Smart oder naiv? (Ausgabe 2006-51)

PETER KUHN ZUM TTS-ENTSCHEID ÜBER TO-PARTNER

Im September teilte die TTS-Gruppe mit, ihre Mitglieder würden künftig auf die eigenen Veranstalter als erste Prioritäts-Partner setzen und nur noch zwei statt drei Reiseveranstalter als Partner zweiter Priorität bezeichnen. Damit schied Travelhouse als den TTS-TOs am nächsten stehender Mitbewerber als Partner aus.

Nun ist diese Wahl zu einem Hornberger Schiessen geworden. Weshalb? Nicht nur aus Kreisen der betroffenen TOs ist zu hören, die TTS-Gruppe umfasse zwar interessante Einzel-Mitglieder, sei aber für geschlossene Auftritte zu heterogen. Das Rückkommen auf den ersten Entscheid überrascht deshalb nur bedingt. Hätte der TTS-Vorstand dies nicht vorher ahnen müssen? Eigentlich schon. Angesichts des Verhandlungsgeschicks der TTS-Vertreter wäre es aber ungerecht, von «Naivität» zu sprechen. In selbst gestellte Fallen tappen nur Träumer.

Viel mehr macht die Variante «Smartness» Sinn. Indem die TTS-Chefs von einer Reduktion der Partner sprachen, brachten sie diese auf Touren. Die offenbar attraktiven Offerten bezeugen dies. Bei allen drei TOs ist die Wertschätzung der TTS-Mitglieder gross. Und: Hotelplan und Kuoni müssen unter dem seit zwei Jahren von den TTS-Mitgliedern praktizierten Shiften zu TUI Suisse «gelitten» haben, spricht doch die TTS-Gruppe von einem «Erfolgserlebnis». Kommt dazu, dass Hotelplan nach der Übernahme der Travelhouse-Gruppe allen Grund hatte zu vermuten, das Opfer der neuen Prioritätsordnung zu werden.

Auch wenn keine Partei Einblick in die Vereinbarungen geben will, kann man davon ausgehen, dass Hotelplan ein Angebot abgegeben hat, an dem die TTS-Gemeinde nicht vorbeikam. Weil die TTS-TOs auch ein Interesse daran hatten, von möglichst vielen Filialbetrieben der grossen drei verkauft zu werden, verbesserte sich die auf Grund der unmittelbaren Vergangenheit schon gute Ausgangsposition von TUI Suisse. Und die Kuoni-Vertreter mussten am wenigsten pokern, denn eine Mehrheit der TTS-Büros hätte sich wohl bei einem Verzicht auf Kuoni quergestellt. Fazit: Eine nicht integrierte Kooperation ist zwar in kommerziellen Belangen nach aussen schwer zu steuern, aber Schlitzohrigkeit kann dieses Handicap ausgleichen. Die TTS-Taktik scheint aufgegangen zu sein. Wäre da nicht noch eine entscheidende Frage offen: Führt die Goodie-Entgegennahme aus drei Händen zu grösseren oder kleineren Profiten als die Konzentration auf zwei Partner? Ob die TTS-Verhandler smart und naiv zugleich waren, wird sich Ende 2007 weisen.