«Das Reiseverhalten bei den Badeferien hat sich verändert» (Ausgabe 2006-36)

TRAVEL INSIDE sprach mit Walter Brüllhardt, Direktor TO Badeferien bei Kuoni.

Herr Brüllhardt, weshalb haben Sie in der Badeferien-Abteilung die neue Funktion des Destination Managers geschaffen.
Wir haben neu statt je eines einzigen Badeferienkatalogs für den Sommer und für den Winter verschiedene Länderkataloge mit einem viel tieferen und breiteren Angebot und mit einer riesigen Auswahl an Aktivitäten und Möglichkeiten auf den Markt gebracht. Somit brauchen die Reisebüros eine dementsprechend intensivere Betreuung. Das hat uns dazu veranlasst, per 15. August 2006 so genannte Destination Manager zu benennen, die verantwortlich sind für eine einzige Destination. Im Winter handelt es sich dabei um Marokko, die Kanarischen Inseln, Ägypten und Dubai/Abu Dhabi/Oman. Wir gewähren, dass auf Produktionsseite jemand da ist, der dem Reisebüro entsprechend Auskunft geben kann.

Entspricht die neue Funktion derjenigen eines Verkaufschefs von früher?
Die neue Funktion unterscheidet sich teilweise von der ehemaligen Funktion des Verkaufschefs. Die DMs sind nun wirklich für ihr Produkt verantwortlich. Sie sind tagtäglich mit der Destination und auch mit den Reisebüros in Kontakt, also mit beiden Seiten.

Gibt es weiterhin Product Manager?
Ja. Die beiden PMs der Marke Kuoni werden aber nun durch die DMs entlastet, welche im Tagesgeschäft direkt mit Destination und Reisebüros verhandeln und diese beraten. Die PMs sind weiterhin für Budgetierung und Kalkulation verantwortlich und arbeiten zurzeit die vier neuen DMs in ihre Aufgaben ein und coachen sie.

Ergeben sich dadurch auch beim Helvetic Tours-Produkt Neuerungen in der Struktur?
Ja. Eine richtige Betreuung ist nur in einer gewissen Grössenordung möglich. Deshalb haben wir die beiden Marken Kuoni und Helvetic Tours getrennt und schaffen per 1. November  2006 auch bei Helvetic Tours Stellen mit Verantwortlichen für das entsprechende Produkt, aufgeteilt auf zwei Product Manager, die jeweils für einige wenige Helvetic-Destinationen zuständig sind. Bei dieser Marke ist das Angebot nicht so tief wie bei Kuoni, deshalb sind mehrere Destinationen pro Person möglich. Durch das weniger tiefe Angebot von Helvetic Tours, verglichen mit Kuoni, ist es den PMs möglich, gleichzeitig von A bis Z zu produzieren, zu kalkulieren und auch zu verkaufen.

Wie werden in den neuen Strukturen die Sonderaktionen aufgearbeitet?
Ab 1. November werden wir einen Verantwortlichen für das ganze Yield Management haben, der sich mit seinem Team professionell darum kümmern kann.

Kommt die Spezialisierung bei den Mitarbeitenden an?
Unsere Mitarbeitenden haben extrem Freude daran, dass sie nun eine Destination in einer grossen Tiefe beherrschen können und nicht von allem ein bisschen.

Erste Erfahrungen konnte Kuoni mit dem Mallorca-Sommerkatalog sammeln. Wie ist das gelaufen?
Mallorca war ein Pilotprojekt mit einem eigenen Katalog, einer eigenen Marke und einem eigenen Reservationsteam. Wir haben gesehen, dass dies der richtige Weg ist. Das Bedürfnis seitens der Reisebüros ist da und der Erfolg bei den Kunden gross. Nicht zuletzt deshalb haben wir die neuen Strukturen per Mitte August eingeführt.

Mit den länderspezifischen Prospekten hat sich das Badeferien-Produkt bei Kuoni verändert. Was waren die Gründe dafür?
Ganz neu sind die Länderkataloge bei Kuoni nicht. Im Langstreckenbereich kennen wir das bereits – es gibt beispielsweise einen USA-, Kanada- oder Brasilien-Katalog. Von diesen Erfahrungen konnten wir profitieren. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, dass sich das Reiseverhalten und die Einstellung der so genannten Badeferien-Kunden verändert haben. Viele Kunden wollen nicht mehr bloss eine Woche am Strand liegen, sondern von der gesamten Infrastruktur eines Landes profitieren. Die Kunden wollen etwas Kulturelles sehen oder eine Kurzreise unternehmen. Das hat man in den Prospekten bisher zu wenig gefunden. Es ist ein grosses Bedürfnis vorhanden, Kombinationen individuell bereits in der Schweiz und nicht erst vor Ort zu planen.

Gibt es die klassischen Badeferien also nicht mehr?
Ganz so ist es nicht. Die Ausflüge, Golfplätze und Aktivitäten, die wir nun in den neuen Katalogen ausschreiben, hat es zum grössten Teil schon immer gegeben. Neu ist, dass der Kunde dieses Angebot bereits in den Prospekten sieht und auf entsprechende Aktivitäten aufmerksam gemacht wird. In dieser Dimension hat es das bisher nicht gegeben. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass es nach wie vor viele Kunden gibt, die von all den Zusatzleistungen an einer Destination nichts wissen und einfach eine Woche oder zwei an einen schönen Strand liegen wollen. Ausgedient haben die klassischen Badeferien also nicht. Jedoch wird gerade hier stärker auf den Preis geachtet. Für dieses Segment haben wir auch unsere Marke Helvetic Tours.

Sind die Kunden mit diesem umfassenden Angebot nicht überfordert?
Es ist klar, dass die Angebote aus diesen neuen Kuoni-Katalogen eine umfassende Beratung benötigen. Davon werden die Reisebüros profitieren. Sie können neue Kunden gewinnen. Und wenn der Verkäufer im Reisebüro nicht mehr weiter weiss, kann er sich dann eben an unsere kompetenten Destinationsteams wenden.

Chris Probst