Vorteil zugunsten der Agenten (Ausgabe 2006-41)

Peter Kuhn über die Travelhouse-Kommissionierung

Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Spannung: Da haben sich in den vergangenen Monaten verschiedene Generalisten, oder wie man Anbieter einer vielfältigen Produkte-Palette auch immer nennen mag, veranlasst gesehen, so genannte Spezialisten auf deren ureigenstem Terrain anzugreifen. Und die mitunter bereits recht gewichtigen Nischen-Player haben ihrerseits nichts unversucht gelassen, sich als Player in allen denkbaren Produkt-Nischen zu profilieren. Das Resultat ist bekannt: Der Agent und damit letzten Endes auch der Kunde hat mehr als je zuvor die Qual der Wahl.

Nachdem nun die Anzahl der Fische im Teich entscheidend vermehrt wurde, geht es für die betroffenen TOs darum, die entsprechenden Köder, sprich Kommissionen, zu verteilen. Das haben zuerst TUI Suisse und nun auch Travelhouse getan. Beide TOs haben ihre Produkte-Palette in den vergangenen Jahren und Monaten ausgeweitet. Kein Wunder, wenn beide TOs zu ähnlichen Ködern greifen. Volumen wird einmal mehr stark und stärker honoriert, etwa mittels Steigerungs-Boni. Erstmals bekennt sich auch Travelhouse – kaum ganz freiwillig – zu diesem Mittel, schliesslich sollen die Agenten den Kraftakt der Instant-Lancierung neuer Marken auch gebührend würdigen. Travelhouse-Chef Thomas Stirnimanns Handschrift bei der Ausarbeitung der neuen Kommissions-Regelung ist spürbar: Wen immer der unabhängige Agent als Prioritätspartner für das Massengeschäft wählt, Travelhouse soll der Spezialisten-Prioritätspartner sein. Wohl auch für die Mitglieder der TTS-Gruppe, die auch dem Lockruf hoher Verdienstmöglichkeiten bei gutem Service erliegen werden.

Damit sind erste Zeichen für die andern TOs gesetzt. Man darf den weiteren Modellen mit Spannung entgegensehen. Einmal mehr dürfte die Hotelplan Swiss Group unter Druck stehen oder geraten, ist doch deren Spezialisten-Portefeuille nach wie vor eher dürftig. Zusammen mit der TUI-Suisse-Offensive könnte das den einen oder anderen Agenten dazu verlocken, künftig auf Kuoni oder TUI Suisse plus einen Spezialisten zu setzen, und dies unabhängig von irgendwelchen Produkt-Qualitäten. Denn je länger je mehr ist auch den Agenten ihr eigenes Hemd am nächsten. Nicht nur den grossen TOs, wie die jüngsten Entwicklungen am Charter-Himmel  aufzeigen. Eines aber ist sicher: Die Agenten werden ernster als auch schon genommen. Das wird ihnen gut tun, auch wenn die Nachhaltigkeit noch fehlt.