Noch ist Helvetic Airways nicht verloren (Ausgabe 2007-11)

Peter Kuhn zur Fliegerei nach dem Süden

Halbzeit in Martin Ebners Airline-Abenteuer. Da ist eine Art Bestandesaufnahme angesagt. Nicht zuletzt im Hinblick auf eine Aussage Ebners im März 2006. Zwei Jahre wollte er Helvetic Airways (2L) einräumen, um sich am Markt zu beweisen. Andernfalls würde er handeln, sprich, sich zurückziehen. Einiges hat sich seither verändert.

Das Business-Modell wurde angepasst, die eigenen Ansprüche höher, der Flotteneinsatz zugunsten der eigenen Gesellschaft bescheidener. Nach wie vor stimmt vieles am Inflight-Produkt. Noch immer ist das Streckennetz aber volatil. Wie bei den verpönten Low Cost Carriers. Und Besserung ist kaum in Sicht. Primär ist da die mehr oder weniger grosse und auch eingestandene Abhängigkeit von Tour Operators zu nennen.

So ist zum Beispiel Genf keineswegs wegen der Liebe der 2L-Bosse zur Romandie zum 2L-Ziel geworden.
Den Ausschlag für den W-Flug gaben Veranstalter. Diese favorisieren aber aus kommerziellen Gründen das tiefste Preisangebot. Solange sich dieses gegenüber der Kundschaft vertreten lässt. Treue spielt in einer Welt des Ausspielens von Kostenvorteilen eine kleine Rolle. Nun ist Konkurrenz im Anzug. Das dürfte in einem Fall bald für Turbulenzen sorgen. Air One plant ab Ende März tägliche Flüge von Zürich nach Neapel. Zu Preisen, die es in sich haben. Noch sind die TOs an 2L gebunden. Aber  im Zweifelsfalle werden sie ihren Kunden eine Alternative anbieten können, so das Angebot  befriedigt. Wetten, dass Neapel spätestens im nächsten Frühjahr kein 2L-Ziel mehr ist.

Umso mehr, als Air Berlin für 2008 wohl Süditalien ins Visier nehmen wird. Die Tour Operators werden spätestens diesen Herbst davon erfahren. Dann wird es auch hier zu 2L-Verzichten kommen. Air Berlin betreibt grössere Maschinen. Das hat Vor- und Nachteile. Die letzteren macht der deutsche Lowcoster durch eine weitaus grössere Nachfrage wett, ohne die preislichen Vorteile aufs Spiel zu setzen. Im Klartext: ITS Coop, Aldi und Tchibo werden wohl kaum Kunden von Helvetic Airways werden. 

Die Nagelprobe steht also für 2008 an. Ausgerechnet dann, wenn Ebner über die Weiterführung seines Engagements entscheiden will. Noch zeichnen sich auch für 2007 keine neuen Strecken ab. Dabei hat die Airline bis dato erst 57% der Sommer-Kapazität seiner drei Fokker 100 verkauft. Da kommt der Swiss-Wetlease der vierten Maschine bis Ende Oktober wie gerufen. Aber ob das als nachhaltiger Geschäftszweck einer Firma genügt? Oder ist Helvetic Airways gar nur Ebners Luxus-Spielzeug?