Gebt dem neuen Team Zeit (Ausgabe 2006-46)

Jean-Claude Raemy zur Kuoni-Restrukturierung

Das Jahr 2006 hat sich bei den grossen Schweizer Tour Operators bisher vor allem dadurch ausgezeichnet, dass es zahlreiche Schlagzeilen gab, auf die man lieber verzichtet hätte, sprich die vor allem Interna und Organisatorisches betrafen statt Performance und Produkt. Davon blieb auch Kuoni nicht verschont – man denke an das Zerwürfnis zwischen Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid und dem Top-Management. Schnell häuften sich kritische Stimmen, und es entstand der Eindruck, dass der Branchenprimus ein ernsthaftes Problem habe.

Was hat es damit auf sich? Die «Unruhe im Unternehmen» wurde mit der Demission von Andreas Schmid beigelegt. Der hin und wieder damit in Verbindung gebrachte «Aderlass im Management» scheint intern nur am Rande ein Thema zu sein. Gewiss, es hat innert eines Jahres gewichtige Wechsel an der Spitze gegeben – nach Hans Lerchs Abgang suchten auch seine «Boys» Thomas Stirnimann und Walter Brüllhardt ihr Glück anderswo, ein Koni Iten oder Daniel Reinhart verliessen das Unternehmen. Man kann diese Wechsel aber auch als Chance sehen. Es kommen neue Kräfte, mit neuen Ideen, womöglich ohne «alte Zöpfe».

Es ist doch bemerkenswert, dass von oben bis unten auf bewährte Kräfte gesetzt wurde, also im Prinzip nur ein Generationenwechsel mitsamt einigen notwendigen Restrukturierungen stattgefunden hat. Mit Ausnahme der Konzernspitze wurden eigentlich stets bewährte, langjährige Mitarbeitende nachgezogen.

Das hat Marianne Häuptli, selber seit 18 Jahren bei Kuoni und seit November Chefin von neu 220 Mitarbeitern, bei der Zusammenführung der Bereiche Badeferien und «Rest of World» auch so gemacht. Sie hat auf Kuoni-interne Kräfte gebaut, Mitarbeitende befördert und/oder neu eingesetzt und so Einbrüche im Know-how und in der Produktions-Erfahrung verhindert. Die Umstrukturierung im Bereich Badeferien war übrigens noch von Walter Brüllhardt selber eingeleitet worden.

Bei Kuoni entsteht ein neues Team mit neuen Loyalitäten. Es wird seine Zeit brauchen, bis «die Automatismen klappen», wie man im Fussball sagt. Bis Ende Januar wird die neue Organisation gefestigt sein. Das Ziel hat Häuptli klar formuliert: Sie will «die Top-Position im Schweizer Reisemarkt verteidigen». Dazu muss man ihr die notwendige Zeit einräumen, um Resultate zu bringen.