Nicht ohne Hilfe von Star Alliance (Ausgabe 2006-45)

Jean-Claude Raemy über das Interesse von US Airways an Zürich

US Airways interessiert sich offiziell für die Aufnahme von Nonstopflügen zwischen ihrem Hub Philadelphia und Zürich. Die Pläne liegen schon seit Jahren in der Schublade, doch die Probleme infolge von 9/11, die fast das Aus von US Airways bedeuteten, machten dem Vorhaben ein Ende. Jetzt, da US Airways dank der vollzogenen Fusion mit America West Airlines, der Aufnahme in die Star Alliance und einer erfolgreichen Kostensenkungs-Initiative wieder nach vorne schauen kann, wurden die Zürich-Pläne wieder ausgegraben.

Der Markt hat nicht darauf gewartet. In diesem Sommer wurden alleine nach New York, das nur gerade zwei Autostunden von Philadelphia entfernt liegt, 1180 Sitze täglich aus der Schweiz (ab Zürich und Genf) angeboten. Schweizer konnten für ihre USA-Flüge täglich aus 2400 Online- und mindestens ebenso vielen Offline-Sitzen auswählen. Da der US-Flugmarkt ex Schweiz relativ schwach wächst, blieb das Preisniveau im Transatlantikbereich mit Ausnahme der Spitzenzeiten entsprechend tief.

Ein neuer Carrier bringt zwar meist etwas Mehrgeschäft. Ob US Airways mit der Destination Philadelphia aber 203 (B-767) bis 266 (A330) zusätzliche Sitze füllen kann, ist fraglich – wobei noch nicht klar ist, mit welcher Frequenz Zürich bedient werden soll. Philadelphia ist in der Schweiz vor allem für Business-Kunden von Interesse, im Leisure-Bereich dürfte die Nachfrage trotz des guten Hubs schwach sein.

US Airways geht gewiss keine unüberlegten Risiken ein. Einerseits zwingt der US-interne Preisdruck durch die Low-Cost-Konkurrenten dazu, das Heil in lukrativeren Transatlantikstrecken zu suchen. Delta, Continental, American und United haben ihre Europa-Netzwerke schon massiv ausgebaut, so dass US Airways aufholen muss. Es gilt aber weiterhin: Der US-Markt hat Interesse an Europa. Und da die US-Yields deutlich höher als jene in der Schweiz sind, reicht die Mischrechnung für die Lancierung einer weiteren Nordatlantikstrecke nach Zürich vielleicht aus.

Ein Trumpf ist zudem die Star Alliance: Vielleicht kann man sich – wie United – Codeshares mit Swiss sichern. United wird im Interesse einer optimalen Star-Alliance-Abdeckung keine Steine in den Weg legen. So gesehen könnte der lange geplante Zürich-Flug von US Airways doch Erfolgschancen haben – und somit Realität werden.