Hotelplan hat ein Problem: Belair (Ausgabe 2007-10)

Urs Hirt über Hotelplans Geschäftsjahr 2005/2006

Auf den ersten Blick präsentieren sich die Zahlen zum Geschäftsjahr der Hotelplan-Gruppe positiv. Der Umsatz konnte bei allen Gesellschaften gesteigert werden und der Konzern- gewinn erhöhte sich um über 90% auf CHF 31 Mio. Beim zweiten Blick stellt sich Ernüchterung ein: Die Gewinnsteigerung resultiert vorwiegend aus dem Verkauf von Hotelplan Holland und des Ikaros Village auf Kreta, und der Gewinn vor Steuern und Taxen (EBIT) liegt wegen Sozialplankosten für Hotelplan Holland und Rückstellungen für den Hauptsitz in Glattbrugg um 32,5% tiefer als im Vorjahr (im Fünf-jahresvergleich resultiert immer noch ein Minus von 6,2%). Nicht verwunderlich, dass Gruppen-CEO Christof A. Zuber die operative Profitabilität als ungenügend bezeichnet.

Das trifft vor allem auf die Hotelplan Swiss Group (HPSG) zu, die trotz Umsatzsteigerung, Prozessoptimierung, Straffung des Filialnetzes, Abbau von 50 Personaleinheiten sowie konsequentem Kostenmanagement mit Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe die Ertragsziele nicht erreichen konnte. Die HPSG hat ein veritables Margenproblem, das mit Überkapazitäten auf dem Schweizer Reisemarkt erklärt wird.

Diese Überkapazitäten sind grösstenteils haus-gemacht, denn die HPSG steht in der Pflicht, die eigene Belair auszulasten. Und das ist ihr mit 82,3% nicht gelungen, eine rentable Auslastung müsste bei mindestens 90% liegen. Das Problem der HPSG heisst Belair. Dieses zu lösen wird die grösste Herausforderung sein. Alle Optionen, auch eine Fusion mit Edelweiss zu einer grossen Schweizer Charterfluggesellschaft, müssen geprüft werden. Profitabilität hat Priorität, auch unpopuläre Entscheide könnten daraus resultieren. Es kann nicht sein, dass bei steigenden Umsätzen und gleichzeitig sinkenden Kosten die Rentabilität auf der Strecke bleibt.

Für die Hotelplan-Gruppe ist die Gestaltung der Zukunft die grosse Herausforderung. Die finanziellen Mittel für eine Expansion sind vorhanden. Der Markt Schweiz ist gesättigt, dies dürfte also nur im Ausland machbar sein, denn die Hotelplan-Gruppe hat im Konzert der grossen europäischen Reiseunternehmen eine kritische Grösse. Die Alternative hiesse abspecken und verkleinern, nach dem Motto: «Lieber weniger Grösse, dafür mehr Rendite.» Christof A. Zuber dürfte es an Ideen und Visionen nicht fehlen, wie der Travelhouse-Coup eindrücklich belegt. Doch da hat die Mutter Migros ein gewichtiges, entscheidendes Wort mitzureden.