Hauptsache, der Kunde fliegt (Ausgabe 2007-10)

Guido Casanova zum Charterbusiness in der Schweiz

Was ist der Unterschied zwischen einer Liniengesellschaft und Chartergesellschaft? Selbst einem gewieften Branchenkenner fällt die Antwort schwer. Blättert man in der neusten Ausgabe des Charter-Sonderhefts, fällt auf, dass sich immer mehr Network Airlines und Low Cost Carrier ins klassische Chartergeschäft drängen. Die typische Ferienreise der etablierten Veranstalter – Charterflug, Hotel und Landarrangements im 7-, 14- oder 21-Tage-Rhythmus – ist am Aussterben. Vollcharter, besonders auf den grossen Maschinen, werden immer seltener. Die Anbieter teilen sich das Risiko auf dem Flug, ob nun auf den klassischen Chartergesellschaften wie Edelweiss, Belair sowie Condor oder auf einer Low Cost Airline oder gar Linienmaschine.

Der Konkurrenzkampf ist so scharf wie nie zuvor. Was vor Jahren noch unmöglich schien, gehört heute zur Tagesordnung. Tour Operators wie TUI, Travelhouse oder Esco geben nicht zum ersten Mal eine eigene, spezielle Nurflug-Preisliste für ihre Ferienflüge raus. Auch auf der Edelweiss-Homepage können seit geraumer Zeit Einzelsitzplätze direkt gebucht werden. So kann sich der Kunde seine Ferienreise nach seinem Gusto und Budget zusammenstellen. Dass sich die Reisebüros über diesen Direktverkauf ärgern, ist verständlich, doch nicht angebracht.

Nicht mehr allein der Preis sei ausschlaggebend, sondern auch die Flexibilität des Flugangebots, meint HPSG-CEO Peter Spring auf die Frage, was bei der Buchung für den Kunden entscheidend sei. Hier nützt etwa Air Berlin (AB) ihre in kurzer Zeit erreichte Marktposition. Eine Trennung von Charter und Linie gibt es nicht mehr. Auf ihren täglichen Linienflügen schliesst AB mit Reiseanbietern Risiko- und Kontingentverträge ab. Vollcharter gibt es keine, Air Berlin behält immer Sitzplätze für den Eigenverkauf.

Hier sollten die Reisebüros einhaken und die Chance nutzen, für ihre Kunden individuelle Arrangements zusammenzustellen. Immer mehr Ziele werden von immer mehr Airlines angeflogen. Kleinere Airports sind gefragt. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass der Schweizer direkt von Altenrhein oder Sion abfliegt. Von Bern-Belp aus kann man in diesem Sommer schon zehn Destinationen anfliegen. Lokale Wiederverkäufer und Veranstalter können so schnell und günstig produzieren, sich auf dem Markt profilieren. Dem Kunden ist es letztlich egal, ob er per Charter oder Linie reist – Hauptsache, er fliegt in seine Ferien.
Das Charter-Sonderheft liegt diesem TI bei und kann unter www.travelinside.ch heruntergeladen werden.