Dornbierer: Relaunch (Ausgabe 2006-40)

Bruno Zogg, Chef der Hotelplan-Marke Dornbierer, äussert sich im Interview mit TRAVEL INSIDE zu seinem Produkt und dem neuen Katalog.

Herr Zogg, welche Zielgruppen sprechen Sie mit dem Produkt von Dornbierer an?
Es ist der kaufkräftige Kunde über 50, der etwas Spezielles machen oder einen speziellen Ferientraum verwirklichen will. Auf der anderen Seite sprechen wir Singles – sehr oft gut situierte Frauen – an, die mit einer kleinen Gruppe unterwegs sein wollen. Oft werden Freundschaften geschlossen, die man über Jahre hinweg pflegt. Wir haben eine sehr grosse Zahl von Stammkunden, sprechen aber weniger den Adventure- oder Trekking-Typen an.

Welche Arten von Reisen bietet Dornbierer an? Sind es nicht Trekking-Reisen?
Gründer John Dornbierer hatte immer wieder Trekking-Reisen im Angebot. Das waren aber Einzelfälle. Auch heute haben wir beispielsweise noch eine Libyen-Reise mit Übernachtungen in Iglu-Zelten im Programm. Dies sind aber keine eigentlichen Trekkings, sondern Reisen, mit denen eine Abenteuerlust verbunden ist. Alles andere sind Rundreisen, die  mehr oder weniger «Abenteuer» beinhalten, die Übernachtungen aber in stabilen Unterkünften erfolgen. Wichtig ist die Gruppengrösse: maximal 18, bei einigen Reisen 20 Teilnehmer. Mehrheitlich sind es
14 bis 15 Teilnehmer.

Übernachtet der Dornbierer-Gast ausschliesslich in Luxusunterkünften?
Wir sind in den ortsbesten Unterkünften. Das kann vom einfachen Gästehaus eines Klosters bis zum Fünf-Sterne-Hotel sein. Wenn ein Hotel besonders originell ist, steigen wir dort ab.

Was sagen Sie jemandem, der behauptet, Reisen von Dornbierer seien zu teuer?
Es ist eine Manie vieler Reisebüros, den Kunden unbedingt etwas Günstiges verkaufen zu wollen. Bei Reisen, wie wir sie anbieten, ist aber immer zu schauen, was das Produkt beinhaltet. Eine Kleingruppe muss ganz anders kalkuliert werden als eine Gruppe mit 40 Teilnehmern. Bei uns sind viele Leistungen wie Trinkgelder inbegriffen, und wir schauen konsequent auf Qualität. Ein Beispiel: Bei einer 15er-Gruppe setzen wir oft einen Bus für 30 Pax ein. Die Reklamationsquote von praktisch null zeugt deutlich von dieser Qualität.

Was hat sich im neuen Katalog verändert?
Wir haben den Katalog komplett neu und übersichtlicher gestaltet, was vor allem der Handel schätzt. Jede Reise beginnt mit den Höhepunkten, dann folgen eine relativ detaillierte Beschreibung, neue, übersichtlichere Karten und eine klare Preistabelle mit allfälligem Kleingruppenzuschlag. Die Seitenzahl ist ungefähr gleich geblieben, allerdings haben wir uns für dünneres Papier entschieden, so dass der Katalog leichter und für den Versand günstiger geworden ist.

Gibt es neue Reisen im Angebot?
Ja, wir bieten einige neue Übersee-Reisen an. Zusätzlich haben wir wieder Europa-Reisen im Angebot, zum Beispiel Schottland mit Orkney und Shetland, die Baltischen Staaten oder Moldauschlösser. Bei den Reisen mit einer hohen Nachfrage haben wir die Reisedaten erweitert. Wir haben auch ein paar «Ladenhüter» aus dem Programm genommen.

Wieso bieten Sie viele Reisen nur an wenigen Daten an?
Wir besuchen die Länder ausschliesslich in den besten Reisezeiten. Wir reisen dann, wenn es vom Klima her ideal ist.

Wie ist Dornbierer innerhalb des Hotelplan-Touroperatings organisiert?
Wir sind ein sehr kleines Team. Mich eingeschlossen gibt es vier Personaleinheiten. Wir sind Allrounder und erledigen alles von der Produktion über den Verkauf bis zum Dokumentenversand. Wichtig für unsere Agenten ist, dass wir Spezialisten sind und gerne jegliche Fragen beantworten.

Welches ist die momentane Rolle des Gründers John Dornbierer?
Auf Ende 2006 scheidet John Dornbierer, der doch schon 68 wird, aus. Bei Bedarf können wir auch später mit ihm rechnen. Seit drei Jahren ist er noch zu 30% angestellt.

Wie hoch ist der Anteil an Direktkunden bei Ihnen?
Die Direktkunden machen einen Anteil von fast 90% aus, nur gut 10% laufen über den Handel. Dieses Verhältnis wollen wir ändern, denn im Handel steckt ein riesig grosses Potenzial. Das wurde von John Dornbierer nie gross gefördert. Gerade mit dem neuen Katalog können wir sicher in den Reisebüros vermehrt Interesse für unser Produkt wecken. Durch die relativ hohen Preise sind wir auch kommissionsmässig interessant.

Wie wollen Sie den Bekanntheitsgrad von Dornbierer Reisen erhöhen?
Ich werde am TTW Montreux am Hotelplan-Stand anwesend sein und persönlich Fragen beantworten können. Wir werden an den Ferienmessen in Zürich und Bern erstmals einen eigenen Stand haben.

Inwiefern werden sich die Produkte von Dornbierer und Globus überschneiden?
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie gross die Überschneidungen sein werden, weil ich den Globus-Katalog noch nicht kenne. Man peilt bei Globus aber die kaufkräftige Kundschaft für ein spezielles Produkt an. Das kann durchaus Berührungspunkte geben. Ich weiss aber, dass sich Globus sehr stark auf FIT ausrichtet, also Einzelreisen nach Mass. Wir hingegen bieten Gruppenreisen an. Aber von der Kundschaft her geht es sicher in eine ähnliche Richtung. Dornbierer überschneidet sich allerdings fast eher noch mit den Spezialreisen von Hotelplan als mit Globus.

Ist der Name Dornbierer Reisen in Stein gemeisselt?
Was heisst schon in Stein gemeisselt in unserer Branche? Dornbierer hat einen guten Namen, der aber nur einem kleinen Publikum bekannt ist. Vorderhand bleibt der Name Dornbierer aber bestehen. Ob Dornbierer in Zukunft als Marke bestehen bleibt, kann man heute noch nicht sagen.

Chris Probst