«Sag mir, was du verdienst…» (Ausgabe 2006-48)

Hans-Rudolf Baumann zur Gebührenfrage

«Sag mir, was du verdienst, und ich lege eventuell noch ein bisschen was drauf.» Nach diesem Motto sollten die Geschäfte am Reisebüro-Counter dereinst abgewickelt werden, wenn es nach dem Willen eines Konsumentenschützer-Magazins ginge. Es spricht den Reiseverkäufern schlicht das Anrecht auf die mit einem Reiseverkauf (noch) verbundenen Kommissionen ab. Der Käufer, der wohl beschützte Konsument, könne sich allerdings grosszügig zeigen und darauf verzichten, dass ihm diese Kommission ausbezahlt werde – sofern der Verkäufer bereit ist, ihm die Höhe der Selbigen zu verraten.

Die Offenlegung der Kommissionszahlungen könnte (immer nach Lesart des Magazins «Saldo») zu noch Erfreulicherem führen: Wenn sich der Kunde davon überzeugen lässt, dass die Kommission für den Verkauf des fraglichen Reisearrangements nicht eben fürstlich sei und keinen Vergleich mit in Bankenkreisen üblichen Boni aushalte, so kann er sich gnädigerweise mit der zusätzlichen Bezahlung einer Bearbeitungsgebühr einverstanden erklären.

Der SRV möchte es natürlich nicht so weit kommen lassen. Die dezidierten Aussagen, welche verschiedene Rechtsprofessoren zum brisanten Thema gemacht haben sollen, geboten Eile. Richtigerweise lässt der Verband, offenbar sekundiert von den grossen Reiseveranstaltern, juristisch abklären, ob das Bundesgerichtsurteil 4C.432/2005 vom 22. März 2006 für die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettete Reisebranche ebenso Gültigkeit haben könne wie für Millionen schwere Deals in der Bankenwelt.

Der Reisebranchen-Menschenverstand will dies nicht glauben. Es muss, so meint er, doch erlaubt sein, eine Reise zu einem vom Produzenten vorgegebenen oder empfohlenen Betrag zu verkaufen und dafür von Produzentenseite mit 5 bis 12 oder gar 15% Kommission entschädigt zu werden. Anders als im Bankengeschäft herrscht im Reisebüro Transparenz.

Dass am Counter in Zukunft neben dem klaren Gebührentarif noch eine viel weniger aussagekräftige Liste namens «Unsere Kommissionen» aufzulegen sei, will dem Reisebranchen-Menschenverstand auch nicht einleuchten. Der Seriosität der Branche wären mit Hinweisen wie «Wenn wir bis Ende Jahr für 500000 Franken Reisen von XY-Tours verkaufen, bekommen wir (oder Sie, geschätzter Kunde) dafür 12% Kommission – wenn nicht, werden es leider nur 10 oder 11% sein» sicher nicht gedient.