Was hat US Airways in der Schweiz vor? (Ausgabe 2007-11)

Jean-Claude Raemy zum Markteintritt von US Airways

Das Amerika-Geschäft boomt. 5% Wachstum bei den Einreisen aus der Schweiz entspricht rund 12500 zusätzlichen Personen – Tendenz 2007 weiterhin steigend. Auch die Airlines haben folglich wieder Freude am Transatlantikgeschäft. Droht mit dem neuen Konkurrenten US Airways Gefahr für den Yield? Kaum: Bisher sind neue Tiefpreise erstaunlicherweise weitgehend ausgeblieben.

Bis Redaktionsschluss gab es ausser einem Promotionstarif von 400 Franken für ein Zürich– Philadelphia im Juni kaum nennenswerte Ta-rifaktionen. Ein Zürich–San Francisco für 369 Franken war zwischenzeitlich geladen, ist anscheinend aber bereits vergriffen. Wer in der Hochsaison mit US Airways nach Amerika fliegen möchte, stösst auf marktübliche Tarife.

Auch auf der Website von US Airways findet man keine günstigeren Tarife: Der günstigste Preis für ein Zürich– Philadelphia liegt bei 977 US-Dollar in der Buchungsmaschine; ein «Special Deal», den nur Aufmerksame auf der Homepage entdecken, liegt bei 798 US-Dollar. Das ist nicht aus Rücksicht gegenüber dem Trade: Vor wenigen Tagen kündigte US Airways an, ab
1. Mai statt 7% neu 0% Kommission zu zahlen.

Ebenfalls überraschend: Die Operator- und Consolidator-Tarife wurden noch nicht kommuniziert. Die Zeit für den Abschluss der Vertragsverhandlungen – auch mit Geschäftskunden – wird knapp. Das Airlinecenter, das wohl das Mandat als GSA verliert, dürfte sich kein Bein mehr ausreissen. Und von der Star Alliance hat US Airways bisher keine Starthilfe erhalten.

Man reibt sich verwundert die Augen: Sieht so der Eintritt in einen gesättigten Markt aus? Continental (vor acht Jahren) und United (vor drei Jahren) stiegen ebenfalls im Juni im Schweizer Markt ein – mit Promo-Tiefstpreisen in allen Vertriebska-  nälen, aggressiven Werbekampagnen, Fam Trips und vielem mehr. US Airways sollte schleunigst Branche und Konsumenten auf sich aufmerksam machen. Dem Vernehmen nach ist die bisherige Auslastung der Flüge nämlich eher dürftig.

Anscheinend will US Airways mit wenigen Investitionen – nur fünf Angestellte, keine Werbung – Marktanteile gewinnen. Der Schluss liegt nahe, dass die Strategen, vorwiegend im US-Domestic-Bereich geschulte ex-Angestellte der geschluckten America West Airlines, dem Point of Sale Schweiz keine Bedeutung zumessen und auf  Verkäufe ex USA setzen, oder aber die Eigenheiten des Schweizer Markts nicht erkannt haben. Das könnte ins Auge gehen.