise für Flüge aus den USA nach Zagreb. Hier kommt unsere Mitgliedschaft in der Star Alliance, welche zahlreiche Kombinationen ermöglicht, voll zum Tragen.»

Es besteht dennoch eine Überkapazität nach Nordamerika-Nonstop-Flügen in der Schweiz, gerade wenn man die Star-Alliance-Partner Swiss und Air Canada mit einbezieht. Das würde auf tief bleibende Preise schliessen lassen, doch bei Elefantenhochzeiten wie zwischen UA und CO schwebt immer auch die Angst mit, dass aufgrund der verminderten Konkurrenzlage die Preise steigen könnten. 

Claude-Yves Reymond/Jean-Claude Raemy

Meilen sammeln

Die Frequent-Flyer-Programme werden in einer ersten Phase separat beibehalten, d.h. Vielflieger sammeln Meilen über OnePass (Continental) oder Mileage Plus (United). Die beiden Programme sollen bis 2012 vereinheitlicht werden. 

CYR

UA/CO in Zahlen

• 371 Destinationen (223 in den USA, 148 international) in 59 Ländern

• 5811 tägliche Flüge

• 144 Mio. Passagiere (2010)

• 87000 Angestellte (2010)

• USD 29 Mia. Umsatz (Schätzung)

• Bis zu USD 1,2 Mia. Einsparungen dank Synergieeffekten aus der Fusion

Qualitätsoffensive

United und Continental sind derzeit voll mit der Fusion beschäftigt und beabsichtigen laut Duncan nicht, in nächster Zeit weitere Airlines in die Holding einzuverleiben. Auch die Lancierung einer Low-Cost-Tochter ist vom Tisch: «Der Versuch mit ‹Continental light› war ein Desaster», meint Duncan lediglich. 

Dafür wird im Bereich Servicequalität und Bordausstattung eine Offensive lanciert. Das Ziel ist, die Standards der Partner Swiss, Lufthansa, AUA oder Singapore Airlines zu erreichen. Duncan schiesst los: «Wir werden 250 Filme auf grösseren Bildschirmen in der verbesserten Business Class anbieten.» Er hält dann einen Moment inne und fügt an: «Ich gebe zu, unsere Qualität an Bord war in den letzten Jahren nicht immer das Gelbe vom Ei, doch schon heute ist unser Service viel besser, als viele meinen, und wird sich weiter verbessern.»

CYR