Eigenvertrieb kommt vor Fremdvertrieb (Ausgabe 2006-49)

Norman C. Bandi über die Distribution bei den Generalisten

Die Generalisten der Schweiz nehmen Stellung zur Distribution in der Reisebranche – heute und morgen. Die grossen Veranstalter sind
davon überzeugt, dass es in 20 oder 30 Jahren sowohl Agenten als auch Filialen noch geben wird, weil die Menschen zunehmend persönliche Beratung von Menschen wünschen – und dafür weiterhin ins Reisebüro gehen werden. Diese Aussagen täuschen nicht über die Wichtigkeit direkter Distributionsfaktoren hinweg.

Dem Internet prophezeien die Generalisten nämlich ein anhaltendes Wachstum. Kuoni will seinen Internetanteil von 6,5 Prozent in den nächsten drei Jahren verdoppeln, und mittelfristig wird ein Absatzvolumen von 15 bis 20 Prozent als realistisch bezeichnet. Auch TUI Suisse glaubt daran, dass in 10 Jahren 15 bis 20 Prozent des eigenen Angebots – egal ob pauschal oder individuell – über das Internet abgesetzt wird. Selbst wenn der Internet-Hype auch in der Reisebranche vorbei ist, wie es Christof Zuber (CEO des Hotelplan-Konzerns) festgestellt hat, so gibt es in diesem Bereich trotzdem noch immer ordentliche Wachstumschancen.

Dieser Absatz muss sich irgendwie auf die unabhängigen Wiederverkäufer auswirken. Der Eigenvertrieb dürfte weiter an Bedeutung gewinnen. Den Anteil des Fremdvertriebs beziffern die Generalisten mit Werten von 45–55%. Das heisst, rund die Hälfte ihres Umsatzes generieren die Generalisten über ihre eigenen Distributionskanäle. Aus der Umfrage von TI geht hervor, dass sie in naher Zukunft sowohl ins Internet als auch in ihre Filialen investieren. Im Falle des Internets lautet das magische Wortpaar «Dynamic Packaging» – als letzter der drei Grossen lanciert Kuoni dieses Segment im Januar. Im Falle der Filialen lautet das Credo «Reisebüro der Zukunft» – verbunden mit einem «Agency Lifting» der bestehenden Shops.

Die Filialnetze von Kuoni und Hotelplan wurden in den drei letzten Jahren zurückgefahren. Beide Unternehmen haben ihre eigenen Reisebüros auf plus/minus 100 redimensioniert. Gleichzeitig haben die Generalisten ihre Markenphilosophie angepasst. Die Mehrheit der Filialen tragen mittlerweile die Namen Kuoni, Hotelplan und TUI. Helvetic, Esco und Imholz hatten das Nachsehen. Parallel dazu werden neue, trendige Marken aufgebaut. Bei Kuoni heisst sie World Class. Bei Hotelplan ist es der Travel Mart. Und bei TUI? Tipp: Premium. Alles wird interaktiv – und diesbezüglich kommt der Eigenvertrieb deutlich vor dem Fremdvertrieb.