Folgt dem Finetuning die Flurbereinigung? (Ausgabe )

PETER KUHN ZUM CHARTER-SOMMER 2007

An spektakulären Branchen-Ereignissen hat es in den vergangenen Wochen und Monaten nicht gefehlt. Wer glaubt, diese hätten sich auf die Charter-Planung 2007 entscheidend ausgewirkt, irrt. Wer meint, zur Tagesordnung übergehen zu können, ist auch auf dem Holzweg. Denn für 2008 könnte es spannend werden.

Da ist der Deal Hotelplan/Travelhouse, der sich in puncto Charter noch nicht ausgewirkt hat. Sierramar fliegt neu auch mit Edelweiss. Wie denn generell Travelhouse und TUI bei Edelweiss und Belair im Rahmen der Suche nach neuen Partnern (wieder) salonfähig sind. Das wird kaum nachhaltig sein, denn die neuen Eigner werden wohl ein Machtwort sprechen. Nur: Man tut gut daran, das Charter-Volumen der Travelhouse-Töchter und deren Risiko-Bereitschaft nicht zu überschätzen. Belair wird dank Travelhouse allein nicht entscheidend produktiver. Vor allem dann nicht, wenn – wie offenbar praktiziert – Travelhouse von Belair angeboten wird, Air Berlin-Preise zu matchen.

Womit der relativ neue Player Air Berlin ins Blickfeld gerät. Dessen Rolle hat gegenüber 2006 wieder an Gewicht gewonnen. Solange Hunold und Co. Erfolg haben, wird ihr Einfluss  zunehmen. Sie offerieren nicht nur deutsche Preise, sondern auch eine hohen Flexibilität, die kleineren Gesellschaften abgeht. Sie werden allerdings mit einer Ausnahme (Madeira) von den beiden Grossen konsequent geschnitten. Sie sind sich deshalb nicht zu schade, Klein- und Kleinstkontingente auch an deutsche Newcomer zu vergeben, deren Risiko bei den Bestellern liegt. Im Gegensatz zu Helvetic Airways, die solche Risiken meist selbst trägt, um ins Geschäft zu kommen oder dort zu bleiben. Helvetic kann wohl neben den häufigeren Frequenzen bald nur noch den Trumpf der Flugzeug-Grösse (100-Plätzer) ausspielen. Die Entwicklung bei Swiss, wo vor allem Airbusse gefragt sind, zeigt aber die Grenzen dieser Hoffnungen auf. Vor allem im Modular-Geschäft ist aber für Helvetic noch Hoffnung vorhanden.

Wie werden sich die beiden grossen Blöcke künftig verhalten? Ihnen droht von Air Berlin die grösste Gefahr. Das wissen sie und sprechen deshalb hinter den Kulissen miteinander über Sinn und Unsinn zweier eigener Airlines. Noch ist alles offen. Aber 2007 soll das Jahr der Wahrheit werden. Im Herbst könnte der Entscheid zum Zusammenlegen von Edelweiss und Belair fallen. Zwei Fragen scheinen noch offen zu sein: Wer übernimmt den Lead und ab wann?