«Wir ernten erst jetzt, was wir vor 17 Jahren gesät haben» (Ausgabe 2007-26)

Der Berner Reiseveranstalter AG Traveltrend ist spezialisiert auf Skandinavien-Reisen.

Vor 17 Jahren, im Jahr 1990, haben Martin Wäger und Barbara Moser die Firma AG Traveltrend gegründet. Wäger zu den Anfängen: «Seinerzeit fragte ich Barbara Moser an, ob sie bei einem Skandinavien-TO als gleichberechtigte Partnerin mitmachen würde. Auch heute noch besitzen wir je die Hälfte der Firma. Am Anfang haben wir nur Skandinavien ohne Island gemacht. Island kam dann dazu. Aber auch heute noch beschränken wir uns auf ein Touroperating in diese Länder.» Zurzeit arbeiten sieben Personen in Bern – es waren auch schon neun. Jedes zweite Jahr stellt Traveltrend auch einen Lernenden ein.

Skandinavien eignet sich laut Wäger sehr gut für einen Spezialisten: «Die Destinationen sind ziemlich komplex: sechs Länder mit sechs Währungen und sechs Transportsystemen; überall andere Hotels und Hotelketten. In Skandinavien kann man nicht mit Agenten arbeiten, sondern fragt alle Leistungen direkt beim Leistungsträger an.» Moser ergänzt: «Nicht vergessen darf man die verschiedenen Anreisemöglichkeiten. Zudem werden die Länder oft kombiniert. Das bedingt ein grosses Grundwissen.»
Auf die Frage, wieso im Firmennamen das «AG» nicht wie üblich am Schluss folgt, lachen beide Inhaber. «Das tönt doch viel besser», meint Moser. Wäger doppelt nach: «Das haben wir nur gemacht, um die Leute zu ärgern. Im Alphabet kamen wir immer relativ weit hinten. Aus diesem Grund haben wir das ‹AG› nach vorne gesetzt, so dass unser Firmenname im Alphabet weit vorne auftauchte. Das machten uns zwar die anderen Skandinavien-TOs nach, jedoch nur temporär.»

Neben dem Touroperating betreibt Traveltrend ein kleines Retailing. «Selbstverständlich verkaufen wir auch andere Produkte, jedoch im kleinen Rahmen. Weil wir nicht in der Innenstadt sind und uns nicht in einer Passantenlage befinden, wäre es schwierig, ein Retailing im grossen Stil aufzubauen. Skandinavien ist keine klassische Repeater-Destination. Also behalten wir den Kunden, bis er vielleicht nach vier bis fünf Jahren wieder einmal Lust auf eine Skandinavien-Reise hat. Retailing ist für uns also eher ein Mittel zum Zweck», meint Moser. Wäger ergänzt: «Wir können erst jetzt ernten, was wir vor 17 Jahren gesät haben. Im Skandinavien-Geschäft dauert es ungeheuer lange, bis etwas so aufgebaut ist und ein gewisser Grundstock an Kunden vorhanden ist.»

Im Moment steht Norwegen bei den Traveltrend-Kunden besonders hoch im Kurs. «Teilweise werden auch aussergewöhnliche Kombinationen verlangt – zum Beispiel eine Kombination von Hurtigruten, Spitzbergen und Island oder Norwegen kombiniert mit Grönland und Island. Völlig verrückt und vom Technischen her fast unmöglich. Diese Reisen findet man natürlich so nicht in unseren Broschüren, was uns extrem viel Arbeit gibt. Das sind halt Freuden und Leiden eines Spezialisten», erklärt Wäger.

AG Traveltrend verkauft zu ungefähr gleichen Teilen direkt an Konsumenten und via Agenten. Die Firma gehört zu den wenigen noch eigenständigen Veranstaltern in der Schweiz. Ist der Verkauf der Firma an einen Grossen ein Thema? «Das ist sicher nicht unser vorrangiges Ziel. Aber auch wir kommen langsam in die Jahre. Barbara Moser ist noch ein paar Jahre länger dabei als ich. Wir haben schon noch Zeit, sind darum auch nicht in Zugzwang. Wir suchen nicht aktiv. In zwei bis drei Jahren gibt es vielleicht ein Management-Buy-out, wer weiss. Ich würde das sehr gerne sehen. Es muss also nicht jemand einen Gewaltakt vollbringen und uns einen Haufen Geld offerieren», so Wäger.

Chris Probst