Des einen Freud’ ist des andern Leid (Ausgabe 2006-48)

Peter Kuhn zum Belair-Einzelplatz-Verkauf

Im Rahmen der offenbar dringlichen Massnahmen zur Ertragsverbesserung haben sich das Management der Hotelplan Swiss Group (HPSG) und die Konzern-Tochter Belair unter anderem dem vermehrten Einzelplatz-Verkauf verschrieben. Das ist legitim, vor allem wenn man Kurzstrecken-Flugzeuge sein eigen nennt, deren Grösse vornehmlich für die vergangenen Tage der Schönwetter-Periode vor 9/11 und den Betrieb von Rennstrecken taugt. So weit, so gut. Denn noch werden dadurch keine Interessen Dritter beeinträchtigt. Und niemand wird dagegen auch nur das Geringste einwenden.

Dies ist erst dann der Fall, wenn der Carrier seine Preise anders kalkuliert und tiefer anbietet als der Tour Operator. Bezahlt die Airline dann noch keine Kommission auf den tieferen Preisen, fühlt sich der Agent für dumm verkauft. All dies trifft zum Teil für das neue Geschäftsgebaren von Belair im Einzelplatzverkauf zu und sorgt für gehörige Verärgerung bei den Agenten. «Die Presse sollte dieses agentenfeindliche Vorgehen anprangern», meint zum Beispiel Hanspeter Pfändler von der Retailervereinigung Star. TRAVEL INSIDE ist am Puls der Branche und nimmt den Ball hiermit auf.

In der Tat begibt sich Belair mit dem Segen der HPSG-Chefs auf dünnes Eis und setzt die sonst nicht eben schlechten Beziehungen zu den Agenten mutwillig aufs Spiel. Vielen Agenten geht es eigentlich weniger um die Tatsache, dass sich  Belair mit teils tieferen Preisen als den auf den Nur-Flug-Listen der HPSG-TOs vermerkten, im Internet tummelt, sondern um die Tatsache, dass der Carrier/TO den Agenten eine weitere Möglichkeit nimmt, Geld zu verdienen. Denn diese können zwar die tieferen BHP-Tarife auch buchen, nur, auf eine Kommission müssen sie verzichten. Und noch etwas: Nicht nur geht dem Reisebüro die Kommission in die Binsen, es droht auch noch weitere Kunden an das Web zu verlieren. Das kann ja wohl nicht im Sinne der viel beschworenen Partnerschaft zwischen TOs und Agenten sein.

Hotelplan ist sich zwar der wenig idealen Situation bewusst, gedenkt diese aber nicht zu verändern. Die Argumentation ist dabei einfach: Die Reisebüros haben beim Aufkommen der Low Cost Carrier zum Teil sehr schnell und massiv auf die neuen Player im Markt gesetzt und damit ihrerseits jahrelang gepflegte Partnerschaften ebenso mutwillig aufs Spiel gesetzt. Da gibt es offenbar für beide Parteien Nachholbedarf in Sachen Gewichtung und Pflege von Partnerschaften.