Kein Besonderer Grund zum Jubeln (Ausgabe 2006-42)

Peter Kuhn zum Herbstgeschäft

Der Herbst, man weiss es unterdessen, dient den Schweizer TOs je nachdem zur Verschönerung, Verbesserung oder Abrundung der Bilanz des Geschäftsjahres. Dem ist offenbar noch immer so, stellt man auf die zwar nicht repräsentative, aber nicht minder interessante Umfrage ab, die TI kürzlich bei einigen Retailern durchgeführt hat. Das wird die TOs freuen.

Aber der Tenor bei den Retailern war auch schon enthusiastischer. Man vernimmt bisher ungewohnte Zwischentöne und nimmt zur Kenntnis, dass einzelne Ziele auch im Herbst nicht auf Touren kamen. Dazu kommt, dass der Trend weg vom Sommer und hin zum Herbst – stützt man sich auf die Aussagen der grossen TOs – wohl eher am Abflauen ist. Falls es ihn denn je gab und er nicht eher aufgrund einer optischen Täuschung, die kaum nachhaltig war, herbeigeredet wurde.

Dazu kommt, dass es sich auch bei den Schweizern herumgesprochen hat, dass viele TOs Hochsaison-Zuschläge kassieren, die nicht auf entsprechend hohen Einstandspreisen basieren. Gewiss, es entspricht kaufmännischem Denken und Handeln, die Gesetze von Angebot und Nachfrage spielen zu lassen. Dass es auch in diesem Herbst wieder zu Engpässen gekommen ist, hat wohl damit zu tun, dass einige TOs – und zwar nicht die kleinsten – ihre Kapazitäten nicht mehr einfach ins Unermessliche gesteigert haben. Das kann neben einer kaum exponentiell zunehmenden Rentabilität auch mit Überlegungen zur Qualität zu tun haben.

Oder ist die spürbare Zurückhaltung bei den Retailern damit zu erklären, dass sie von einem sehr guten Sommergeschäft verwöhnt wurden und sich dieses nicht im selben Mass auch im Herbst fortgeschrieben hat? Auch die Einschätzung des Geschäfts mit der kommenden Wintersaison fällt (noch?) nicht sehr euphorisch aus. Sieht man einmal von Vorausbuchungen für heisse Daten durch vorausdenkende Reisende, sprich Familienväter, ab. Allerdings ist die Saison noch kaum in Gang gekommen. Noch ist wenig, wenn überhaupt etwas verloren. Im Gegenteil. Mehrere Tage Hochnebel sind unter Umständen bereits Grund genug, wenigstens während einiger Ferientage an die Sonne entfliehen zu wollen. Hilfreich wird auch der weitere Verlauf der Wirtschaftserholung sein. Und da sprechen die meisten Auguren zwar von einem weiteren, wenn auch etwas langsameren Wachstum. Die Meinung, dies gelte für die Tourismusbranche nicht, ist bisher noch nicht geäussert worden.