Grosse Retailer sind rundum zufrieden (Ausgabe 2006-43)

Keiner der grossen Retailer musste 2006 Rückgänge in Kauf nehmen. Vielmehr dominieren Zunahmen.

Weil Kuoni sich in der sogenannten «quiet period» befindet, kann Vertriebschef Gianni Moccetti nur mit Trends aufwarten: «Wir haben im Retailing bisher ein gutes Jahr gehabt, Umsatz und Paxzahl haben zugenommen. Der Zuwachs beim Umsatz ist höher als bei den Passagieren, was einen höheren durchschnittlichen Verkaufspreis pro Person zur Folge hatte.»

Moccetti hat festgestellt, dass der Flugumsatz in den 104 Filialen im laufenden Jahr trotz noch mehr Low Cost Carriern keineswegs zurückgegangen ist: Überdurchschnittlich hat sich der Verkauf eigener Produkte entwickelt und auch in Sachen Gebühren hat Kuoni laut Moccetti ein «anständiges Niveau» erreicht.

Beim Branchenleader hat das Verkaufsjahr sehr stark begonnen «und seit Juli können wir den erworbenen Vorsprung immer noch halten». Auch wenn das Geschäftsjahr noch bis Ende Dezember läuft, Moccetti ist überzeugt, dass die Zunahme im Retailing mehr oder minder gesichert ist.

Im Direktverkauf konnte laut Thomas Burkart zugelegt werden: «Wir sind deutlich über Vorjahr, vor allem beim Webverkauf von Katalogangeboten und dem Absatz von Nur-Flug-Tickets auf Edelweiss.» Die Hälfte dieser Sitze wurde zudem über die Website von EDW generiert. Bei Reisen Netto ist der Anteil an Webbuchungen mittlerweile auf einen Viertel angewachsen, wobei diese Marke generell zulegen konnte. In einem Bereich stagniert man im Direktverkauf allerdings: Linienflüge in Europa werden nur noch im Bereich des Vorjahresniveaus gebucht.

Hotelplan kann laut Vertriebschef Kurt Wiprächtiger einen Umsatzzuwachs von knapp 5% melden, und dies, «obwohl wir während dieses Jahres 15 Filialen geschlossen haben». Das Wachstum erstreckte sich über alle Bereiche und beschränkte sich keineswegs auf den Absatz eigener Produkte. Recht gross sind die regionalen Unterschiede, zum Beispiel beim Verkauf von Flugtickets. Da sind in der Westschweiz Rückgänge zu verzeichnen, in der Nordwestschweiz aber starke Zunahmen, die in der Region Zürich etwas kleiner ausfielen. Gute Verkaufsmonate waren bei Hotelplan Januar, März/April, eher schwach dagegen Mai und bisher der laufende Oktober.

TUI-Suisse-Vertriebschef Rainer Schenkel meldet bei mehr oder minder gleicher Ausgangslage wie im Vorjahr eine Zunahme des Filialen-Auftragsbestandes von 7%, wobei dieser vornehmlich aus Verkäufen von eigenen Produkten in der Deutschschweiz stammt. Schenkel führt dies auf das breitere Angebot bei den Badeferien und im Modular-Bereich zurück. Nimmt man jeweils das Resultat von zwei Monaten, kann laut Schenkel von einer Tendenz zu frühzeitigerem Buchen gesprochen werden, «die Unterschiede sind aber nicht derart gross, dass von einem Trendwechsel gesprochen werden kann». Die Anzahl Abreisen im Juli war leicht höher als im Vorjahr, jene der beiden Monate September/Oktober in etwa wie 2005. Zunehmend bereitet die Marge im Nur-Flug-Bereich Sorgen. Schenkel: «Die Euphorie im Gefolge der Null-Prozent-Regelung hat sich als wenig nachhaltig erwiesen, weil wir die Verluste bei den Hochpreis-Tickets nicht mit Verkäufen billigerer Tickets kompensieren können.»

Bei Travelhouse ist das bisherige Retail-Resultat laut Nadine Matzinger nur sehr bedingt mit jenem des Vorjahres vergleichbar: «Wir haben unser Filialnetz mittels Zusammenlegungen bereinigt, zwei Standorte aufgegeben, aber aufgrund der Übernahme von zwei STA-Büros auch neue Outlets dazu gewonnen.» Gegenwärtig betreibt Travelhouse 17 eigene Filialen, die mit Ausnahme von Marcellos, Cosmopolitan, Zürich-Stadelhofen und Elysée (Sion) nun alle mit Travelhouse gebrandet sind. Das Retailing-Resultat der Gruppe entspricht laut Matzinger in etwa jenem des Vorjahres, was sie feststellen lässt: «Wir haben uns recht gut entwickelt.»
Eine Besonderheit kennzeichnet die Gruppe: «Wir hatten einen extrem schlechten Juli, was wir auf die grosse Hitze und das schöne Wetter zurückführen.»

Peter Kuhn